Digitalisierung Zahnärzte wollen eRezept nicht mehr

Von Susanne Ehneß |

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Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) spricht sich für einen Stopp des eRezept-Rollouts aus – zumindest, bis die entsprechenden Rahmenbedingungen für eine Fortführung durch die gematik und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geschaffen wurden.

Auch die Zahnärzte distanzieren sich vom eRezept-Rollout
Auch die Zahnärzte distanzieren sich vom eRezept-Rollout
(© Proxima Studio - stock.adobe.com)

Der Ausstieg der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe als Testregion für das eRezept hat dazu geführt, dass nun auch die Zahnärzte am elektronischen Rezept zweifeln. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat sich für einen vorläufigen Stopp ausgesprochen. „Wir brauchen jetzt ein belastbares und funktionierendes Umsetzungs-Konzept – gematik und BMG müssen hier liefern!“, fordert Dr. Karl-Georg-Pochhammer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZBV. „Praxen, die das eRezept bereits nutzen, können und sollen das weiterhin tun. Der Rollout muss jedoch grundsätzlich neu justiert werden.“ Die von gematik und Gesellschaftern gesetzten Erfolgskriterien – besonders die Mindestquote von 25 Prozent an eRezepten pro Region und Versorgungssektor – seien faktisch nicht mehr erreichbar.

Hintergrund

Anlass der aktuellen Diskussionen ist die Einlösung des Rezepts. Für die gematik-Rezept-App benötigen Patienten die neueste elektronische Gesundheitskarte plus PIN. Da das Video-Ident-Verfahren verboten wurde, kann die Identitizierung derzeit nur vor Ort oder per Post-Ident geschehen, was langwierig und für die Patienten unattraktiv ist. Alternativ wurde von der gematik angedacht, das eRezept durch Vorlage der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zu verifizieren. Hier legten jedoch BSI und der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber ihr Veto ein, da es zu Datenmissbrauch kommen könne.

Unmut bei den Zahnärzten

„Die KZBV hatte bereits beim Beschluss dieser Lösung auf die Problematik hingewiesen und eine datenschutz- und sicherheitskonforme Umsetzung gefordert“, erklärt Pochhammer. „Bedauerlicherweise wurde dem nicht entsprochen. Erst nachdem die erwartbaren Stellungnahmen von BfDI und BSI vorlagen, wurden in der gematik Alternativen zu dem bemängelten Szenario in Erwägung gezogen. Dadurch ging unnötig Zeit verloren, sodass die gematik nun erst mit einer Umsetzung Mitte 2023 rechnet.“

„Uns Zahnärzten reicht es langsam! Dieses Hin und Her muss endlich aufhören. Die gematik muss jetzt erstmal ihre ‚Hausaufgaben‘ machen, die geforderten digitalen Einlösewege sicher und datenschutzkonform umsetzen, bevor der bundesweite Rollout fortgesetzt werden kann“, so Pochhammer. Das BMG solle dies als Chance begreifen, die lange geforderte Informationskampagne für das eRezept vorzubereiten, die trotz Start des Rollouts im September noch nicht angelaufen ist. „Bislang wurden nicht einmal die Praxen mit angekündigten Patienteninformationen versorgt. Bei einem solch komplexen Verfahren müssen Patienten aber rechtzeitig mitgenommen werden. Das können die Praxen nicht auch noch leisten.“

Der Deutsche Apothekerverband hatte unlängst bekannt gegeben, weiterhin die Kombination eGK und eRezept unterstützen zu wollen.

Neues Ziel: Mitte 2023

Die gematik arbeitet nun weiter an ihrer eGk-eRezept-Lösung. „Ab Mitte 2023 soll das Einlösen mittels elektronische Gesundheitskarte beschleunigt werden. Dann sollen auch mit der elektronischen Gesundheitskarte eRezepte in den Apotheken einfach und sicher eingelöst werden können. Zur Entwicklung einer dafür notwendigen technischen Lösung steht die gematik im engen Austausch mit den Gesellschaftern, dem BfDI und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)“, heißt es in einem Statement.

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