Rückblick: Telemedizin Kongress NRW Telemedizin – von den Leuchttürmen in die Flächenversorgung

Von Nicola Hauptmann Lesedauer: 4 min |

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Fachkräftemangel und zunehmendes Stadt-Land-Gefälle in der medizinischen Versorgung sprechen deutlich für den Einsatz von Telemedizin. Welche Bedingungen es dafür braucht und welchen Beitrag vor allem die Kommunen leisten können, darüber diskutierten die Teilnehmer beim Telemedizin Kongress NRW online am 27. März.

„Digital und regional?“ – unter diesem Motto diskutierten die Teilnehmenden des Telemedizin Kongresses NRW 2023, wie  Kommunen die Gesundheitsversorgung mitgestalten können
„Digital und regional?“ – unter diesem Motto diskutierten die Teilnehmenden des Telemedizin Kongresses NRW 2023, wie Kommunen die Gesundheitsversorgung mitgestalten können
(© ZTG GmbH)

Wenn immer weniger Versorgende einer wachsenden Zahl chronisch kranker Patienten gegenüberstehen, Fachkompetenz sich immer mehr in großen Krankenhäusern konzentriert, dann liegt der Einsatz telemedizinischer Anwendungen nahe. Nordrhein-Westfalen hat im Rahmen mehrerer Projekte bereits Kompetenzen auf diesem Gebiet aufgebaut und mit dem virtuellen Krankenhaus NRW in Trägerschaft des Landes wurde auch ein Nukleus für einen dauerhaften Ausbau geschaffen. Trotzdem ist die flächendeckende Nutzung der Telemedizin kein Selbstläufer. Das zeigte sich beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed) und des ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH.

Telemonitoring muss in die Regelversorgung

„Der Wohnort eines Menschen darf nicht darüber entscheiden, wie gut er versorgt wird", hielt Stephan Pohlkamp, Referat Digitalisierung im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, eingangs fest. „Wir haben in Nordrhein-Westfalen viele erfolgreiche Projekte, die auch überregional ausstrahlen." Diese brauchten nun den Zugang zur Regelversorgung, ausgehend von den konkreten regionalen Bedingungen. Der Bund stelle Instrumente zur Verfügung, es gäbe aber keine systematische Förderung der Vernetzung. Auf Bundesebene brauche es zudem Regelungen zu rechtlichen Rahmenbedingungen, zu fairer und auskömmlicher Finanzierung.

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Günter van Aalst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DGTelemed, sieht in der Telemedizin und der regional vernetzten, digital unterstützter Versorgung einen Weg zur effizienteren Ressourcennutzung. Die knappen Ressourcen – ÄrztInnen und Pflegende – sollten fokussiert eingesetzt und entlastet werden, indem Aufgaben an medizinisches Hilfspersonal wie etwa Versorgungsassistenz delegiert werden. Letztere sollten übergreifend eingesetzt werden: „Dafür müssen wir vorhandene Strukturen und Leistungen besser koordinieren, verzahnen und effizienter gestalten, indem wir Versorgungsnetzwerke schaffen."

Weitere Informationen

Die Voraussetzungen für den Aufbau telemedizinischer Netzwerke sind ausführlicher im Positionspapier der DGTelemed „Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Implementierung telemedizinischer Anwendungen in den Versorgungsalltag“ beschrieben.

Positionspapier der DGTelemed

Zwei Best Practices für solche regionalen Netzwerke wurden beim Kongress vorgestellt: OBERBERG_FAIRsorgt und das Gesundheitsnetzwerk PORT Willingen Diemelsee e. V.

OBERBERG_FAIRsorgt

Durch effizientere Nutzung und bessere Koordination sollen eine intersektorale Versorgung, längerer und sicherer Verbleib zuhause ermöglicht sowie unnötige Krankenhauseinweisungen vermieden werden. Projektleiterin Dr. Jessica Möltgen berichtete vom Aufbau des Projekts: Nach einer gut zweijährigen Vorbereitung startete im Oktober 2021 die Versorgungsphase, nach deren Abschluss im Juni 2023 folgen Abschlussphase und Evaluierung. Betreut werden derzeit über 300 Patienten, die mindestens 65 Jahre alt, pflegebedürftig oder krank sind. Es wird eine elektronische Fallakte eingesetzt, wobei die Datenhoheit bei den Patienten liegt. Die Betreuung im Rahmen des Projekts umfasst nach dem initialen Hausbesuch und der Erstbegutachtung optional auch erweiterte Erreichbarkeit, Telemonitoring und Fallkonsile. Daten aus dem Telemonitoring wie EKG, Blutdruck- oder -zuckerwerte werden direkt auf eine zentrale Plattform geladen und sind dort abrufbar.

Auch wenn es für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung noch zu früh sei: Die Fallmanager unterstützten die pflegenden Angehörige wirksam und entlasteten auch die Arztpraxen sehr, resümiert Ralf Schmallenbach, Dezernent für Gesundheit Jugend und Soziales im Oberbergischen Kreis.

Die Kommune habe die Projektinfrastruktur auf eigenes Risiko bis Ende 2024 gesichert, es sei jedoch „in Gänze für einen Kreis dieser Größe nicht zu stemmen“, so Schmallenbach. Der Oberbergische Kreis will daher eine der fünf bevölkerungsbezogenen, sektor- und berufsgruppenübergreifenden Gesundheitsregionen werden, deren Aufbau und Förderung sich die NRW-Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen hat.

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