TI-Anbindung Reha-Einrichtungen auf dem Weg in die TI

Von Natalie Ziebolz Lesedauer: 3 min |

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Viele Reha-Einrichtung setzen aktuell ihre Digitalisierungsstrategie um. Mit der Finanzierungsvereinbarung zur Kostenerstattung für den Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) und einem Leitfaden zum Einstieg in die digitale Medizin soll die Digitalisierung in diesem Bereich einen weiteren Schub bekommen.

Bei Aufenthalten in Reha-Einrichtungen ist für betreuende Ärzte und Pfleger die Vorgeschichte der Patienten ein wichtiger Faktor, um die Therapie entsprechend anpassen zu können
Bei Aufenthalten in Reha-Einrichtungen ist für betreuende Ärzte und Pfleger die Vorgeschichte der Patienten ein wichtiger Faktor, um die Therapie entsprechend anpassen zu können
(Bild: Robert Kneschke – stock.adobe.com)

Es gibt Fortschritte bei der Anbindung von Reha-Einrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI): Bis dato sind 72 Einrichtungen von der Deutschen Krankenhaus TrustCenter und Informationsverarbeitung GmbH (DKTIG) mit einer Institutionskarte für den TI-Zugang ausgestattet. Eine Finanzierungsvereinbarung zur Kostenerstattung für den Anschluss an die Plattform für Gesundheitsanwendungen befindet sich derzeit im Unterschriftenverfahren und soll bald in Kraft treten.

„Mit einem Stapel medizinischer Unterlagen unterm Arm in die Reha: die Zeiten gehören hoffentlich bald der Vergangenheit an. Mit der bevorstehenden Finanzierungsvereinbarung erhalten Reha- und Vorsorgeeinrichtungen eine Regelung, zu welchen Konditionen sie sich an die Telematikinfrastruktur anbinden können. Damit bekommen sie einen sektor- und systemübergreifenden Zugang zu digitalen Anwendungen“, ist Gematik-CEO Dr. Markus Leyck Dieken überzeugt. Mit dem KIM-Dienst etwa ginge dann der Austausch mit anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen lückenlos und elektronisch – ohne Stau im Faxgerät, Hinterhertelefonieren oder unsicherem Versand. „Später kann der TI-Messenger die schnelle Direktkommunikation unterstützen. Das kommt den Menschen, die in den Einrichtungen behandelt werden, und denen, die dort arbeiten, gleichermaßen zugute.“

„Das Hin und Her auf Papier ist nicht mehr zeitgemäß“

Wie der Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) praktisch funktioniert, haben fünf Reha-Kliniken und 20 niedergelassene Hausärzte im Rahmen des Forschungsprojekts „Digitales Rehabilitationskonsil mit Anbindung an die Telematikinfrastruktur“ (kurz: Reha-/TI-Konsil) getestet. Das Projekt wurde vom Freistaat Bayern gefördert und von der OTH-Regensburg zusammen mit Monks – Ärzte im Netz GmbH durchgeführt. Ziel war es, alle an der Rehabilitation beteiligten Akteure digital zu vernetzen, so Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. „Die neuen Möglichkeiten sollen helfen, Abläufe zu vereinfachen – beispielsweise wenn Entlassbriefe künftig digital vom Krankenhaus in die Reha-Einrichtung und weiter in die Arztpraxis vor Ort übermittelt werden können. Um Arbeitsabläufe zu vereinfachen, sollen in den Reha-Einrichtungen auch Anwendungen wie die elektronische Patientenakte, das elektronische Rezept oder der elektronische Medikationsplan zur Verfügung stehen“, erklärte er.

Entsprechende Vorteile sieht auch Sibylle Feyerabend, Leiterin Heiligenfeld Services / Heiligenfeld GmbH: „Das Hin und Her auf Papier ist nicht mehr zeitgemäß. Mit KIM muss ich Informationen nicht mehr hinterherlaufen, sondern unsere Ärzte können sie direkt Kolleginnen und Kollegen bereitstellen und von ihnen erhalten. Das hilft bei der übergreifenden Behandlung gemeinsamer Patientinnen und Patienten sehr.“

Bereits 100 Millionen KIM-Nachrichten verschickt

Der Messenger KIM, kurz für „Kommunikation im Medizinwesen“ ist laut Gematik mittlerweile in der Praxis angekommen: Zum 22. Februar 2023 wurden in Deutschland ingesamt bereits 100 Millionen Nachrichten über die Anwendung verschickt. Darunter etwa 81.339.642 elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU), 4.835.480 elektronische Arztbriefe und eNachrichten und 2.062.511 „Elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren Zahnärzte“ (EBZ).
Die Anzahl der gesendeten DALE-UV-Nachrichten an die DGUV bildet das TI-Dashboard nun auch ab: Mit aktuell 1.716.291 ensprechenden Nachrichten hat sich das Aufkommen via KIM seit dem Stichtag am 1.1.23 fast verdreifacht.
„Das Erreichen der ‚100 Millionen‘-Marke ist ein großartiger Erfolg für die Telematikinfrastruktur. Es gilt nun aber auch, über den Versand der eAU hinaus die Schlagzahl weiter zu erhöhen: In den kommenden Monaten muss daher speziell der Versand von eArztbriefen mit KIM kontinuierlich steigen“, betont Sebastian Zilch, Unterabteilungsleiter für gematik, E-Health und Telematikinfrastruktur im Bundesministerium für Gesundheit.

Das Feedback der Praxen zeigt allerdings auch, dass es im Reha-Bereich noch Aufholbedarf bei der Digitalisierung gibt. „Im ambulanten Bereich sind TI-Anbindung und KIM weitgehend angekommen. Aber noch nutzen es zu wenige Kliniken bzw. Reha-Einrichtungen“, veranschaulicht Feyerabend die Situation. „Das muss viel mehr werden, damit es sich durchsetzt.“

Erste WANDA-Smart-Anwendung

Im Rahmen des Projekts wurde in Kooperation mit den medizinischen Fachverbänden konzipiert auch eine Konsil-Anwendung für den Austausch medizinischer Informationen zwischen niedergelassenen Hausärzten und Reha-Kliniken erarbeitet. Diese soll den gesamten Prozess von der Vorbereitung über die Begleitung bis hin zur Nachsorge einer Reha-Maßnahme abdecken.

Die Konsil-Anwendung ist dabei die erste WANDA-Smart-Anwendung mit Hosting innerhalb der TI. WANDA bezeichnet „Weitere Anwendungen für den Datenaustausch über die Telematikinfrastruktur“, die nicht von der Gematik spezifiziert und entwickelt wurden. Diese funktionieren unabhängig von der elektronischen Gesundheitskarte und lassen sich in WANDA-Basic- und WANDA-Smart-Anwendungen unterteilen. Erstere greifen – im Gegensatz zu WANDA-Smart-Anwendungen – nicht auf TI-eigene Dienste zu.

Das Projekt ist mittlerweile abgeschlossen und wurde von der DKTIG in einen Leitfaden überführt. Mithilfe von Best-Practice-Tasks soll dieser bundesweit anderen Einrichtungen den Einstieg in die digitale Medizin erleichtern. Den Leitfaden können Sie hier einsehen:

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