WHO-Studie zur Datenlage von Migranten in Europa Schlechte Datenlage wird zum Einfallstor für Krankheiten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Bericht zur Datenlage von Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Migranten sowie Geflüchteten in der Europäischen Region veröffentlicht. Die Studie soll den 53 Mitgliedsstaaten in der Region Europa helfen, die Datenlage durch internationale Abstimmungsprozesse und nationale Maßnahmen zu verbessern.

Die Universität Bielefeld gibt an, dass die Forscher im Rahmen einer umfassenden Literaturrecherche die Datenquellen und Ergebnisse von über 700 Studien untersucht haben, welche in dem Zeitraum zwischen 2000 und 2018 Daten über die Gesundheitslage von Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchteten in den Mitgliedsstaaten des WHO Regionalbüros Europa berichten.
„Verlässliche Daten zur Gesundheit und Gesundheitsversorgung einer Bevölkerung sind essentiell um gesundheitspolitische Maßnahmen auf einer wissenschaftlich fundierten Basis zu planen“, so Proffessor Dr. Kayvan Bozorgmehr, Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld und Forschungsgruppenleiter am Universitätsklinikum Heidelberg.
Bozorgmehr weiter: „Für Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete ist die Datenlage jedoch oft lückenhaft. Dies führt dazu, dass soziale Ungleichheiten und wichtige Erkrankungsmuster unerkannt bleiben. In unserer Studie fassen wir die Erkenntnisse zur Datenlage in der WHO Region Europa zusammen und leiten wichtige Handlungsoptionen zur Verbesserung der Datenlage ab“.
„Unsere Studie zeigt, dass lediglich 25 der 53 Mitgliedstaaten der WHO Region routinemäßig Daten zur Gesundheit und Gesundheitsversorgung bei Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchteten erheben und berichten“, sagt Louise Biddle, federführende Co-Autorin und Wissenschaftlerin am Universitätsklinikum Heidelberg.
„Unser Bericht stellt jedoch nicht nur eine wichtige Bestandsaufnahme dar. Die Studie soll zudem politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger bei Reformbemühungen unterstützen“, so der Leiter der Studie. Die Entscheider könnten aus den Ergebnissen der Studie Handlungsoptionen zur Verbesserung der Datengrundlage für Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete ableiten.
Bozorgmehr erläutert: „Diese Optionen beinhalten Definitionen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen, bessere Koordination und Steuerung der routinemäßigen Datenerhebungen, regelmäßige Analysen der Datenlage, die Ausweitung bestehender Datenerhebungssysteme auf Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete und die Förderung des Austauschs von Erfahrungen und Expertise zwischen den Mitgliedsstaaten bezüglich der Datenerhebungssysteme in ihrem jeweiligen Gesundheitssystem“.
Das Programm „Migration und Gesundheit“ im Regionalbüro der Direktion der WHO Region Europa begleite diesen Prozess. Der Leiter des Programms Santino Severoni, WHO Sonderberater für Migration und Gesundheit erklärt: „Der Bericht ist eine Schlüsselpublikation und Teil unserer übergreifenden Aufgabe, Entscheidungsträger über wissenschaftliche Evidenz zu Migration und öffentlicher Gesundheit zu informieren“.
Die Forscher weisen darauf hin, dass es erforderlich sei, den Missbrauch von Gesundheitsdaten für politische und behördliche Zwecke außerhalb des Gesundheitssektors vorzubeuegen. Dabei würden sie der WHO eine besondere Rolle zuschreiben, um koordinative Aufgaben im Rahmen ihres Mandats für Gesundheitsthemen im System der Vereinten Nationen wahrzunehmen.
Der Bericht sei im Rahmen des „Health Evidence Network“ (HEN) erschienen, einem Informationsdienst für gesundheitspolitische Entscheidungsträger in der Europäischen Region der WHO, welcher Entscheidungsträger bei der Verwendung von neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Entscheidungsprozess im Licht der nationalen Gegebenheiten unterstütze. Das Ziel der HEN Berichte sei die Zusammenhänge zwischen wissenschaftlicher Evidenz, Gesundheitspolitik und Verbesserung der öffentlichen Gesundheit zu stärken.
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