Zukunft des Gesundheitswesens WHO ruft zu Investitionen im Bereich der Digitalisierung auf
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Die Einführung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen hat in den letzten Jahren in Europa stark zugenommen und die Art und Weise, wie Patienten in Krankenhäusern sowie zu Hause behandelt werden, nachhaltig verändert. Digitale Lösungen können dabei nicht nur zur Diagnostik sondern auch zu verbesserten Behandlungsmöglichkeiten beitragen und die Ärzteschaft sowie das Pflegepersonal entlasten.

Der Bericht mit dem Titel „Digital health in the European Region: the ongoing journey to commitment and transformation“, der diese Woche in Porto auf dem zweiten WHO-Symposium zur Zukunft des Gesundheitswesens im digitalen Zeitalter in Europa vorgestellt wurde, berücksichtigt alle 53 Mitgliedsstaaten der erweiterten Region „Europa“. Wenngleich auch die Covid-19-Pandemie als Katalyator für die Digitalisierung im Allgemeinen und die Verwendung von digitalen Gesundheitstools und -richtlinien gedient hat, mahnt die Weltgesundheitsbehörde (WHO) in ihrem Bericht, dass der Weg bis zu einer vollumfänglichen Digitalisierung des europäischen Gesundheitssystems noch durchaus eine gewisse Länge aufweist.
Die zweitägige Veranstaltung, die gemeinsam mit dem portugiesischen Gesundheitsministerium ausgerichtet wurde, brachte mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa zusammen, um ein besseres Verständnis zu vermitteln, wie der Public Sector mit der Wirtschaft zusammenarbeiten kann, um bestehende Lücken im Bereich der „Digital Healthcare“ nachhaltig zu schließen.
Die digitale Spaltung des Gesundheitswesens
Als zentrales Risiko für das Gesundheitssystem wird – laut der Studie – eine Spaltung aufgrund der ungleichen Bereitstellung und Nutzungsmöglichkeiten digitaler Lösungen identifiziert. Das bedeutet, dass Millionen von Menschen in Europa immer noch nicht von digitaler Gesundheitstechnologie profitieren können. Dieses Ungleichgewicht möchte die WHO durch gezielte Investitionen in Technologie und Kapazitäten von Gesundheitsdienstleistern begegnen, sodass alle Bürgerinnen und Bürger in der Lage sind, auf digitale Gesundheitstechnologie zuzugreifen und sie souverän und inklusiv zu nutzen.
„Es ist eine traurige Ironie, dass Menschen mit limitierten digitalen Fähigkeiten oft diejenigen sind, die am meisten von digitalen Gesundheitstools und Interventionen profitieren könnten. Diese Ungleichheit muss für die digitale Transformation des Gesundheitssektors behoben werden“, betonte der europäische Direktor der WHO, Dr. Hans Henri P. Kluge. Es sei klar, dass die digitale Gesundheit die Gegenwart und Zukunft unserer Gesundheitssysteme darstelle. Deswegen sei es ihm umso wichtiger, dass man als Weltgesundheitsbehörde sicherstelle, dass beim Leuchtturmprojekt „Digital Health“ niemand zurückgelassen werde, so Kluge.
Weiterhin zeigt die Studie auf, dass die überwiegende Mehrheit der Länder in Europa über eine nationale Strategie für digitale Gesundheit verfügt. Wichtig sei es, dass sehr zeitnah alle 53 Mitgliedsstaaten nationale Gesetze zum Schutz persönlicher Daten umsetzen.
Folgende Mängel und systemkritische Schwachstellen hebt der WHO-Report hervor:
- Ausschließlich 19 Länder haben Leitlinien zur Bewertung digitaler Gesundheitsinterventionen entwickelt. Diese tragen maßgeblich zur Sicherheit und Effizienz dieser bei.
- Weniger als die Hälfte der Länder in Europa hat Richtlinien für digitale Gesundheitskompetenz entwickelt und einen Plan zur digitalen Inklusion umgesetzt.
- Dreißig Länder haben Gesetzgebungen zur Unterstützung von Telemedizin erst im Verlauf der COVID-19 Pandemie eingeführt.
- Viele Länder verfügen über keine Zentralstelle zur Überwachung von mobilen Gesundheits-Apps (mHealth) hinsichtlich Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit.
- Lediglich 15 Prozent der europäischen Länder können staatliche geförderte mHealth-Programme vorweisen.
- Etwas mehr als die Hälfte der Länder hat eine Datenstrategie entwickelt, die die Datennutzung im Gesundheitswesen nachhaltig reguliert.
Auf der nächsten Seite: Wie die Länder ihr Gesundheitswesen sinnvoll ins digitale Zeitalter führen können.
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