Medizinische Roboter und robotische Assistenzsysteme

Aus der Industrie an den OP-Tisch

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Am Ende müsse dem Patienten geholfen sein, ob das mithilfe einer offenen OP oder eines minimalinvasiv-robotischen Eingriffs passiere, spiele keine Rolle. „Wir sind hier tatsächlich gezwungen, neue Wege zu beschreiten, und Robotik wird dabei eine extrem große Bedeutung haben. Nicht nur, weil sie andere Möglichkeiten bietet, sondern weil sie den Eignungen der digitalen Generation, die jetzt nachkommt, wesentlich besser liegt.“

Dafür müsse sich jedoch die Technologie weiterentwickeln. „Wir setzen robotische Systeme bei den Highend-Eingriffen ein, weil die Kosten, der Aufwand, einfach die gesamte Prozedur so viel komplexer ist. Da müssen wir ansetzen. Wir müssen Systeme entwickeln, die viel früher im Ausbildungsstatus, bei einfachen Operationen und Interventionen, eingesetzt werden können“, so Wilhelm.

Den Menschen perfekt ergänzen

Von autonomen Robotern ist noch nicht die Rede. Experten gehen davon aus, dass wir lediglich 15 Prozent einer Prozedur beschreiben beziehungsweise begreifen und damit autonom machen können, erklärt Wilhelm. Stattdessen müssten Teilprozesse identifiziert werden, die von den Systemen besser durchgeführt werden können, um dann entsprechende Anwendungen – sei es autonom oder remote-gesteuert – zu entwickeln.

Das gilt auch für die Pflege: In Umfragen habe sich gezeigt, dass es auch hier nur wenige Bereiche gebe, in denen Roboter zum Einsatz kommen können, da ein Haupt­aspekt der Pflege die soziale Interaktion sei. „Auch da müssen wir umdenken, wie wir die Prozesse, die wir derzeit durchführen, intelligent robotisch umsetzen.“ Dafür bedarf es allerdings der Zusammenarbeit aller Beteiligten – von der Forschung über Ärzte und Pflegekräfte hin zu den Herstellern.

Bei einigen Indikationen hat sich die Technologie dennoch bereits durchgesetzt. „Indikationen, die für Roboter-basierte beziehungsweise Roboter-assistierte Operationen in Frage kommen, befinden sich etwa im Gehirn, in Gefäßen, in der Orthopädie – Knie- oder Hüftgelenk – und in der Weichteilchirurgie“, so Dr. Joachim Haes, Director Government Affairs Germany and Central Europe, Intuitive Surgical.

Finanzierung: Der Einzelfall entscheidet

Dann ist da natürlich noch das leidige Thema Geld. „Die Ressourcen sind knapp. Ich will jetzt nicht das übliche Jammern anfangen, aber die Situation ist tatsächlich im Moment so dramatisch, wie ich sie noch nie erlebt habe“, bringt Haes die Lage auf den Punkt. Man könne aufgrund des Finanzierungssystems die steigenden Kosten nicht umlegen, weshalb die Häuser nicht nur bei den Betriebs- sondern auch bei den Investitionskosten vor großen Herausforderungen stünden.

Das Finanzierungssystem ist dual gestaltet. Einerseits sind da die Betriebskosten, die über die Krankenkassen nach einheitlichen Fallpauschalen (DRG) erstattet werden – egal, ob offener, laparoskopischer oder Roboter-assistierter Eingriff, erklärt Haes und wirft die Frage auf, wo hier der Anreiz für Innovationen bleibe. „Kostenmäßig werden Roboter nie mit Tupfer und Schere mithalten.“

Die Innovationsfinanzierung läuft hingegen über die Bundesländer. „Zum einen bekommen die Krankenhäuser bei großen Baumaß­nahmen wie dem Neubau des OP-Bereichs auch die Mittel, um diesen zeitgemäß auszustatten“, erklärt Alexander Kraemer, Leiter Referat 23, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Ob dazu auch Roboter zählen, hänge vom Leistungsspektrum ab: „Der Einzelfall entscheidet.“

Darüber hinaus stünden den Krankenhäusern noch Pauschalmittel zur Verfügung, die ihnen einmal im Jahr zugewiesen werden. „Diese Summe können sie eigenverantwortlich für die Dinge ausgeben, die sie brauchen.“ Roboter haben hier jedoch meist keine Priorität.

Doch auch über Stiftungen oder den Krankenhauszukunftsfonds lassen sich entsprechende Systeme finanzieren. Wobei es bei Letzterem eine Hürde gibt: OP-Roboter und robotische Assistenzsysteme würden zwar einen eigenen Fördertatbestand darstellen, jedoch seien andere Fördertatbestände sanktionsbewehrt, erklärt Andreas Diehm, Stellv. Geschäftsführer und Leiter Planung und Investition, Bayerische Krankenhausgesellschaft. Den Häusern drohe 2025 ein Budgetabzug, wenn sie diese Punkte nicht auch erfüllen. Dadurch würden die Prioritäten der Kliniken allerdings in andere Bereiche gelenkt.

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