Zettelwirtschaft im Gesundheitswesen Zu verbrauchen bis ... ?
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Wie steht es um die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung? Um diese Frage zu beantworten, haben Bitkom und Hartmannbund eine Umfrage durchgeführt und Mediziner darin um ihre Einschätzung der Chancen und Fallstricke der Digitalisierung gebeten.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat zahlreiche Facetten – ob Virtual Reality im Operationssaal, Videosprechstunden oder die Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA). Eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom und dem Hartmannbund – Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands zeigt nun, dass ein Großteil der Mediziner die Chancen der Digitalisierung erkennt. 76 Prozent und damit 9 Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahren, gaben an, die Digitalisierung als Chance zu sehen. Nur noch 22 Prozent sehen sie als Risiko. Dennoch hinkt Deutschland, nach Einschätzung von 78 Prozent der Befragten, im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Warum ist das so?
Die Ärzteschaft bemängelt vor allem, dass die digitale Medizin schneller ausgebaut werden muss. 67 Prozent erkennen hier Nachholbedarf. Auch sei das Gesundheitssystem zu komplex, wie 91 Prozent der Befragten angeben. Besonders die lästige Zettelwirtschaft und die größtenteils noch immer analogen Vorgänge sowohl in Kliniken als auch in Praxen, werden hier als Hindernis angesehen.
Weiterer Hemmfaktor: der Rollout digitaler Anwendungen. Dieser könne oftmals aufgrund sehr langer Zertifizierungs- und Genehmigungs-Verfahren erst sehr spät stattfinden (80 Prozent), dennoch würden zahlreiche Anwendungen oft schon zu früh auf den Markt gebracht (80 Prozent). Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes, dazu: „Leider fehlt es hier an Zielgenauigkeit – digitale Angebote müssen zudem konsequenter am Nutzen beziehungsweise an den Interessen von Patienten und Ärzten ausgerichtet sein. Das sollte oberste Priorität haben.“
Zudem wird eine zu strenge Auslegung des Datenschutzes von 69 Prozent der Ärzteschaft bemängelt und auch mangelhafte digitale Kompetenzen der Beteiligten legen der Digitalisierung scheinbar noch immer Steine in den Weg. So schätzen 58 Prozent der Ärzteschaft fehlende Kompetenzen der Patienten als Hindernis ein. Wissenslücken bei Ärzten sind nach Meinung von 46 Prozent der Befragten, Grund für das nur stockende Vorankommen. Und auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder erkennt hier Nachholbedarf. Dennoch sei das Pferd von vielen Stellen aufzuzäumen. Schließlich müssten auch die momentan genutzten Anwendungen verbessert werden, denn „Technik ist dann besonders gut, wenn man keine besonderen Kompetenzen benötigt“.
Keine Spaltung der Ärzteschaft
Die Einsatzbereiche und Wünsche nach digitalen Technologien in Kliniken und Praxen gehen teilweise weit auseinander. So geben 71 Prozent der Krankenhäuser an, bereits WLAN für Patienten bereitzustellen; bei den Praxen sind es lediglich 21 Prozent. Eine logische Erklärung dafür hat Bitkom-Präsident Rohleder: Schließlich verbrächten Patienten in Kliniken tendenziell mehr Zeit als in einer Arztpraxis.
Auch Klaus Reinhardt ist es wichtig, hier Klarheit zu schaffen. Zwar sei die Nutzung digitaler Angebote bei niedergelassenen Ärzten derzeit noch zurückhaltend, jedoch hätten Ärzte in Krankenhäusern und Arztpraxen ganz unterschiedliche Herausforderungen und Bedarfe. Zudem seien in Niederlassungen, Bereitstellung und Instandhaltung von IT noch Sache des Arztes selbst. In Kliniken sind die Zuständigkeiten hingegen mittlerweile auf andere Bereiche verteilt worden. Deswegen Reinhardt weiter: „Von einer Spaltung der Ärzteschaft zu sprechen, wäre falsch.“
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