Pessimismus unter Krankenhäusern Krankenhausreform wider Willen

Von Chiara Maurer Lesedauer: 2 min |

Anbieter zum Thema

Gerade erst haben sich Bund und Länder auf Eckpunkte der kommenden Krankenhausreform geeinigt, schon hagelt es Kritik. Besonders Krankenhäuser bekunden Skepsis.

„Die politisch propagierten Ziele der Reform werden absehbar nicht erreichbar sein“, so Dr. Gerald Gaß
„Die politisch propagierten Ziele der Reform werden absehbar nicht erreichbar sein“, so Dr. Gerald Gaß
(© DKG/Lopata)

Qualitätssicherung, Versorgungssicherheit, Entbürokratisierung – die Krankenhausreform soll im deutschen Gesundheitswesen für Aufschwung sorgen. Das Ergebnis einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigt nun jedoch: Krankenhäuser befürchten das Gegenteil. Demnach sehen 69 Prozent der Kliniken ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet. „Wir machen uns daher vor allem Sorgen um die kommenden Jahre, in denen die Reform noch nicht greifen wird“, so der Vorstandsvorsitzende des DKG, Dr. Gerald Gaß.

Zwar begrüßen die Häuser den Austausch der Fall- durch sogenannte Vorhaltepauschalen, jedoch zweifelt ein Großteil daran, dass durch die Reform sonstige Verbesserungen zu erwarten sind. So glauben etwa nur 11 Prozent der Befragten, dass sie durch das Vorhaben mehr Personal gewinnen werden können. Dr. Gaß dazu: „Dass sich die Personalsituation verbessern wird, ist illusorisch. Wenn Krankenhäuser regional schließen müssen, werden die Pflegekräfte im Regelfall nicht einfach wie ein Wanderzirkus in das nächste große Krankenhaus weiterziehen. Bisherige Schließungen von Standorten haben gezeigt, dass sich die Pflegekräfte vielmehr neue Arbeitgeber in der Nähe ihres Wohnortes suchen.“

Echtes Potenzial hingegen sieht der Vorsitzende bei der Entbürokratisierung: „Pflegekräfte müssen heute drei Stunden ihres Arbeitstages mit Dokumentationsarbeiten verbringen. Das zeigt, welch enormes Arbeitskräftepotential konsequente Entbürokratisierung freisetzen könnte.“ Dennoch erwarten 95 Prozent der Befragten Krankenhäuser keinerlei Entlastung bei der Bürokratie. „An keiner Stelle sind in den Eckpunkten konkrete Maßnahmen zur Entbürokratisierung beschlossen worden“, so Gaß. „Das politische Versprechen der Entbürokratisierung wird zum Bumerang, denn die Beschäftigten spüren, dass der wirtschaftliche Druck in den Krankenhäusern noch nie so groß war wie heute.“

Zwei Drittel halten außerdem die angekündigte „Entökonomisierung“ für ein leeres Versprechen. Dazu erklärt Gaß: „Gerade die dramatisch pessimistischen Aussichten der Krankenhäuser auf ihre eigene Zukunft müssten ein Weckruf an den Minister und die Bundesregierung sein, jetzt kurzfristig zu handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu entlasten, die sie selbst nicht mehr tragen können.“

Dass Minister Lauterbach seine Krankenhausreform hinter verschlossenen Türen in einem kleinen ausgewählten Kreis entworfen hat, war und ist ein Fehler

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender des DKG

Der größte Fehler des Gesundheitsministers ist laut Gaß, die Reform ohne Rücksprache mit den Kliniken entworfen zu haben. „Die große Skepsis der Kliniken zeigt, dass eine breite Diskussion unter Beteiligung der Krankenhäuser und Fachleuten für Krankenhausorganisation für weitaus mehr Legitimation aber auch Praxisnähe gesorgt hätte. Jetzt heißt es nachbessern und das Vertrauen der Krankenhäuser zurückgewinnen, denn eine Reform der stationären Versorgung in Deutschland wird gebraucht. Die Krankenhäuser werden sich einer solchen auch weiterhin nicht verschließen und stehen als konstruktive Partner bereit“, appelliert er.

Mehr von Dr. Gerald Gaß, zur Krankenhausreform und der Resonanz von Ländern, Verbänden und Instituten erfahren sie außerdem in Folge 2 unseres Podcasts „Healthcare Digital“.

(ID:49626391)

Jetzt Newsletter abonnieren

Wöchentlich die wichtigsten Infos zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung