Digitalisierung im Gesundheitssystem Patientenströme optimieren

Ein Gastbeitrag von Stefan Dylka

Bei der Optimierung von Krankenhaus-Abläufen wird zunehmend auf digitale Lösungen gesetzt. Die fortschreitende Digitalisierung bietet große Entlastungen für das Personal, insbesondere bei der Patienten-Koordination.

Mit digitalen Lösungen lassen sich in Kliniken Abläufe automatisieren
Mit digitalen Lösungen lassen sich in Kliniken Abläufe automatisieren
(© sudok1 - stock.adobe.com)

Seit dem Inkrafttreten des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) im Jahr 2020 sind Krankenhäuser bestrebt, die Digitalisierung voranzutreiben. Allerdings gaben in einer Umfrage, die der Digitalverband Bitkom gemeinsam mit dem Ärzteverband Hartmannbund kürzlich durchführte, 78 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte an, dass Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems hinter anderen Ländern zurückhängt. Gleichzeitig sahen mehr als drei Viertel der Teilnehmenden die Digitalisierung grundsätzlich als Chance.

Mit digitalen Lösungen lassen sich in Kliniken beispielsweise Abläufe automatisieren und die oftmals nur dünne Personaldecke möglichst effizient einsetzen. Zu diesen Lösungen gehören Patientensteuerungs- und Warteschlangenmanagement-Systeme. Sie geben einen Überblick über aktuelle Wartezeiten der Patientinnen und Patienten in den Fachabteilungen, sodass Verantwortliche auf unterschiedliche Auslastungen reagieren können, indem sie Ärzte oder Pflegekräfte umverteilen.

Weniger Bürokratie bei der Patientenaufnahme

Darüber hinaus entlasten solche Systeme bei der Patientenaufnahme, indem die üblichen Fragen nach den aktuellen Stammdaten wie der Adresse oder danach, ob die auf der Versichertenkarte hinterlegten Diagnosen und Medikamentenverordnungen ausgelesen werden dürfen, nicht mehr vom Personal gestellt werden müssen. Stattdessen checken die Patientinnen und Patienten mit ihrer Versichertenkarte an einem Terminal ein und werden von diesem durch die Fragen geführt. Auch bei wiederkehrenden Patienten, die beispielsweise in regelmäßigen Abständen eine Chemotherapie oder Dialyse in Anspruch nehmen müssen, erweist sich diese Vorgehensweise als vorteilhaft. Sie erhalten für ihren nächsten Termin einen QR-Code, den sie beim Eintreffen in der Klinik am Terminal scannen, sodass das Personal darüber informiert ist, welche Patientinnen bzw. Patienten anwesend sind und zur Behandlung aufgerufen werden können. Hier entfällt das sich wiederholende Eincheck-Verfahren, was zusätzliche Entlastung für das Personal bedeutet.

In der Notfallaufnahme erweisen sich solche Systeme ebenfalls als große Hilfestellung, indem die Ärztinnen und Ärzte darin nach der ersten Begutachtung und Diagnosestellung die weiteren Schritte hinterlegen, etwa eine Blutabnahme oder Röntgenaufnahme. Das Personal der entsprechenden Fachabteilungen wird dann umgehend darüber informiert, dass ein neuer Patient diese in Kürze aufsuchen wird. Sofern der Patient zur Selbstorientierung in der Lage ist, erhält er die Informationen, auf welcher Station er sich als Nächstes einfinden muss, inklusive Barcode auf sein Smartphone, mit dem er dann dort ebenfalls eincheckt.

Auf der nächsten Seite: Dashboard & Einbindung in KIS.

Künstliche Intelligenz für konkrete Handlungsempfehlungen

Patientensteuerungs- und Warteschlangenmanagement-Systeme, die zusätzlich Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) beinhalten, gehen noch einen Schritt weiter und geben konkrete Handlungsempfehlungen. Dies betrifft zum einen die Verkürzung von Wartezeiten und zum anderen die vorausschauende Personaleinsatzplanung. In einem Live-Dashboard erhalten Verantwortliche jederzeit einen Überblick über die aktuellen Wartezeiten in den jeweiligen Fachabteilungen, auf die sie reagieren können, indem sie Ärzte oder Pflegekräfte umverteilen. Dabei simuliert die KI die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Wartesituation und gibt proaktiv Handlungsempfehlungen.

Bei der vorausschauenden Planung des Personaleinsatzes nutzt die KI die in der Vergangenheit zum Patientenaufkommen und der Aufenthaltsdauer erfassten Daten, um daraus künftige Patientenzahlen zu prognostizieren. Dazu wird jede Interaktion der Patientinnen und Patienten anonymisiert mit Zeitstempel in der Datenbank abgespeichert. Auf dieser Grundlage geben die Lösungen Empfehlungen, wie viel Personal in den jeweiligen Fachabteilungen bzw. Stationen vorhanden und welche Terminkontingente zu bestimmten Tageszeiten, Wochentagen oder zu saisonalen Ereignissen verfügbar sein sollten.

Anbindung an KIS ist unabdingbar

Damit solche Systeme zur Patientensteuerung und zum Warteschlangenmanagement effizient zum Einsatz kommen können, müssen sie über Schnittstellen mit vorhandenen Krankenhausinformationssystemen (KIS) integrierbar sein, um so einen nahtlosen Datenaustausch zwischen den Systemen zu ermöglichen. Schließlich bilden KIS das Rückgrat der Krankenaus-IT, indem darin sämtliche Informationen der Patientinnen und Patienten zusammengeführt werden. Dabei ist es im Hinblick auf die Skalierbarkeit empfehlenswert, wenn ein System vorhandene Standards im Gesundheitswesen wie die Fast Healthcare Interoperability Resources (FHIR) sowie HL7 unterstützt. Zudem sollte der Implementierungs- und Schulungsaufwand möglichst gering sowie keinerlei Prozessanpassungen notwendig sein.

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Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht einer positiven Patient Experience, also Patientenerfahrung, nichts mehr im Wege – bei gleichzeitiger Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Stefan Dylka
Geschäftsführer der Smart CJM GmbH

Bildquelle: Smart CJM GmbH

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