Nachbericht Patientenreisen im Fokus beim Fachkongress eHealth.NRW
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Telemedizin als Teil der Patient Journey: Beim diesjährigen Fachkongress eHealth.NRW ging es um Erfahrungen zu konkreten Anwendungsfällen wie Herzinsuffizienz, Schlafapnoe oder in der kinderärztlichen Beratung – und um die Rolle von Gesundheitsregionen.

Dass Telemedizin gerade unter den Bedingungen des Fachkräftemangels große Chancen bietet, leuchtet ein, aber wie sieht der Einsatz in der Praxis aus, welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben Patientinnen und Patienten, Angehörige und Behandelnde? Beim diesjährigen Fachkongress „eHealth.NRW“ am 27. September 2023 standen Patientenreisen und -geschichten im Fokus – sowohl bei den Vorträgen und Diskussionen als auch in der begleitenden Ausstellung.
Auch Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, ging auf diese Erfahrungen ein: „Ich habe heute persönlich mit einigen Patientinnen und Patienten auf dem Kongress gesprochen. Sie alle berichteten uns eindrucksvoll, wie ihnen der Einsatz von Telemedizin bei der Behandlung geholfen hat“, sagte der Minister und rief dazu auf, das breitgefächerte Know-how aus Nordrhein-Westfalen zu nutzen, „um die Digitalisierung in unserem Land voran- und vor allem zu den Menschen zu bringen“. Die digitale Vernetzung sei ein wichtiger Baustein, um auch künftig eine optimale gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten, so Laumann.
Diese Vernetzung wurde beim Kongress im Kontext von Gesundheitsregionen betrachtet: Um Telemedizin und die direkte persönliche Medizin über Sektorengrenzen hinweg zu verknüpfen, brauche es Gesundheitsregionen, darin waren sich die Teilnehmer der ersten Podiumsdiskussion einig. Ebenfalls nötig seien Arztnetze und Informationsaustausch, denn ambulante und stationäre Behandlungen müssten aufeinander abgestimmt sein.
Als Erfolgsfaktoren für die Umsetzung wurden in einer weiteren Diskussionsrunde Vertrauen, Aufklärung, Digitalkompetenz und Transparenz ausgemacht. Es brauche nutzerfreundliche Strukturen und sicheren Datenaustausch, sagte etwa Christiane Grote, Leiterin der Gruppe Gesundheit und Pflegemarkt der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V.: „Und natürlich müssen Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten mit den telemedizinischen Devices umgehen können.“ Mangelnde Interoperabilität sei dagegen noch immer ein großes Problem, kritisierten die Diskutanten.
Erfahrungen mit konkreten telemedizinischen Anwendungen
Zum Thema „Patientenreise“ wurden telemedizinische Anwendungen in den Bereichen Schlafapnoe, Pädiatrie, Herzinsuffizienz, Demenz und Schlaganfallprävention vorgestellt. So ermöglicht etwa das „HerzConnect“-Programm des Herz- und Diabeteszentrums NRW mit täglichem Blutdruckmonitoring und der „smartcor“- App eine wesentlich engmaschigere Therapiesteuerung bei Herzinsuffizienz-Patienten.
Im Falle eines Demenzerkrankten wurde von einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten durch das digitale H3-Training (Herz, Hand, Hirn) des Telemedizinzentrums Hamm berichtet.
Bernhard Acke, stellvertretender Leiter der Stabstelle eHealth bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, und Kinder- und Jugendarzt Edwin Ackermann sprachen über den Einsatz der Videosprechstunde im kinderärztlichen Notdienst im vergangenen Winter, als RSV- und Scharlach-Infektionen grassierten. Gerade bei Atemwegserkrankungen, Fieber und Hautausschlägen sei eine Beurteilung per Video gut möglich. Wie stark die Notaufnahmen entlastet wurden, zeigte ein Beispiel eines behandelnden Arztes: Bei 65 Prozent der Fälle wurde eine symptomatische Behandlung angeraten, bei 16 Prozent der Besuch einer Kinderarztpraxis am nächsten Werktag. 19 Prozent waren tatsächlich Fälle für den Notdienst. Das Programm soll auch diesen Winter wieder aktiviert werden mit einem verbesserten Management des digitalen Wartezimmers in Form von Terminvergaben, einer engeren Verknüpfung mit den Notaufnahmen und unter Nutzung des E-Rezepts.
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