Use Case Internet of Things minimiert bürokratischen Aufwand für Pflegepersonal

Von Dr. Werner Kremer* |

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Erleichterung im Pflegenotstand: Um die tägliche bürokratische Arbeit des Pflegepersonals, etwa für den Einsatz von medizinischen Geräten, zu erleichtern, hat die Universitätsmedizin Mainz den Healthcare Service Button entwickeln lassen. Was kann das Gerät?

Überlastetes Pflegepersonal ist eines der Hauptprobleme des Gesundheitswesens, daher testet die Uniklinik Mainz nun die Pflege-Dokumentation per Knopfdruck.
Überlastetes Pflegepersonal ist eines der Hauptprobleme des Gesundheitswesens, daher testet die Uniklinik Mainz nun die Pflege-Dokumentation per Knopfdruck.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Patientinnen und Patienten medizinisch versorgen, dabei ein offenes Ohr haben und den umfangreichen Anforderungen an die Dokumentation nachkommen – die Arbeit des Pflegepersonals in Kliniken ist herausfordernd, insbesondere in Zeiten der Personalknappheit.

Die Universitätsmedizin Mainz hat den Bedarf erkannt und ging zusammen mit einem Telekom-Konsortium, bestehend aus Telekom Deutschland, T-Systems Multimedia Solutions und Deutsche Telekom Healthcare Solutions, einen weiteren Schritt in Richtung einer digitalisierten Klinik. Mit einer intelligenten IoT-Lösung kann der Zeitaufwand für Kommunikation und Dokumentation deutlich reduziert werden.

Mehr pflegen, weniger dokumentieren

Die Überlastung des Pflegepersonals ist eines der großen Probleme innerhalb des deutschen Gesundheitswesens: Mehr als 30 Überstunden häufen Pflegekräfte im Schnitt jeden Monat an, wie die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bereits im Jahr 2016 ermittelte. Trotz Überstunden bleibt nicht so viel Zeit für die persönliche Betreuung der Kranken, wie sich Klinikleitung und Angestellte dies wünschen würden.

Besonders die langwierigen Dokumentations- und Abrechnungsprozesse in Kliniken machen einen erheblichen Teil der Arbeitszeit des Pflegepersonals aus, noch dazu sind sie anfällig für Fehler. Rund ein Drittel der Zeit von Pflegenden wird für die Dokumentation benötigt. Daher stand die Entlastung des Personals beim Healthcare Hackathon, der von der Universitätsmedizin Mainz organisiert wird, ganz oben auf der To-do-Liste. Gemeinsam mit dem Telekom-Konsortium entstand dabei die Idee eines einfach zu implementierenden, kabellosen IoT-Service-Buttons und einer dazugehörigen App.

Darauf basierend wurde dann der Healthcare Service Button entwickelt. Er verfügt über eine autonome, batteriebetriebene Stromversorgung und ist somit unabhängig vom Stromnetz und WLAN. Er verfügt über eine eigene mobile Konnektivität via Narrowband IoT, den Netzwerkstandard für das Internet of Things. Damit weist der Button eine sehr gute Empfangsqualität in Gebäuden auf. Durch diese Eigenschaften lässt er sich einfach und überall ohne aufwendige Installation anbringen, unter anderem etwa direkt an Medizin-Geräten. Für seinen erstmaligen Einsatz ist nur eine kurze Konfiguration in der Cloud of Things, der Plattform der Telekom, erforderlich.

Ein Klick statt manueller Kommunikation

Der Healthcare Service Button funktioniert folgendermaßen: Wird für einen Patient oder eine Patientin beispielsweise eine Vakuumpumpe benötigt, um die Wundheilung zu fördern, bestellte das Pflegepersonal diese bisher im Lager der Klinik oder bei einem externen Dienstleister. Die Pflegerin oder der Pfleger musste dafür Anrufe tätigen, E-Mails oder Faxe versenden und darauf entsprechend viel Zeit verwenden. Anschließend galt es, die Nutzungsdauer des Gerätes zu dokumentieren und die Nutzung der Kostenstelle zu zuordnen. Nach Abschluss der Behandlung begann der Prozess für die Rücknahme des Geräts von neuem.

Die Einführung der IoT-Lösung verschlankt diesen Prozess: Per Button wird automatisch eine Bestell-Mail an das Gerätelager gesendet und die Nutzung digital dokumentiert. Auch nach Ende der Behandlung reicht ein weiterer Klick für die Rückgabe des Gerätes. Damit spart das Pflegepersonal pro Ausleihe, die in der Klinik mehrfach pro Tag erfolgt, etwa 20 bis 30 Minuten ein. Auch mögliche Eingabefehler aufgrund der manuellen Dokumentation entfallen.

Die hierfür entwickelte App fungiert bei der IoT-Lösung als „Sprachrohr“ in die Cloud. Mit ihr scannt das Personal die Barcodes der Vakuumpumpe und des IoT-Buttons, um sie zu verknüpfen. Der automatisierte Versand von E-Mails und die Dokumentation beginnen, nachdem der Button gedrückt und die App gestartet wurden. Die App ist kompatibel für Android-Smartphones und iOS.

Hohe Akzeptanz mit Aussicht auf weitere Anwendungsgebiete

Die Universitätsmedizin Mainz avanciert mit der IoT-Lösung zum Vorreiter digitaler Prozesse in Kliniken. Außerdem spart sie durch den vereinfachten, digitalisierten Dokumentationsprozess nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Ausleihe und Rückgabe von medizinischen Geräten gestalten sich dank Service-Button und App zudem effizienter und weniger fehleranfällig. Nach einem halben Jahr haben sich die Kosten für die Implementierung der IoT-Anwendung in der Klinik amortisiert.

Neben der Entlastung von aufwendigen Dokumentationsaufgaben sorgt die einfache, leicht verständliche Bedienung des Buttons und der App für eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Mit dem Healthcare Button gelingt Kliniken der leichte Einstieg in die Digitalisierung. Da der Button einen direkt erlebbaren Mehrwert bietet, bot sich uns eine gute Gelegenheit, auch das Personal für die Digitalisierung zu gewinnen“, so PD Dr. med. Christian Elsner, Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. Auch gibt es bereits Überlegungen, die Cloud-basierte Lösung für weitere Anwendungsgebiete zu nutzen. So könnte der Einsatz von Button und App auch die Abwicklung von Reinigungsaufträgen von Patientenzimmern und Operationssälen effizienter gestalten.

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Dieser Beitrag stammt von unserem Partnerportal Industry of Things.

* Dr. Werner Kremer arbeitet als Produktmanager bei Deutsche Telekom IoT GmbH.

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