Neue Rolle für medizinisches Fachpersonal in Arztpraxen Fortbildungskurs „Digi-Manager“ erstmals gestartet

Von Nicola Hauptmann Lesedauer: 2 min |

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In Westfalen-Lippe läuft die erste Fortbildung für Digitalisierungsbeauftragte in Arztpraxen. Mit diesem neuen Angebot speziell für nicht-ärztliches Fachpersonal will die KVWL Ärzte entlasten – und auch das Berufsbild der medizinischen Fachangestellten soll damit attraktiver werden.

Kick-off zur „Digi-Manager“-Fortbildung mit der hybride Auftaktveranstaltung  am 18. April
Kick-off zur „Digi-Manager“-Fortbildung mit der hybride Auftaktveranstaltung am 18. April
(© KVWL)

Elektronische Terminvereinbarung, DiGA und Videosprechstunden: Die Digitalisierung in den Praxen geht voran; laut dem aktuellen PraxisBarometer Digitalisierung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung machten 2022 bereits zwei Drittel der Praxen ihren Patienten digitale Angebote.

Doch wenn digitale Tools auch im täglichen Praxisbetrieb Mehrwert bringen sollen, müssen sie in ihrer Anwendung genau bekannt und auf die Anforderungen und Abläufe in der jeweiligen Praxis abgestimmt sein. Es braucht ein Konzept, eine Digitalstrategie. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sieht diese Aufgabe nicht bei den ÄrztInnen, sondern bei den medizinischen Fachangestellten – und hat dafür ein Weiterbildungsangebot für das nicht-ärztliche Fachpersonal in Arzt- und Psychotherapiepraxen entwickelt. Als „Digi-Managerin“ bzw. zur „Digi-Managerin“ sollen die Absolventen in der Lage sein, den Digitalisierungsgrad der jeweiligen Praxis zu analysieren, eine eigene Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und neue Digitalisierungsprojekte anzustoßen. „Wir wollen damit zum einen die Fachkompetenz des Praxispersonals weiter ausbauen und zum anderen die Ärztinnen und Ärzte entlasten“, erläutert KVWL-Vorstand Thomas Müller. Der erste Fortbildungskurs startete mit einer Auftaktveranstaltung im April.

Verknüpfung von Theorie und Praxis

Die rund 200 Stunden umfassende Fortbildung gliedert sich in ein Wissens- und ein Praxismodul. In Präsenz- und Onlineveranstaltungen im Rahmen des Wissensmoduls (Mai bis Oktober 2023) erlernen die künftigen Digi-Manager zunächst die theoretischen Grundlagen zu Telematikinfrastruktur, Telemedizin und digitaler Gesundheitsversorgung sowie Datenschutz und Informationssicherheit.

Im Praxismodul (August 2023 bis Mai 2024) können sie ihr Wissen anwenden und erproben. Dabei soll die „dipraxis“ der KVWL im Dortmunder Ärztehaus als Digitalisierungslabor für die praktische Anwendung, Beratung und Auswahl von Prozessen und Tools genutzt werden.

KVWL-Vorstand Thomas Müller: „Zeigen, was Digitalisierung für Praxisteams und Ärzte leisten kann“
KVWL-Vorstand Thomas Müller: „Zeigen, was Digitalisierung für Praxisteams und Ärzte leisten kann“
(© KVWL)

Digitales Reifegradmodell

Zentrales Instrument der Ausbildung ist ein digitales Reifegradmodell, das die KVWL gemeinsam mit der Universität Witten/Herdecke entwickelt hat. Das Modell erlaubt die Bewertung und Einstufung des Digitalisierungsgrades der Praxen nach fünf Kategorien:

  • Unternehmenssteuerung,
  • Infrastruktur,
  • Behandlung und Therapie,
  • Patientenlenkung und
  • Administration.

Die Teilnehmenden sollen mit Hilfe des Modells den Stand der Digitalisierung in ihrer jeweiligen Arzt- oder Psychotherapiepraxis evaluieren, Potenziale erkennen und eine passende, praxisindividuelle Digitalisierungsstrategie entwickeln.

Es gehe also um eigenständige Analysen und die Entwicklung von Vorschlägen, wie KVWL-Vorstand Müller erläutert: „Dadurch wollen wir angesichts der Nachwuchssorgen auch das Berufsbild der Medizinischen Fachangestellten attraktiver machen.“

Hintergrund

Die Modul-Struktur der „Digi-Manager“-Kurse wurde gemeinsam mit der Akademie für medizinische Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) und dem Lehrstuhl Gesundheitsinformatik der Uni Witten/Herdecke (UWH) erarbeitet, das Projekt wird aus dem Innovationsfonds des Bundesgesundheitsministerium gefördert.

Die Digi-ManagerInnen werden für die Teilnahme am Projekt freigestellt, dafür erhalten die Praxen eine pauschale Aufwandsentschädigung in Höhe von 5.000 Euro. Am Ende des Kurses stehen eine theoretische Prüfung sowie eine praktische Bewertung der erarbeiteten Digitalisierungsstrategie.

Mit 250 Bewerbungen auf zunächst 100 Plätze überstieg die Nachfrage deutlich das Angebot, daher plant die KVWL eine weitere Runde im nächsten Jahr.

Weitere Informationen zum Kurs

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