Medica und Compamed 2023 Das alljährliche Sprechzimmer Deutschlands

Von Chiara Maurer Lesedauer: 5 min |

Vier Tage lang drehte sich in den Messehallen in Düsseldorf alles rund um das Thema Gesundheit – nun ist die Medica vorbei. Ein Rückblick.

Vom 13. bis 16. November fand die Medica 2023 statt.
Vom 13. bis 16. November fand die Medica 2023 statt.
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Bereits seit vielen Jahren ist die Medica die international führende Medizinmesse und Leitveranstaltung für die Zulieferbetriebe der Medizintechnikindustrie und konnte so auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Besucher aus aller Welt nach Düsseldorf locken. So wurde die Stadt, die einst „der Schreibtisch Deutschlands“ war, auch 2023 zum Sprechzimmer Deutschlands und bot den Besucherinnen und Besuchern der Messe vom 13. bis 16. November einen Überblick über innovative Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen medizinische Bildgebung, Labortechnik, Diagnostika, Health-IT, mobile Health, Physiotherapie- und Orthopädietechnik sowie medizinische Verbrauchsmaterialien.

Medica 2023
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Insgesamt besuchten diesmal rund 83.000 Menschen aus verschiedensten Ländern die 5.372 an der MEDICA 2023 sowie 735 an der COMPAMED 2023 beteiligten Unternehmen an ihren Ständen. Christian Grosser, Director Health & Medical Technologies der Messe Düsseldorf dazu: „Drei Viertel der Besuchenden reiste aus anderen Ländern nach Düsseldorf. Sie kamen aus 166 Nationen. Beide Veranstaltungen sind damit nicht nur jeweils führend in Deutschland und Europa, die Zahlen unterstreichen zugleich ihre hohe Relevanz für globales Business“. „Die Medica ist für die stark exportorientierte deutsche Medizintechnikbranche ein guter Marktplatz, um sich ihren (potenziellen) Kunden aus aller Welt zu präsentieren. Sie lockt viele internationale Besucher und Aussteller an“, erklärt Marcus Kuhlmann, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik im Deutschen Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik (SPECTARIS).

Über die Aussteller hinaus bot die Medica auch ein umfangreiches Programm an Foren, Konferenzen und Sonderschauen, die den Besucherinnen und Besucher die Gelegenheiten boten, Präsentationen und Diskussionen mit Experten und Politikern sowie Pitches von neuen Produkten und Preisverleihungen zu den Themen Med Tech & Devices, Digital Health, Lab & Diagnostics, Physio Tech und Disposables zu verfolgen.

Insgesamt lag der Fokus der Veranstaltung in diesem Jahr verstärkt auf der digitalen Transformation des Gesundheitswesens im Kontext einer zunehmenden „Ambulantisierung“ der Versorgung sowie der Vernetzung von Kliniken untereinander. Wie auch in vielen anderen Bereichen kam auch dem Thema Künstliche Intelligenz große Bedeutung zu. So etwa durch unterstützende Robotiksysteme und Lösungen zur Implementierung nachhaltigerer Prozesse. Auch ein KI-gesteuertes Wearable zur Verbesserung der Schlafqualität (durch Gehirnstimulation auf Basis von präzisen Neurofeedback-Signalen), ein energiesparendes und doch effektives Kryotherapieverfahren zählten zu den Ausstellungsstücken. Auch in den Foren spielte das Thema eine große Rolle. So berichtete etwa Prof. Dr. Kai Wehkamp vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein von Potenzialen und Gefahren der KI in der Patientenversorgung. Er resümierte, dass der Einsatz der Technologie zwar zahlreiche Potenziale für den Patienten birgt, es durch Faktoren wie etwa die mangelnde Qualität und unvollständige Daten, Fragen des Datenschutzes und der Ethik und die Prozessintegration einige Hürden zu überwinden gibt.

Außerdem präsentierten an verschiedenen Länderpavillons zahlreiche Nationen Innovationen und Projekte. Am taiwanesischen Länderpavillon gab es so zudem die Möglichkeit, das Land mit allen Sinnen zu erleben. Dazu konnte man spezielle Teesorten des Landes riechen, Bubble-Tea, Sake und Bier aus Taiwan schmecken, landestypische Musik hören, spüren wie anspruchsvoll ein Reaktions-Training aus dem Land sein kann und sehen, welche Produkte die Hersteller auf der Medica anbieten.

