KI-Revolution in Verwaltung und Gesundheitswesen Das kann Generative KI

Das Gespräch führte Natalie Ziebolz Lesedauer: 7 min

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Generative Künstliche Intelligenz (Generative KI) hat in den letzten Jahren erstaunliche Fortschritte gemacht und wird zunehmend in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Dieser technologische Durchbruch hat das Potenzial, die Arbeit in der Öffentlichen Verwaltung und auch im Gesundheitswesen zu revolutionieren.

Generative KI ist eine Künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, als Reaktion auf Eingabeaufforderungen Text, Bilder oder andere Medien zu erzeugen
Generative KI ist eine Künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, als Reaktion auf Eingabeaufforderungen Text, Bilder oder andere Medien zu erzeugen
(Bild: fotomek – stock.adobe.com)

Herr Hartmann, bei welchen Arbeitsabläufen kann KI in der Öffentlichen Verwaltung unterstützen?

Hartmann: Generative KI kann sowohl helfen, die Mitarbeiter zu entlasten, insbesondere bei Routinetätigkeiten, gleichzeitig aber auch den Service für die Bürgerinnen und Bürger und andere „Kunden” der Verwaltung zu verbessern. Ein naheliegendes Beispiel sind Chatbots. Häufig gestellte Fragen können automatisiert beantwortet und Standardvorgänge automatisiert erledigt werden. Die neueren Sprachmodelle, wie GPT-4, sind inzwischen so ausgereift, dass eine Konversation mit ihnen so wirkt, als kommuniziere man mit einem Menschen.

Generative KI ist daher eine echte Stütze in der Öffentlichen Verwaltung und ein Gewinn für beide Seiten: Jeder, der die lange Warteschlange im Bürgeramt kennt, freut sich, wenn ein Assistent in Form eines Chatbots Abhilfe schafft. Zudem bietet Generative KI auch bei Sprachbarrieren Unterstützung, denn nicht jeder Mitbürger spricht Deutsch. Für KI-Systeme ist Mehrsprachigkeit in der Regel kein Problem, und deshalb kann die Technologie hier eine Brücke sein.

Ein weiterer großer Bereich, in dem Generative KI in der Verwaltung zum Einsatz kommen kann, ist die Erzeugung von standardisierten Texten oder auch die Synthese von größeren Dokumenten. Jeder, der schon einmal die Aktenordner gesehen hat, die zum Beispiel in einem Genehmigungsverfahren für ein komplexeres Bauprojekt entstehen, kann sich leicht vorstellen, dass sich Prozesse durch die Nutzung von KI effizienter gestalten lassen.

Wie sieht der Status quo der Digitalisierung in der Öffentlichen Verwaltung aus?

Hartmann: Das ist eine sehr wichtige Frage. Die Digitalisierung ist eine wichtige Voraussetzung für KI und konkret für Generative KI. Deutschland ist diesbezüglich, auch im Bereich der Öffentlichen Verwaltung, leider noch nicht so weit, wie wir es uns wünschen – das haben wir alle in Zeiten von Corona gespürt. Das berühmteste Beispiel ist das Fax, das zwischen dem Robert-Koch-Institut und den Gesundheitsämtern hin und her geschickt wurde. An dieser Stelle kann auch Generative KI nicht helfen. In einem nicht-digitalisierten Prozess ergibt es keinen Sinn, sich über KI Gedanken zu machen.

Die Verwaltungen beschäftigen sich zwar mit der Digitalisierung, sie sind allerdings noch sehr gefangen in alten Prozessen. Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern etwas abgeschlagen. Schweden beispielsweise hat bereits erkannt, wie KI die Mitarbeiter entlasten kann.

In Deutschland ist das Thema Datenschutz sehr präsent. Ist das vielleicht ein Grund dafür, warum die Digitalisierung hinkt und KI nicht genutzt wird?

Hartmann: Das Thema Datenschutz ist äußerst wichtig, insbesondere im Zusammenhang mit Generativer KI. Viele bedeutende Fortschritte in Modellen wie GPT-4 oder OpenAI wurden von US-amerikanischen Unternehmen vorangetrieben, mit Microsoft und Google als großen Investoren. Obwohl es Lizenzbedingungen gibt, die bestimmte Aspekte regeln, müssen Behörden und Unternehmen überblicken, welche Daten sie wem zur Verfügung stellen.

Die Öffentliche Verwaltung hat hier eine besondere Verantwortung, die Daten der Bürger zu schützen. Datenschutz ist zwar ein sehr komplexes Thema, gleichzeitig nutzen es aber viele als Ausrede, um Fortschritte in der Digitalisierung zu stoppen, statt zu überlegen, wie sie datenschutzkonform vorangetrieben werden können.

Sie haben bereits erwähnt, dass uns Länder wie Schweden voraus sind. Gibt es trotzdem ein konkretes Anwendungsbeispiel, bei dem Generative KI in der Verwaltung in Deutschland schon erfolgreich eingesetzt wird?

Hartmann: Natürlich gibt es auch hierzulande Beispiele für die Verwendung von Generativer KI. Eines davon ist die Zusammenarbeit der Stadt Heidelberg mit dem deutschen KI-Unternehmen Aleph Alpha. Die Firma ist, ähnlich wie OpenAI, Entwickler eines großen Sprachmodells. Die Stadt nutzt virtuelle Text-KI-Assistenten. Diese sind in der Lage, komplexe Fragen in einfacher Sprache zu stellen und zu beantworten. Das Projekt läuft erfolgreich und zeigt Vorteile sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für das Verwaltungsamt auf: Die Bürger erhalten einen schnelleren Zugang zu den Ämtern, auch außerhalb der herkömmlichen Öffnungszeiten, die für Arbeitnehmer oft ungünstig sind. Auf der anderen Seite profitiert das Verwaltungsamt von dem Projekt, da es sich so auf andere, komplexe Aufgaben fokussieren kann.

Auf der nächsten Seite: Die Implementierung Generativer KI

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