Rund 25.000 Menschen sterben jährlich an Darmkrebs. Doch die Zahl müsste nicht so hoch sein, sagt die Barmer. Da der Krebs gut behandelbar sei, könnten regelmäßige Untersuchungen das Risiko einer schweren Erkrankung senken. Das Problem: Zu wenige Menschen gehen zur Vorsorge. Das „digitale Angebot“ der Kasse zur Früherkennung soll das ändern.
Im Jahr 2019 ließen nur 5,9 Prozent der Frauen und 3,6 Prozent der anspruchsberechtigten Männer einen Stuhltest zur Darmkrebsfrüherkennung durchführen. Zu wenig, findet die Krankenkasse Barmer und möchte diesen Prozentsatz durch die Möglichkeit einer digitalen Vorsorgeuntersuchung erhöhen.
Für den Test für zu Hause können die Versicherten über die Barmer-App oder die Homepage der Krankenkasse einen immunologischen Stuhltest anfordern. Zur Auswertung wird das Spezimen kostenlos an ein Labor gesandt, wo eine Untersuchung der Probe erfolgt. Über den Anbieter CARE diagnostica erhält der Patient anschließend postalisch das Ergebnis der Stuhlprobe. Konnte im Test Blut im Stuhl nachgewiesen werden, wird ihm zudem empfohlen, sich an einen Hausarzt zu wenden; der Arztbrief dazu liegt dem Testergebnis bei.
Die Barmer ermöglicht mit diesem Angebot Versicherten bereits ab 40 Jahren, eine Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Gesetzlich ist diese erst ab 50 vorgesehen.
Kommentar
Digitale Darmkrebsvorsorge oder Online-Shopping?
Die Barmer wirbt mit der Digitalisierung der Darmkrebsvorsorge, und auf den ersten Blick leuchtet das ein. Muss ein Patient doch nicht den lästigen Weg zu seinem Arzt auf sich nehmen, sondern kann einfach online den Test bestellen. Schaut man sich jedoch genauer an, was die Barmer zusammen mit dem Anbieter CARE diagnostica anbietet, scheint das Wort „Digitalisierung“ beinahe schon exzessiv. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet, ungeachtet ihrer Geschwindigkeit, weiter voran, und mit elektronischer Gesundheitskarte (eGK) und elektronischer Patientenakte (ePA) bietet sie bereits jetzt ein Spektrum an Potenzialen, Prozesse zu vereinfachen. Die Barmer nutzt diese in ihrem Angebot jedoch leider nur bedingt. Das Testverfahren zur Darmkrebsvorsorge besitzt keine technische Anbindung an die eCare, wie die Krankenkasse die ePA ihren Versicherungsnehmern seit 2021 vorstellt, oder die eGK. So kann das Ergebnis in der eCare zwar hinterlegt werden, jedoch lediglich auf freiwilliger Basis und mit Medienbruch. Digitalisiert ist die Darmkrebsvorsorge durch die Möglichkeit, Tests online zu bestellen, noch nicht. Der Medienbruch sowie die verpasste Möglichkeit, Potenziale der Digitalisierung wirklich zu nutzen, nehmen die Illusion einer digitalen Vorsorgeuntersuchung. Es scheint eher, als hätte die Barmer eine Art medizinisches Online-Shopping auf den Weg gebracht, worüber Patienten das Testkit bestellen können.