Pollenmonitoring und Patientenstudie Per Logbuch der Allergie auf der Spur
Für Menschen mit Pollenallergien sind Informationen zum Pollenflug eine wertvolle Hilfe; die verwendeten Daten müssen aber auch aktuell sein. Bayern setzt auf digitalisiertes Monitoring – und startet eine neue Patientenbefragung.

Auf Erfahrungswerte oder Pollenkalender können sich Heuschnupfengeplagte immer weniger verlassen. „Der Klimawandel verändert die Pollenflugsaison“, sagt auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Umso wichtiger sind zuverlässige und aktuelle Informationen, um rechtzeitig reagieren und die Medikamenteneinnahme anpassen zu können. Um Betroffene noch besser zu unterstützen, will Bayern deshalb das bestehende Polleninformationssystem weiter ausbauen und eine neue Patientenbefragung starten.
Elektronische Pollenmonitore
Der Freistaat nutzt seit 2019 das elektronische Polleninformationsnetzwerk (ePIN), das laut Ministerium weltweit erste Netzwerk dieser Art. Betrieben wird es vom bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Innerhalb von ePIN erstellen elektronische Pollenmonitore an acht bayerischen Standorten automatisch Bilder der Pollenproben, die dann per Bilderkennungssoftware innerhalb von drei Stunden ausgewertet und zur Verfügung gestellt werden. Bei herkömmlichen Hirst-Typ-Pollenfallen, von denen auch in Bayern noch vier im Einsatz sind, dauert die manuelle Auszählung unter dem Mikroskop dagegen erheblich länger.
In dem seit 2021 geförderten Projekt ePIN-Nowcasting wird an Interpolationstechniken gearbeitet, um die jeweils aktuelle Pollenbelastung auch an allen anderen Orten in Bayern noch genauer berechnen zu können.
Zudem soll die Pollenflugvorhersage verbessert werden. Dazu fördert der Freistaat als Teil des Verbundprojektes „Klimawandel und Gesundheit‘“ seit Juni 2022 ein Projekt des LGL mit dem Zentrum Allergie und Umwelt der Technischen Universität München. Unter Verwendung von Wetterdaten soll die zukünftige Pollenverteilung berechnet werden. „Das ermöglicht eine wesentlich genauere Pollenflugvorhersage als bisher“, so Holetschek.
Wie die elektronischen Pollenmonitore funktionieren
Die elektronischen Pollenmonitore saugen in 3-Stunden-Intervallen eine bestimmte Menge Luft an. Die in der Luft enthaltenen Pollen werden automatisiert auf einen Probenträger aufgetragen, eine integrierte hochauflösende Kamera erstellt dann eine Vielzahl von Bildern in verschiedenen Ebenen. Das daraus entstandene synthetische Bild wird anschließend durch eine spezielle Bilderkennungssoftware analysiert. So können die einzelnen Pollenarten identifiziert und auch quantitativ bestimmt werden. Die Messdaten werden automatisiert an das Leibniz-Rechenzentrum in Garching übertragen, wo sie gespeichert werden, danach an das LGL weitergeleitet und dort für die Anwendung in Web und App aufbereitet. Die ePIN Daten sind öffentlich und kostenfrei, zum Abruf der Rohdaten steht eine Schnittstelle zur Verfügung.
Neue Erhebungswelle zur Patientenbefragung
Weitere wichtige Erkenntnisse zu Pollenkonzentration und gesundheitlichen Beschwerden lassen sich durch Patientenbefragungen gewinnen. Das LGL startet dazu im Februar die dritte Erhebungswelle der APOLLO-Studie. Die Studie wird bereits seit Mai 2021 mit dem Klinikum der Universität München durchgeführt. Kernbestandteil ist ein Pollenlogbuch, das Teilnehmenden per App zur Verfügung gestellt wird – zusammen mit den tagesaktuellen Daten der ePIN-Monitore. Die Betroffenen beantworten darin Fragen zu ihren Symptomen, zu Beeinträchtigungen im Alltag und zur Medikamenteneinnahme. Die APOLLO-Studie sei ein wichtiger Baustein der Allergieforschung des LGL, sagt sagt Prof. Dr. med. Caroline Herr, Mitglied der LGL-Amtsleitung: „Damit soll unter anderem untersucht werden, ob Menschen mit Pollenallergie ihre Symptomatik besser kontrollieren und Beschwerden sogar abmildern können, wenn sie sich regelmäßig über den aktuellen Pollenflug informieren.“
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