Medizintechnik BVMed fordert Stärkung des Standorts Deutschland und stellt 5-Punkte-Plan vor

Von Johannes Kapfer Lesedauer: 2 min

Die Medizintechnik-Branche gilt als eines der Aushängeschilder Deutschlands im internationalen Wettbewerb. Doch der Standort Deutschland scheint nicht zuletzt aufgrund von stark gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Lohnkosten ins Hintertreffen zu geraten. Der Bundesverband Medizintechnologie fordert daher einen Regierungsbeauftragten für industrielle Gesundheitswirtschaft. Was dieser leisten soll und wie der Standort Deutschland an Attraktivität gewinnen kann.

Robotergestützte Operationstechnik Made in Germany
Robotergestützte Operationstechnik Made in Germany
(Bild: BVMed)

Der Wirtschaftsstandort Deutschland steht seit jeher für hochqualitative und fristgerechte Produktion. Qualität Made in Germany eben. Gerade in Hinblick auf die, im internationalen Vergleich stetig aufholende, Konkurrenz gewinnen jedoch Negativfaktoren wie massiv gestiegene Energiepreise und wenig resiliente Lieferketten mehr und mehr an Bedeutung. Um diesem Negativtrend entgegenzuwirken und um der eigenen Branche frischen Aufwind zu bescheren, hat der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) einen 5-Punkte-Plan aufgestellt, der nachhaltige Auswirkungen auf den Produktionsstandort Deutschland haben soll.

1. Beauftragte Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft

Für eine gut koordinierte MedTech-Branchenstrategie „aus einem Guss“ muss die ressortübergreifende Zusammenarbeit verbessert werden. Der BVMed fordert daher die Benennung einer beauftragten Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft sowie die Stärkung der Abteilung Gesundheitswirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium.

2. Resilienz und Lieferketten stärken

Der BVMed spricht sich für einen „systemischen und strategischen Ansatz“ aus, um die Resilienz des deutschen Gesundheitssystems und die Lieferketten zu stärken. Dazu gehören eine bessere Einbeziehung der MedTech-Branche in die Erarbeitung von Lösungen, die Unterstützung des Aufbaus von Produktionskapazitäten in Deutschland in Produktbereichen, in denen eine strategische Unabhängigkeit erreicht werden soll, sowie die Einrichtung einer digitalen Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte, um Transparenz in Echtzeit zu erreichen.

3. Belastungsmoratorium und Entbürokratisierungs-Offensive

Der BVMed fordert eine Entbürokratisierungs-Offensive, die den deutschen Mittelstand im Blick hat, konsequent Überregulierungen abbaut sowie in Brüssel für standortfreundliche Regulierungen kämpft. Dazu gehört, dass die Verantwortung für Lieferketten auf die unmittelbaren Zulieferer beschränkt bleibt. Der BVMed fordert zudem einen einheitlichen ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf Medizinprodukte sowie mehr Geschwindigkeit und bessere Förderung von klinischen Studien. Wichtig seien zudem adäquate Mechanismen, die die ambulante Hilfsmittelversorgung auch im derzeitig starren Vertragskonstrukt sicherstellt.

4. Fast-Track für Innovationen mit klaren Fristen

Der BVMed setzt sich für flexiblere und schnellere Bewertungsverfahren mit klaren Fristenregelungen beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und beim Bewertungsausschuss ein. Forschende Medizinprodukte-Unternehmen benötigen zudem einen besseren Datenzugang und ein Antragsrecht beim Forschungsdatenzentrum. Außerdem sollte sich Deutschland dafür einsetzen, dass die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) strategisch weiterentwickelt wird und „mehr Berechenbarkeit und Schnelligkeit“ beim Marktzugang von Medizinprodukten bietet. So spricht sich der BVMed unter anderem für Fast-Track-Verfahren für innovative Medizinprodukte aus, die den Stand der Technik erheblich verbessern oder einen bislang ungedeckten medizinischen Bedarf betreffen. Hier gebe es bereits etablierte Regelungen zu FDA-Programmen oder Arzneimittel-Verfahren.

5. Fachkräfte gewinnen

Um dringend benötigte internationale Fachkräfte für die Medizintechnik-Branche zu gewinnen, fordert der BVMed einfache Anerkennungsverfahren, Integrationsangebote und Internationalisierung der Verwaltungsverfahren. Außerdem sollten die Arbeitsbedingungen insbesondere in der Pflege verbessert werden, beispielsweise durch den geförderten Einsatz von digitalen Lösungen und pflegeunterstützenden Technologien.

Dr. Marc-Pierre Möll, Geschäftsführer des Bundesverbands Medizintechnologie, fordert eine „wiederkehrende Lust auf den Standort Deutschland“. In seinen Augen müsse der Maßnahmenkatalog möglichst zeitnah umgesetzt werden, um die internationale Konkurrenzfähigkeit deutsche Medizinbranche internationale zu erhalten und die Führungsposition vielleicht sogar auszubauen.

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