Bayern: Interoperable Plattform vernetzt Krankenhäuser Aufbau des Patientenportals für über 100 Kliniken beginnt
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Digitalisierung geht besser gemeinsam: In Bayern haben über 100 Kliniken Fördermittel und Ressourcen gebündelt und bauen ein Patientenportal auf. In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Akteure das Projekt vorgestellt.

Im Mai haben bayerische Krankenhausträger ihre Ressourcen in einer Genossenschaft, der Klinik IT eG, gebündelt und sofort das Vergabeverfahren für ein Großprojekt gestartet: den Aufbau eines gemeinsamen Patientenportals. Jetzt wurde die EU-weite Ausschreibung abgeschlossen und das Projekt kann starten – den Zuschlag für den Aufbau der interoperablen Plattform des Portals erhielt Siemens Healthineers als Generalunternehmer. Koordiniert wird das Projekt durch die Klinik IT eG. Bis Ende 2024 sollen Plattform und Patientenportal in Betrieb gehen.
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Digitalplan Bayern: Krankenhauswesen
Kliniken gründen IT-Genossenschaft
Initiiert wurde das Vorhaben von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft e. V. (BKG) und der Klinik-Kompetenz-Bayern e.G. (KKB).
Über das Portal können künftig Patientinnen und Patientinnen aller 110 beteiligten Kliniken virtuell mit ihrem Krankenhaus interagieren – „digital Termine mit ihrer Klinik vereinbaren, vor der Aufnahme in ein Krankenhaus relevante Daten und Dokumente bereitstellen oder bei der Entlassung zur Anschlussheilbehandlung in der Auswahl des geeigneten Leistungserbringers unterstützt werden“, wie Martin Gösele, Vorstand der Klinik IT eG, erläutert. Auch Chatfunktionen und Videosprechstunden sind geplant.
Effizienter Fördermittel-Einsatz
Die Finanzierung erfolgt zu großen Teilen über Mittel aus dem Krankenhauszukunftsfonds. Die einzelnen Kliniken bringen jeweils ihre Anteile ein, insgesamt stehe den beteiligten Krankenhäusern ein zweistelliger Millionenbetrag zur Verfügung. Manfred Wendl, Vorstandsmitglied der Klinik-Kompetenz-Bayern, der die gemeinsame Ausschreibung koordiniert hat, verweist auf den effizienten Einsatz der Mittel: „Es wäre für eine einzelne Klinik kaum möglich gewesen, ein Portal mit diesen vielfältigen und umfassenden Funktionalitäten und diesen Konditionen aufzubauen.“ Durch die Bündelung könne auch der Support für das Patientenportal gewährleistet werden. Außerdem werde eine Entlastung des Personals erwartet, wenn Patienten oder Angehörige weniger telefonieren müssten.
Die Plattform: interoperabel und offen für smarte Ideen
Prozess-Digitalisierung und technische Interoperabilität seien große Herausforderungen für jedes Krankenhaus, ergänzt Andreas Lange, verantwortlich für die Strategie und Technologie in der Klinik IT eG: „Mit dem gemeinsamen Aufbau und dem Betrieb der Plattform für die Patientenportale ist nun auf einen Schlag ein digitaler Verbund von ca. 26.000 Betten entstanden.“ „Wir nutzen Skaleneffekte und Synergien“, erklärt Dr. Stefan Schaller, Leiter Siemens Healthineers Central Western Europe. Er verweist zudem auf die Offenheit der Plattform: „Wir legen Wert auf IT-Standards, auf Interoperabilität, wir wollen keine proprietäre Lösung bauen.“ Es gebe viele smarte Ideen, die auch von kleineren Unternehmen, von Start-ups, eingebracht werden können. Die Plattform sei als Fundament zu sehen, auf der sehr viele Lösungen in Zukunft aufbauen.
Auch bei der die Klinik IT eG denkt man bereits weiter: Die 110 Kliniken seien der erste Schritt, weitere Kliniken könnten sich anschließen, künftig auch niedergelassene Ärzte. Zudem sei die Klinik IT eG nicht auf Bayern beschränkt, Initiativen aus anderen Ländern würden begrüßt, so Martin Gösele. Roland Engehausen, der gleichzeitig Vorsitzender des DKG-Fachausschusses „Dateninformation und Datenkommunikation“ ist, sieht die Plattform als Leuchtturmprojekt für die deutsche Krankenhauslandschaft.
Datenschutz und Cybersicherheit haben Priorität
Doch erhöht das Portal die Angreifbarkeit der Kliniken gegenüber Cyberattacken, so dass ein Angriff alle Kliniken treffen könnte? Auch das war Thema bei der Pressekonferenz am 25. Oktober. Man gehe das Projekt mit dem höchsten Anspruch an Datensicherheit und Datenschutz an, erklärte Stefan Schaller, zusätzlich zu allen relevanten Standards und Zertifizierungen gehörten dazu auch die föderierte Datenhaltung, ein ausgeklügeltes Zugriffsrecht sowie Tests, auch durch ethische Hacker. „Ich bin auch davon überzeugt, dass wir hier für den Verbund eine Lösung bauen können, die mehr Sicherheit bietet für alle Teilnehmer, als wenn das ein Haus einzeln machen würde", so Schaller weiter. Das bekräftigt auch Manfred Wendl mit Verweis auf die getrennte Datenhaltung und Schutzmechanismen zwischen Rechenzentrum und Kliniken. Vor allem sei der Sicherheitsaspekt von Anfang an in der Ausschreibung berücksichtigt worden, verdeutlicht Roland Engehausen. Dies habe einerseits zu einem enormen Umfang der Ausschreibung geführt, aber auch dazu, dass alle Bewerber um das Vorhaben in der „höchsten Liga in Deutschland, was das Thema Kompetenz und Datensicherheit betrifft, spielen“.
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