Förderprojekt Optimal@NRW Pflegeheime werden durch „virtuellen Tresen“ der Uniklinik unterstützt
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Wenn Personen in Pflegeeinrichtungen gesundheitliche Beschwerden bekommen, während die Arztpraxen geschlossen sind, bleibt Pflegenden meist nur, den Rettungsdienst zu alarmieren. Wie es anders geht, zeigt das Projekt Optimal@NRW. Telemedizin ist die Grundlage, aber auch ein weiterer Baustein spielt eine wichtige Rolle.

Für Pflegeheimbewohner sind Krankenhaustransporte eine Belastung, physisch wie psychisch. Aus medizinischen Gründen sind die Einlieferungen oft unnötig, im bestehenden System bleibt Pflegenden aber kaum eine andere Wahl, wenn kein niedergelassener Arzt verfügbar ist.
Im Telemedizin-Projekt Optimal@NRW soll daher ein neues Versorgungsmodell entwickelt werden, das mit digital unterstützten Netzwerkstrukturen Pflege, Rettungsdienst, niedergelassene Ärzte und die Uniklinik RWTH Aachen miteinander verzahnt.
Das Duo: Telemonitoring und NäPa(Z)
Dazu wurden zunächst die 24 teilnehmenden Pflegeheime mit Telekonsultationssystemen ausgestattet, Frühwarnsysteme und eine sektorenübergreifende digitale Behandlungsdokumentation implementiert. Parallel hat die Uniklinik RWTH Aachen einen „virtuellen digitalen Tresen“ eingerichtet, den sie gemeinsam mit der KV Nordrhein rund um die Uhr betreibt. Die Pflegeeinrichtungen können sich über die Rufnummer 116117 für eine Ersteinschätzung per Telekonsultation direkt dorthin wenden. Nicht nur Krankenhaustransporte lassen sich damit vermeiden, auch Ärztinnen und Ärzte können entlastet werden. Denn im Projekt arbeiten auch speziell ausgebildete „Nicht-ärztliche Praxisassistenten mit Zusatzaufgaben“ NäPa(Z), die in vielen Fällen Hilfestellung geben können und sich vor Ort in den Pflegeheimen um die Patienten kümmern – teils auch in der Interaktion per Telemonitor mit den Ärzten am virtuellen Tresen der Uniklinik.
„Wenn wir den Weg für eine zukunftsfähige Versorgung ebnen wollen, müssen wir die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Medizin überwinden“, erläutert Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Christian Brokmann, Projektkoordinator und Leiter des Zentrums für klinische Akut- und Notfallmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen.
Ralf Rademacher, Geschäftsführer Rettungsdienst im Kreis Heinsberg gGmbH sieht auch den Vorteil für die Rettungsdienste. Durch Optimal@NRW ließen sich Transporte vermeiden, die nur der Abklärung dienten: „Die Patienten verbleiben in ihrer vertrauten Umgebung und werden nicht dem Stress mehrerer Transporte ausgesetzt, gleichzeitig werden unsere Ressourcen geschont und stehen für Notfälle weiter zur Verfügung.“
Die Betroffenen selbst, Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeeinrichtungen, konnten nach anfänglichem Zögern überzeugt werden, bestätigt Ralf Müller, Pflegedienstleitung Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf, Burg Setterich.
Auch die Krankenkassen sehen den Bedarf an tragfähigen Lösungen für die Versorgung einer wachsenden Zahl älterer, pflegebedürftiger Patienten und befürworten daher das Projekt. So sagte etwa Barbara Steffens, Leiterin der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen: „Wir hoffen, dass die Evaluation diesen innovativen Ansatz bestätigt und damit die erforderlichen Argumente für die Überführung in die Regelversorgung liefert.“
Das Projekt Optimal@NRW wird über vier Jahre mit rund 15 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert.
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