Deutscher Pflegetag 2023 „Wir nutzen das fachliche Potenzial der Pflege in Deutschland viel zu wenig“

Von Chiara Maurer Lesedauer: 2 min |

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Am 28. und 29. September fand erneut die zentrale Veranstaltung für Pflege in Deutschland statt: der Deutsche Pflegetag. An den beiden Tagen diskutierten die wichtigstes Akteure der Branche über künftige Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, den demografischen Wandel, Leiharbeit in der Pflege sowie über den Klimawandel.

Am 28. und 29. September fand der Deutsche Pflegetag im hub27 in Berlin statt.
Am 28. und 29. September fand der Deutsche Pflegetag im hub27 in Berlin statt.
(© Jan Pauls / Deutscher Pflegetag)

Laut der Bundesagentur für Arbeit gibt es in Deutschland derzeit ungefähr 1,7 Millionen beruflich Pflegende. Dass der Fachkräftemangel besonders auf diese Branche seinen Schatten wirft ist, dabei schon lange kein Geheimnis mehr. Beim 10. Deutschen Pflegetag in Berlin wurde dieses Thema deshalb diskutiert.

Deutscher Pflegetag 2023
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Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Deutsche Pflegerat dabei Forderungen an die Bundesregierung, um Pflegeberufe attraktiver und zukunftssicher zu gestalten. „Seit vielen Jahren richten wir uns wieder und wieder mit Forderungen an die Bundesregierung und zeigen den Handlungsbedarf auf, um die Pflege zukunftssicher zu machen. Und diese Forderungen sind begründet – durch nationale und internationale Studien, durch Beispiele aus anderen Ländern und mit sorgenvollem Blick auf die demografische Situation“, so Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates e.V. bei der Eröffnung.

Die Forderungen des Rats beziehen sich auf vier zentrale Punkte. Zum einen setzt sich der Verein dafür ein, dass das Pflegefachpersonal mehr Befugnisse im Umgang mit Patientinnen und Patienten erhält. „Wir müssen moderne und versorgungsrelevante neue Berufsbilder wie die Community Health Nurse oder die Schulgesundheitspflege einführen“, sagt Christine Vogler. „So schaffen wir Perspektiven, mit denen wir Pflegefachpersonen im Beruf und in Deutschland halten können.“

Außerdem sollen durchlässige und bundesweit gültige Pflegebildungsstrukturen etabliert werden, sodass Bildungsmöglichkeiten von der Pflegefachassistenz bis zur Professur möglich sind. Vogler erklärt: „Es führt kein Weg daran vorbei, Weiterbildungsangebote und Studiengänge an Hochschulen auszubauen.“

Auch soll die Pflege mehr an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Vogler dazu: „Nicht Politiker:innen oder Ärzt:innen, nur beruflich Pflegende kennen den Arbeitsalltag in der Praxis. Sie wissen deswegen, welche Maßnahmen wirklich helfen, um die professionelle Pflege voranzubringen.“ Selbstverwaltungsstrukturen seien deswegen ein entscheidender Schritt für die Zukunft der Pflegeberufe.

Der letzte, sehr wichtige Forderungspunkt ist die allgemeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dieser sei besonders wichtig, um dem Fachkräftemangel in der Branche zu begegnen. Die konkrete Forderung des Rats deshalb: 4.500 Euro Einstiegsgehalt. Auch weitere Lohnbestandteile, die sich an Qualifikationen orientieren seien bedeutend. Vogler erklärt weiter: „Außerdem müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Pflegefachpersonen auch unter erschwerten Bedingungen gut arbeiten können.“ Durch diese Maßnahmen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen ließen sich nicht nur Berufsrückkehrer gewinnen, sondern auch Teilzeitbeschäftigte überzeugen, ihre Stundenzahl auszuweiten. Zudem müssten auch Pflegefachpersonen aus dem Ausland durch nachhaltige Begleitung und weniger bürokratische Hürden im Anerkennungsverfahren stärker berücksichtigt werden.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach ging in seinem Beitrag zur Veranstaltung auf die Forderungen ein, kündigte ein Gesetz an, das Pflegekräften mehr Zuständigkeiten zuweisen soll. So sollen Pflegefachkräften in Krankenhäusern und Pflegeheimen künftig Aufgaben übernehmen dürfen, die bisher nur von Ärzten erledigt wurden. So sieht auch er darin das Potenzial, den Beruf so attraktiver zu machen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch er bemerkte: „Wir nutzen das fachliche Potenzial der Pflege in Deutschland viel zu wenig.“

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