Projekt „Virtuelle Kinderklinik“ Bayern will Kinderkrankenhäuser landesweit vernetzen

Von Nicola Hauptmann Lesedauer: 3 min |

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Mit einer digitalen Plattform zur Vernetzung der Kinderkliniken und dem Ausbau der Kommunikationssysteme will sich Bayern gegen künftige Infektionswellen wappnen, der Freistaat stellt dafür über 5 Millionen Euro Fördermittel bereit. Wie wichtig Investitionen in Telemedizin und Monitorsysteme auch zur Entlastung der Pflegekräfte sind, zeigt ein Blick nach Starnberg.

Über die digitale Plattform TeleKiN sollen künftig in Überlastungssituationen sofort freie Plätze in umliegenden Kliniken gefunden werden
Über die digitale Plattform TeleKiN sollen künftig in Überlastungssituationen sofort freie Plätze in umliegenden Kliniken gefunden werden
(© Angela Rohde – stock.adobe.com)

Die Situation in den Kinderkliniken lässt für den Winter Schlimmes befürchten: Bereits Anfang August warnte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) vor Engpässen. „In der Großstadt München waren alle Kinderkliniken abgemeldet“, berichtete Prof. Florian Hoffmann, DIVI-Präsident elect, nach seinem Einsatz als Kindernotarzt. Dass Kinderkliniken am Limit sind, ist leider kein neues Phänomen; die Situation verschlechtert sich bekanntlich seit Jahren. Neu ist, dass diese Situation jetzt schon im Sommer eingetreten ist, also vor den Infektionswellen in der kalten Jahreszeit.

Die massive Welle an RSV-Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen im letzten Herbst und Winter hat gezeigt, vor welchen Herausforderungen unsere Kinderkliniken und -intensivstationen in Deutschland stehen

Klaus Holetschek, Staatsminister für Gesundheit und Pflege in Bayern

Im Bayerischen Gesundheitsministerium sieht man Handlungsbedarf: Nach kurzfristigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Pflegesituation im letzten Winter, brauche es mittel- und langfristige Lösungen und Konzepte, um die Lage nachhaltig zu verbessern, so Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

Die „virtuelle Kinderklinik“

Konkret fördert das Ministerium das Projekt „Virtuelle Kinderklinik“ (TeleKiN) – eine Initiative des Landesverbandes der leitenden Kinderärzte. Die Idee: Über eine digitale Plattform sollen Kinderkrankenhäuser bayernweit miteinander vernetzt werden, um so Behandlungskapazitäten schnell abstimmen und auch telemedizinische Beratungen anbieten zu können.

Konzeption und Umsetzung der Plattform übernimmt die Universität Passau. Im ersten Schritt geht es darum, dass Ärzte oder Rettungsdienste in Überlastungssituationen schnell Plätze in anderen Häusern finden – und nicht erst alle Krankenhäuser im Umfeld abtelefonieren müssen. Das Bayerische Gesundheitsministerium fördert Aufbau, Implementierung, Betrieb und konzeptionelle Weiterentwicklung des TeleKiN-Projekts für einen Zeitraum von drei Jahren. Zum Start im Juli hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek einen Förderbescheid über 360.000 Euro an den Koordinator der Fachgruppe, Prof. Dr. Matthias Keller, Ärztlicher Direktor der Kinderklinik Passau, und weitere Vertreter der bayerischen Kinderkliniken übergeben.

Weiterhin stellt der Freistaat über eine Sonderförderung 5 Millionen Euro für akutstationäre pädiatrische Einrichtungen bereit. Damit sollen insbesondere die Beschaffung von Patientenüberwachungs- und Versorgungssystemen, etwa von Monitoren, gefördert werden sowie der Aufbau von Kommunikationsstrukturen, insbesondere zur telemedizinischen Vernetzung.

Klinikum Starnberg: zentraler Monitor dringend benötigt

Wie entscheidend diese Investitionen gerade bei akutem Fachkräftemangel sind, zeigt ein Blick nach Starnberg. Während der RSV-Infektionswelle im Dezember 2022 war die Lage dort so kritisch wie in vielen Kinderkliniken der Republik: Die Station voll belegt mit zumeist sehr kleinen Kindern, Eltern in größter Sorge, das Pflegepersonal erschöpft. Bei jedem Alarm mussten die Pflegekräfte die einzelnen Krankenzimmer aufsuchen – wegen der hohen Ansteckungsgefahr immer in kompletter Schutzausrüstung. Dabei hatte sich oft nur ein Sensor, ein Fingerclip gelöst.

Klinik-und Pflegeleitung wollten daher dringend eine zentrale Monitoranlage installieren, doch die Mittel dafür fehlten. Zwar unterstützte der Freistaat die Kliniken in der damaligen akuten Notlage, Priorität hätten jedoch Sicherung und der Ausbau der Personalkapazitäten gehabt, wie eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums dazu erklärte. Dafür wurde ein Intensivpflegebonus gewährt. Die Sprecherin verwies zudem auf die jährlichen pauschalen Förderbeträge für Beschaffungsmaßnahmen und kleine bauliche Projekte in Höhe von derzeit rund 297 Millionen Euro, die nach Leistungsfähigkeit und Versorgungsauftrag auf die einzelnen Kliniken verteilt würden und über deren Einsatz die Krankenhausträger selbst entscheiden.

In Starnberg wurde die 150.000 Euro teure Monitoranlage schließlich durch Spenden finanziert, mit Unterstützung der Bevölkerung und des Freundeskreises der Klinik. Zur Vorstellung der Anlage im August kam auch der Gesundheitsminister – mit guten Nachrichten: Das Starnberger Klinikum soll 46.400 Euro aus dem Pädiatrie-Sonderfonds erhalten.

Sonderförderung für Pädiatrien in Bayern

Mit dem Sonderförderprogramm für akutstationäre pädiatrische Einrichtungen in Bayern werden Maßnahmen unterstützt, die ab dem 13. Dezember 2022 durchgeführt wurden. Anträge können noch bis zum 30. September 2023 beim Bayerischen Landesamt für Pflege gestellt werden.

Informationen und Antragsformular

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