BMBF fördert Deutsches Bioinformatik-Netzwerk Weitere fünf Millionen für Life-Sciences-Cloud

Autor Julia Mutzbauer

Künftig sollen Forscherinnen und Forscher aus den Lebenswissenschaften bundesweit auf leistungsstarke Technologien zur Analyse großer Datenmengen zugreifen können. Dazu hat die Universität Bielefeld das Deutsche Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur (de.NBI) entwickelt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat bereits rund 80 Millionen Euro in das Projekt investiert. Nun will das BMBF weitere 5 Millionen Euro zur Fortführung bereitstellen.

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Für de.NBI koordinieren sie Rechenpower und Services für die Bioinformatik in Deutschland (v.l.): die Professoren Dr. Andreas Tauch, Dr. Alexander Sczyrba, Dr. Jens Stoye und Dr. Alfred Pühler
Für de.NBI koordinieren sie Rechenpower und Services für die Bioinformatik in Deutschland (v.l.): die Professoren Dr. Andreas Tauch, Dr. Alexander Sczyrba, Dr. Jens Stoye und Dr. Alfred Pühler
(© Universität Bielefeld/M.-D. Müller)

Das deutsche Bioinformatik-Netzwerk der Universität Bielefeld bietet Forschern der Lebenswissenschaften eine IT-Infrastruktur an, die eine Datenauswertung über eine Rechnerstruktur ermöglichen soll. Die Geschäftsstelle von de.NBI ist am Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld angesiedelt. „Dafür sind wir einen innovativen Weg gegangen und haben an inzwischen sechs Standorten eine förderative Cloud eingerichtet“, so Professor Dr. Alexander Sczyrba, Leiter der Arbeitsgruppe Computational Metagenomics an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld.

Derzeit seien insgesamt 250 Wissenschaftler bundesweit am Aufbau der Bioinformatik-Infrastruktur beteiligt. Sczyrba erklärt: „Diese Cloud steht allen Forschenden aus den Lebenswissenschaften kostenlos zur Verfügung. Sie ist auf Deutschland beschränkt und stellt somit sicher, dass keine sensitiven Forschungsdaten ins Ausland gelangen“.

Nach den Angaben der Universität Bielefeld stehen mehr als 100 Bioinformatik-Programme zur Datenanalyse zur Verfügung. Doch die Rechnerleistung und Software alleine würde nicht ausreichen, um die bioinformatische Forschung zu unterstützen. „Entscheidend ist es, den Forscher*innen die Kompetenzen für den Umgang mit der Technik zu vermitteln und ihnen mit Dienstleistungen zur Seite zu stehen“, erläutert Alfred Pühler. Dem Netzwerk sei es gelungen, bundesweit acht Servicezentren aufzubauen, an denen 40 Gruppen von Bioinformatikern ihre IT-Dienstleistungen, Beratungen und Fortbildungen anbieten.

Die Zentren sind thematisch unterschiedlich ausgerichtet und decken unter anderem die humane, pflanzliche und mikrobielle Bioinformatik ab, so die Universität Bielefeld. Professor Dr. Jens Stoye, Leiter der Arbeitsgruppe für Genominformatik an der Technischen Fakultät.

Stoye weiter: „In Bielefeld betreiben wir das Servicezentrum für mikrobielle Bioinformatik, das die bioinformatische Analyse aller molekularen Daten von Mikroorganismen, aber auch von mikrobiellen Gemeinschaften im Blick hat“.

„Von de.NBI profitiert auch die Forschung an der Universität Bielefeld“, sagt Professor Dr. Martin Egelhaaf, Prorektor für Forschung und Forschungstransfer der Universität Bielefeld. „Unsere Wissenschaftler*innen können dank der Möglichkeiten des Netzwerks heute schneller und unkomplizierter bioinformatische Analysen vornehmen als bislang. Das gilt für unterschiedlichste Gebiete – von Biotechnologie bis Medizin“, so Egelhaaf.

„Jedes Jahr organisiert das Netzwerk mehr als 80 Trainingskurse für den Umgang mit den Bioinformatik-Programmen. So konnten seit Beginn der Initiative mehr als 6.000 Wissenschaftler*innen geschult werden“, fügt Professor Dr. Andreas Tauch hinzu. Tauch ist Leiter der de.NBI-Geschäftsstelle, die die Dienstleistungen und Trainings des Netzwerks koordiniert und Nutzer an die spezialisierten Servicezentren vermittelt.

„Die Universität Bielefeld hat sich zu einem herausragenden Zentrum für Bioinformatik-Infrastruktur in Deutschland entwickelt“, bilanziert Netzwerk-Koordinator Alfred Pühler. Pühler betont, dass de.NBI von seiner Ausrichtung her auf Dauer angelegt ist.

„Die Wissenschaftler*innen aus den Lebenswissenschaften sind auf eine stabile, zentrale Infrastruktur angewiesen, um ihre riesigen Datenmengen zu verarbeiten und unkompliziert miteinander teilen zu können“, so Pühler. Aktuell werde an einer Lösung gearbeitet, um das Netzwerk zu verstetigen. „Das Bundesforschungsministerium hat die weitere Finanzierung des Netzwerks bis Ende 2021 zugesagt, um diesen Diskussionen mehr Zeit zu geben“, so Pühler weiter.

Zur weiteren Finanzierung des Projekts heißt es: „Das BMBF hat jetzt die weitere Förderung von de.NBI zugesagt. Bis Ende 2021 stehen der Universität Bielefeld bis zu 5,3 Millionen Euro zur Fortführung des Projekts zur Verfügung“.

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