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Lauterbach und Laumann auf dem 46. Deutschen Krankenhaustag

Besonderes Highlight waren außerdem die Reden von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (digital zugeschaltet) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum begleitenden 46. Deutschen Krankenhaustag (DKHT). Sie beteiligten sich an den Diskussionen zur großen Krankenhausreform in Deutschland und thematisierten dazu das befürchtete Krankenhaussterben.

Der Bundesgesundheitsminister kündigte außerdem einen Strauß an Gesetzen an, durch den das Gesundheitswesen wieder ein attraktiverer Arbeitgeber werden soll. So etwa in den Bereichen Notfall- und Rettungsdienst und in der Pflege. Lauterbach erklärte zudem: „2024 wird das Jahr, in dem die Krankenhäuser sehen werden, was die Reform ihnen bringt und wichtiger Gesetze.“

Außerdem griff er das Thema „Zeitenwende“ des DKHT auf und thematisierte, welche Faktoren seines Erachtens eine solche ausmachten. So nannte er in diesem Zusammenhang die Senkung des ökonomischen Drucks durch Vorhaltepauschalen und die Sicherung der Existenz der Krankenhäuser, die Ambulantisierung, das Transparenzgesetz sowie die Bündelung und Nutzung der Kompetenzen der Pflegekräfte. So könne man auf ein Dreieck an Zielen hinarbeiten, durch das das Gesundheitswesen und besonders die Krankenhäuser einen Aufschwung erfahren sollen. Diese übergeordneten Ziele sind:

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Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister betonte in einer Antwort auf Lauterbachs Rede, dass Krankenhäusern besonders die Refinanzierung der Tarifsteigerungen durch den Bund weiterhelfen würde, da ansonsten die Trägerstrukturen nicht finanzierbar seien. Weiter betonte er, was für eine Anerkennung es für das Land NRW sei, dass die Strukturreform des Landes Grundlage für die Reform des Bundes sei und dass er hinter jedem der 13 Punkte des Eckpunktepapiers stehe. Dennoch äußerte er auch Bedenken, was den Zeitplan des Bundesgesundheitsministers angeht und wies auf besondere Hürden bei der Planung hin.

Hinsichtlich des Transparenzgesetzes äußerte sich der Minister weniger gutmütig. Das Gesetz erschwere den Fortschritt in den Ländern und sei nur mit einer Zweidrittel-Mehrheit im Bundesrat zu stoppen und „an NRW wird es nicht scheitern“, erklärte Laumann.

Compamed

Auf der COMPAMED 2023 präsentierten Unternehmen aus 39 Nationen Neuheiten und Schlüsseltechnologien für den Einsatz in der Medizintechnik, in Medizinprodukten und der medizintechnischen Fertigung. In den Erlebniswelten zu den Themen Mikrokomponenten (z. B. Sensoren), Mikrofluidik (z. B. Technologien für Flüssigmanagement auf kleinstem Bauraum zur Anwendung in Testapplikationen der Labormedizin) über Materialien (z. B. Keramik, Glas, Kunststoffe, Verbundwerkstoffe) sowie Reinraum-Verpackungslösungen deckte das Themenspektrum ab. In zwei Fachforen informierten Speakerinnen und Speaker zudem über neues aus Forschung und Entwicklung der ausgestellten Verfahren und Produktneuheiten sowie aktuelle Technologietrends.

„Ich freue mich zu sehen, dass in diesem Jahr bei der COMPAMED die internationale Zusammenarbeit wieder stark im Fokus stand. Insbesondere in Zeiten globaler Krisenherde halte ich dies für ganz besonders wichtig. Auch die Aussteller unseres Gemeinschaftsstands sind froh über die hohe internationale Besucherfrequenz und sehr zufrieden mit der Qualität dieser Kontakte", resümiert Dr. Thomas Dietrich, Geschäftsführer des IVAM – Fachverbandes für Mikrotechnik.

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