Medizintechnik Medtech: Vier Trends für 2023
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Durch stetigen Wandel getrieben, ergeben sich auch in der Medtech-Branche jedes Jahr neue Trends. Doch was treibt den Sektor in diesem Jahr um?

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette erleben Medizintechnik- und digitale Gesundheitsunternehmen enorme Umwälzungen, da sie neue Möglichkeiten für Innovation und Wachstum mit dem Bedarf an verbesserter Patientenversorgung in Einklang bringen. Vishal Dakhole, Vice President Life Sciences Germany & Northern Europe bei IDA Ireland, erläutert vier Geschäftstrends für die Medtech-Industrie im Jahr 2023.
1. Agile und verantwortungsvolle Lieferketten
Als Reaktion auf die globalen Herausforderungen nach der Pandemie und das Streben nach nachhaltigeren Lieferketten wenden sich Unternehmen Partnerschaften mit Vertragsherstellern für Techniken und Fähigkeiten der nächsten Generation zu. Auch Lohnfertiger setzen stärker auf Innovation und Verbesserung ihrer Agilität, um bei steigenden Anforderungen eines Erstausrüsters (OEM) reaktionsschneller zu sein.
Am 1. Januar 2023 ist in Deutschland das neue „Supply Chain Due Diligence“-Gesetz in Kraft getreten, das Unternehmen verpflichtet, ihre eigenen Geschäftsfelder sowie ihre Lieferketten auf die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltverpflichtungen zu analysieren und Präventions- und Abhilfemaßnahmen zu ergreifen. Um nachhaltigere und verantwortungsvollere Lieferketten zu erreichen, werden Unternehmen eher kollaborative Beziehungen zu ihren Lieferkettenpartnern aufbauen als traditionelle Transaktionsbeziehungen.
Der grundlegende Erfolg lokaler Medtech-Ökosysteme beginnt mit einer großen Basis von Herstellern und Lieferanten vor Ort, die ein Netzwerk schaffen, das eine umfassende Bandbreite von Komponenten, Produkten, Materialien und Dienstleistungen anbieten kann. Eine einheimische Basis von Talenten und Fähigkeiten ist ebenso wichtig.
In Irland investieren wichtige Partner und Lieferanten wie VistaMed Ltd., Harmac Medical Products, Creganna Medical, Biomerics und Merit Medical in ihre Innovationen und Kapazitäten, um den dynamischen Medtech-Sektor in Bereichen wie fortschrittliche Katheter, Diagnose- und Wundversorgungsprodukte sowie dem Design minimalinvasiver medizinischer Geräte weiter zu unterstützen.
2. Datengetriebene Entscheidung: Daten sinnvoll nutzen
Der Ausbruch der Pandemie führte zu einer weltweiten Beschleunigung der Akzeptanz digitaler Plattformen und Dienste in fast allen Industriesektoren. Die digitale Transformation hat in der Fertigungswelt an Relevanz gewonnen. Deshalb sollte 2023 das Jahr sein, in dem wir die riesigen Datenmengen, die durch diese digitale Transformation generiert werden, sinnvoll nutzen können.
Der Medtech-Sektor hat schon immer in Technologien investiert, um die Produktion und operative Exzellenz voranzutreiben. Dies hat Umgebungen mit modernsten Technologien geschaffen, aber auch High-Tech-Systeme, die leider häufig nicht oder nur unzureichend miteinander kommunizieren, wodurch isolierte Datenströme entstehen. Das Ziel der digitalen Transformation für produzierende Unternehmen ist es, End-to-End-Transparenz und minutengenaue Sichtbarkeit der Bestände zu haben. Diese Diskrepanz hält Unternehmen davon ab, agil, belastbar und skalierbar in ihren Abläufen zu werden und besser auf ihre Lieferkettenanforderungen zu reagieren.
Heute, da Firmen den Wert der Daten erkennen, wenden sich immer mehr dem Aufbau interner Fähigkeiten zu, um Prozessabläufe und gut koordinierte Technologien in der gesamten Fabrikhalle besser im Griff zu haben. Daher ist es entscheidend, operative Talente einzusetzen, die die digitale Fertigungsumgebung verstehen. In Irland beispielsweise können europäische Medtech-Hersteller mit dem neu gegründeten „National Advanced Manufacturing Center“, genannt Digital Manufacturing Ireland, zusammenarbeiten. Das Zentrum wird von der irischen Regierung über IDA Ireland finanziert und hilft Herstellern aller Größen und digitalen Reifegrade, Technologien in ihre Fertigungsabläufe zu integrieren und ihre Wertschöpfungsketten zu transformieren.
Da Unternehmen immer mehr Daten generieren, besteht der starke Wunsch, diese Erkenntnisse in Produkt- und Serviceinnovationen umzusetzen, die die Patientenversorgung verbessern. Vor kurzem eröffnete Alcon, der weltweit führende Spezialist in Augenheilkunde mit Hauptsitz in der Schweiz, das Alcon Customer Engagement Center (ACE) in Cork, Irland. Ziel des Zentrums ist es, Augenärzten berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, Wissen und Erkenntnisse auszutauschen und letztendlich die Patientenergebnisse zu verbessern. Siemens Healthineers kündigte die Eröffnung eines neuen Kompetenzzentrums für Forschung und Entwicklung von Immunoassay-Instrumenten in Dublin an. Dieses konzentriert sich auf Innovationen bei Laborinstrumenten zur Erkennung von Infektionskrankheiten, Krebs und Blutkrankheiten.
In Deutschland wurde Ende 2019 das Gesetz über das digitale Gesundheitswesen verabschiedet, durch das digitale Gesundheitsangebote erstattet werden können und das mehr Transparenz in den Zulassungsprozess für Hersteller, Ärzte und Patienten bringt. So konnten bisher rund 30 Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zugelassen werden. Die Innovation in diesem Bereich wird sich rasant beschleunigen.
Das InsightCenter for Data Analytics, ein Forschungszentrum der Science Foundation Ireland (SFI), investiert in neue internationale Kooperationen mit Institutionen in Nordirland, Spanien, den USA, Italien, Belgien und Frankreich. Diese Projekte decken Bereiche wie Lebensstil-Prädiktoren für Demenz, energieeffiziente Planung für die Industrie oder sichere KI für medizinische Geräte ab. Mit über 450 Forschern bietet das Insight Center europäischen Firmen und Forschungszentren die Möglichkeit, Forschungssynergien in den Bereichen Data Science, KI und andere Technologieplattformen zu bilden.
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