Studie des Fraunhofer FIT Digitaler Stress im Homeoffice
Das Fraunhofer FIT hat den Zusammenhang von psychischer Belastung und der Arbeit mit digitalen Technologien im Homeoffice vor und während des ersten Covid-19-Lockdowns untersucht.
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Wer konnte und durfte, hat bereits im ersten Lockdown im Frühjahr den Großteil der Arbeit ins Homeoffice verlagert. Dort hatte man dann zwar weniger Kontakte, dafür aber zu betreuende Kinder, keinen richtigen Arbeitsplatz oder eine schlechtere technische Ausstattung als im Büro. Dass diese Faktoren das Stressempfinden bei der Arbeit mit digitalen Technologien im Homeoffice erhöhen, hat das Fraunhofer FIT herausgefunden.
Die Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT und der Universität Augsburg unter der Leitung von Prof. Dr. Henner Gimpel befragte jeweils vor und während des ersten Covid-19-Lockdowns in Rahmen der Studie „Digitale Arbeit während der Covid-19-Pandemie“ mehr als 1.000 Erwerbstätige verschiedenster Branchen und Tätigkeiten zu ihren Arbeitsbedingungen, sowie zu ihrem Umgang mit digitalen Technologien bei der Arbeit.
12 Belastungsfaktoren
Stressreaktionen, die durch die Nutzung digitaler Technologien ausgelöst werden, bezeichnet man als digitalen Stress. Zu mehr Belastung führten die folgenden Faktoren:
- Nicht-Verfügbarkeit (11,36 %): Im Homeoffice sind die Arbeitnehmer stärker auf die Funktionsfähigkeit und Verfügbarkeit der Technologie angewiesen. Durch die plötzliche Umstellung konnten Unternehmen auch oft nicht alle benötigten Geräte zur Verfügung stellen.
- Mangelndes Erfolgserlebnis (10,65 %)
- Unklarheit der Rolle (9,62 %)
- Omnipräsenz (8,53 %): Da es keine räumliche Trennung zwischen dem Arbeitsplatz und dem privaten Bereich gibt, sind die digitalen Technologien im Homeoffice präsenter.
- Komplexität (1,78 %)
Auch positive Veränderungen wurden wahrgenommen:
- Jobunsicherheit (-14,99 %): Die Zahl der Befragten, die IT als Konkurrenz für ihren Job sehen, nimmt ab. Vielen wird auch bewusst, dass sie ihre Aufgaben ohne die Technologie nicht weiter hätten durchführen können.
- Verunsicherung (-11,10 %): Sich schnell wandelnde Änderungen in der IT, wie neue Hardware oder Softwareupdates, werden während der Pandemie als hilfreich angesehen. Möglicherweise haben IT-Abteilungen solche Veränderungen aufgrund des fehlenden physischen Zugriffs auf die Geräte zurückgestellt.
- Leistungsüberwachung (-7,89 %)
- Informationsüberflutung (-4,47 %)
- Unterbrechung (-1,93 %)
- Unzuverlässigkeit (-1,75 %)
- Gläserne Person (-0,11 %)
Laut den Ergebnissen der Studie hat die Ausprägung der Belastungsfaktoren vor und während der Corona-Pandemie sehr unterschiedlich entwickelt. „Die Studie zeigt uns, dass es von einer Vielzahl individueller Faktoren abhängt, ob Menschen gut oder schlecht mit der veränderten Arbeitssituation zurechtkommen. Beispielsweise sind Führungskräfte im Schnitt deutlich besser an die digitale Arbeit gewöhnt. Menschen mit Kindern leiden stärker unter der aktuellen Situation, während Menschen mit Erfahrung im Umgang mit digitalen Technologien und Medien besser zurechtkommen“, erläutert Professor Gimpel.
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