KI-basierte Mobilitätsanalyse Sturzfaktoren von Patienten per App ermitteln

Autor Julia Mutzbauer

Das Unternehmen Linera will die nach Expertenstandard vorgeschriebene Gangbildanalyse digitalisieren, um so eine schnelle und präzise Erkennung der Sturzfaktoren von gefährdeten Patienten zu ermöglichen. Dazu hat das Startup eine neue 3D-Mobilitätsanalyse-App entwickelt, die neben einer individuellen Maßnahmenplanung zur Sturzprophylaxe eine systematische Pflegedokumentation bieten soll.

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Mit der KI-basierten Mobilitätsanalyse-App von Lindera kann das Gangbild von sturzgefährdeten Patienten ermitteln werden
Mit der KI-basierten Mobilitätsanalyse-App von Lindera kann das Gangbild von sturzgefährdeten Patienten ermitteln werden
(© Lindera)

Das Berliner Startup-UnternehmenLindera hat eine neue App entwickelt, die den Gang von sturzgefährdeten Patienten per Smartphone analysieren soll. Die 3D-Mobilitätsanalyse-App soll in Form eines 30- bis 40-sekündigen Videos per Smartphone-Kamera das Gangbild ermitteln. Mit der KI-basierten Anwendung sei eine präzise Berechnung der Gangparameter, wie Schrittlänge, Schrittzeit und Ganggeschwindigkeit möglich.

Anhand des Videos soll mithilfe eines Skelett-Schätzers, der auf neuronalen Netzen basiert, das dreidimensionale Skelett der gefilmten Person extrahiert werden. Die gewonnenen Skelettdaten sollen die Koordinaten der einzelnen Gelenke im Raum (x, y, z) über die Gesamtdauer des Videos (pro Einzelbild des Videos) verknüpfen. Mit der Bestimmung des Abstands zwischen den Fersen für jedes Einzelbild ließe sich nachvollziehen, wo ein Schritt ausgeführt wird. Ein speziell dafür entwickelter Algorithmus soll die Extraktion und die präzise Bestimmung des tatsächlichen Extrema Maxima (maximaler Extremwert) und Minima (minimaler Extremwert) aus den verrauschten Skelettdaten aus einer Liste von Extrema-Kandidaten erlauben.

„Auf diese Weise ermöglicht die neuartige Bewegungsanalyse, die Gangparameter aus der Sequenz der 3D-Gelenkkoordinaten zu bestimmen. Studien, wie die retrospektive Fall-Kontroll-Studie, die gemeinsam mit Wissenschaftler der Freien Universität-Charité und der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführt wurde, zeigen die exzellente Messgenauigkeit der Lindera Bewegungsanalyse“, so Lindera.

Laut Lindera wurde diese Studie im renommierten „Journal of Medical Internet Research“ veröffentlicht.

„Die Tür steht offen für künstliche Intelligenz“

Lindera möchte mit dieser App neue, kosteneffiziente Maßstäbe für den Einsatz von KI-basierter Anwendungen in der Pflege setzen. „Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitssektors auf Platz 16 von 17. Insbesondere beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) zeigen sich Branche und Politik bisher zurückhaltend, obwohl mehr als zwei Drittel der Deutschen KI in der Medizin befürworten würden“, heißt es dazu

Daher freut sich das Berliner Startup über die Patentierung durch das Europäische Patentamt. „Die Tür steht offen, mit künstlicher Intelligenz aus Deutschland heraus weltweit neue Standards zu setzen“, so Diana Heinrichs, Gründerin und CEO von Lindera. „Mit unseren europäischen Qualitätsansprüchen an Datenschutz und Evidenzen helfen wir, nachhaltig die Versorgungsqualität im Gesundheitssektor zu verbessern – für Pflegefachkräfte, pflegende Angehörige sowie Sturzgefährdete“, betont die Gründerin des Startups.

Johann Reich, Partner beim Investor Rheingau Founders ergänzt: „Dieses Patent ist ein Meilenstein in der Unternehmensentwicklung. Es zeigt, dass wir aus Deutschland heraus hochgradige KI-Innovationen in konkrete, kosteneffiziente Lösungen für eine ganze Branche bringen können – diesen Weg unterstützen wir in jeder Phase“.

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