Krankenhausreform Eine Reform im Blindflug können wir uns nicht leisten

Von Johannes Kapfer Lesedauer: 2 min

Auf die fünfte Stellungnahme der Regierungskommission („Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung“) reagiert Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, verhalten und bemängelt, dass teilweise veraltete Daten verwendet und wichtige Aspekte nicht berücksichtigt worden sind.

Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes
Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes
(© Ludmilla Naumann)

Die fünfte Stellungnahme der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung ist vor wenigen Wochen veröffentlicht worden. Darin werden unter anderem die fehlende Spezialisierung und Erfahrung sowie die „unzureichende Steuerung und Kooperation zwischen regionalen Krankenhäusern auf der einen sowie Krankenhäusern, ambulanten und überregionalen Leistungserbringern auf der anderen Seite“ behandelt. Laut der Stellungnahme würden aus diesen Punkten mehrere Problematiken resultieren. Neben suboptimalen Behandlungsergebnissen wird in diesem Kontext insbesondere der verhältnismäßig hohe Kostenpunkt für medizinische Behandlungen in Deutschland thematisiert. Im europäischen Vergleich rangiere man diesbezüglich – so die Regierungskommission – in Bezug auf die Kosten nach der Schweiz auf dem zweiten Platz. Wenn man die Anzahl der verfügbaren Krankenhausbetten mit in die Gleichung aufnehme gar auf dem Ersten.

Diesen Ist-Zustand sieht die Kommission als nicht weiter tragbar an und fordert daher tiefgreifende Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb des Gesundheitswesens. Vor allem die Einführung von Leistungsgruppen sowie eine standardisierte Ausstattung der medizinischen Versorgungszentren wird als Grundvoraussetzung betrachtet. Nur in diesem Fall könne man standortübergreifende und patientenzentrierte Gesundheitsversorgung garantieren.

Das sagt die Vorsitzende des Marburger Bundes zur Stellungnahme der Regierungskommission

Schon zu Beginn ihrer Einschätzung betont Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, dass ihrer Meinung nach die Regierungskommission auf Grundlage veralteter Daten getagt habe und wichtige Parameter des Gesundheitswesens keine Berücksichtigung gefunden haben. „Da Schlussfolgerungen der Regierungskommission zur Qualität der Krankenhausversorgung nach dieser Untersuchung auf einer unzureichenden Datenanalyse beruhen, erwarten wir jetzt eine selbstkritische Aufarbeitung. Da fällt niemandem ein Zacken aus der Krone“, so Johna. Weiterhin führt sie aus, dass sich gute Wissenschaft dadurch auszeichne, dass kritische Einwände aufgenommen und bewertet würden. Standards guter wissenschaftlicher Praxis dürften dabei niemals in Frage gestellt werden.

Insbesondere die Passagen innerhalb der Stellungnahme, in denen die Vermeidbarkeit von Todesfällen nach Schlaganfällen behandelt werden, stellt Dr. Susanne Johna in Frage und befürchtet, dass dadurch „beabsichtigte Strukturbereinigungen“ legitimiert werden sollen.

Die zentralen Ziele der Krankenhausreform, Daseinsvorsorge, Steigerung der Behandlungsqualität sowie die Entbürokratisierung des Krankenhausapparates seien in ihren Augen nur erreichbar wenn eine Analyse der tatsächlichen Ist-Situation für die Evaluation durch ein Expertengremium als Diskussionsgrundlage herangezogen wird. Auch die Berücksichtigung des demographischen Wandels und einiger regionaler Aspekte findet die Medizinerin im aktuellen Entwurf unterrepräsentiert und mahnt abschließend „Wir können uns eine Reform im Blindflug nicht leisten.“

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