Gebühren im Kindernotdienst KVNO Präsident warnt vor leichtfertigem Besuch von Notaufnahmen

Von Johannes Kapfer Lesedauer: 2 min |

In letzter Zeit lässt sich beobachten, dass viele Eltern mit ihren Kindern – auch bei kleineren Infekten und „Notfällen“ eine Notaufnahme aufsuchen. Lange Wartezeiten und eine übermäßige Belastung des Gesundheitssystem sind die logische Folge und auch eine mögliche Gebühr im Kindernotdienst steht im Raum.

Aufgrund der dünnen Personaldecke im Gesundheitswesen steigen die durchschnittlichen Wartezeiten in Notaufnahmen jährlich an. Patienten mit minderschweren Symptomen verschärfen diese Problematik zusätzlich.
Aufgrund der dünnen Personaldecke im Gesundheitswesen steigen die durchschnittlichen Wartezeiten in Notaufnahmen jährlich an. Patienten mit minderschweren Symptomen verschärfen diese Problematik zusätzlich.
(© filmbildfabrik - stock.adobe.com)

Kinderkrankheiten gibt es wie Sand am Meer und treten oftmals nachts oder an Wochenenden – also dann, wenn reguläre Kinderarztpraxen geschlossen haben – in Erscheinung. Nicht selten kommt es in letzter Zeit vor, dass die Kindernotaufnahmen in medizinischen Versorgungszentren mit leicht erkälteten Kindern und deren entnervten Eltern geflutet werden. Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. med. Thomas Fischbach hatte deswegen die Einführung einer Gebühr für die Nutzung des Kinder-Notfalldienstes bei sogenannten Bagatellanliegen, also Krankheitsbildern, die einen unmittelbaren Besuch in einer Notaufnahme nicht rechtfertigen, gefordert.

Das sagt der Vorsitzende der KV Nordrhein zu den Gebührenplänen

Dr. med. Frank Bergmann ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) und beobachtet in den vergangenen Jahren einen stetigen Anstieg der Notaufnahmen-Auslastung

Grundsätzlich habe er Verständnis für die Kritik des ärztlichen Kollegen am Umgang mit notärztlichen Ressourcen. Dass vor allem auch der ambulante Kindernotdienst immer häufiger nicht nur bei mittelschweren bis schweren Erkrankungen, sondern auch beim Auftreten von leichten Symptomen in Anspruch genommen werde, stelle eine enorme Zusatzbelastungen für die Notfallambulanzen dar. Insbesondere an Feiertagen und an Wochenenden würden die Notaufnahmen, die ohnehin schon an den Belastungsgrenzen agieren, kaum noch mit der Arbeit hinterherkommen, so Bergmann. Eine Gebühr für minderschwere Fälle zu erheben, halte er für angebracht.

Im vergangenen Winter hatte die KVNO eine Videosprechstunde im kinderärztlichen Notdienst eingerichtet, um besorgten Eltern eine fundierte Ersteinschätzung zum Gesundheitszustand ihrer Kinder anbieten zu können. Mehr als 2.300 Mal wurde dieses Angebot bislang in Anspruch genommen. Das Ergebnis: In beinahe der Hälfte der Fälle konnte ein anschließender Besuch in einer Notaufnahme vermieden werden.

Zurück zum Vorsitzenden der KVNO. Frank Bergmann, selbst Vater von zwei Kindern, versteht jedoch auch die Seite der Elternschaft. Gerade in Zeiten der Pandemie sei die Situation oftmals derart gestaltet gewesen, dass man als Elternteil lieber einmal mehr als einmal zu wenig auf die Gesundheit der eigenen Kinder geachtet habe, sagt Bergmann und verweist auf die Möglichkeit der Videosprechstunde im Kindernotdienst, die auch im kommenden Winter erneut zur Verfügung stehen soll.

Darüber hinaus sollen auch weitere, qualitativ hochwertige Ersteinschätzungsverfahren von Eltern in Anspruch genommen werden. Die Service-Hotline der Kassenärztlichen Vereinigungen (116 117) sei stets eine gute Anlaufstelle, meint der Neurochirurg.

Seit Anfang März hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein den Betrieb der Hotline für das Rheinland selbst übernommen. Seitdem habe sich die Erreichbarkeit in jeder Hinsicht deutlich verbessert und auch an stark frequentierten Wochenenden konnte man eine durchschnittliche Wartezeit von weniger als einer Minute sicherstellen. Im Gegensatz zu einem Besuch in einer Notaufnahme stelle dies eine enorme Zeitersparnis dar. Man könne daher allen Eltern, die einen Besuch in einer Notaufnahme in Erwägung ziehen, nicht zuletzt deswegen raten, im Vorfeld eine Ersteinschätzung via Telefon oder per Videosprechstunde durchführen zu lassen.

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