Smartes Patientenzimmer Automatische Überwachung der Händehygiene-Compliance

Von Natalie Ziebolz Lesedauer: 2 min

Um in Kliniken und Krankenhäusern die Übertragung von Erregern von einem auf den anderen Patienten zu verhindern, ist es notwendig, dass das medizinische Personal die Händehygiene-Compliance einhält. Um dies zu überwachen, wurde nun ein Sensor-basiertes System entwickelt und in Kooperation mit dem Forschungsinstitut HTK validiert.

Das HTK-Projektteam (v.l.) mit Dr. Marcus Grohmann, Thomas Hilgart und Lena Schomakers sowie von der GWA Hygiene GmbH CTO Marcel Walz und CEO Tobias Gebhardt
Das HTK-Projektteam (v.l.) mit Dr. Marcus Grohmann, Thomas Hilgart und Lena Schomakers sowie von der GWA Hygiene GmbH CTO Marcel Walz und CEO Tobias Gebhardt
(Bild: HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum GmbH)

Infektionen im Krankenhaus sind leider keine Seltenheit und können zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Eine gute Händehygiene-Compliance in Kliniken ist daher ein wichtiger Pfeiler des Hygienekonzepts. So wird vermieden, dass medizinisches Personal Krankheitserreger von einem Patienten zum nächsten überträgt.

Ob sich Ärzte und Pflegekräfte an die Vorgaben halten, wird aktuell durch Compliance-Beobachtungen überprüft. Das heißt, das medizinische Personal wird begleitet und dabei auf die Umsetzung der Händehygiene geachtet. Das Problem: der sogenannte Hawthorne-Effekt. Der Begriff stammt aus der Methodenlehren von Soziologie und Psychologie und beschreibt den Effekt, dass Versuchspersonen ihr natürliches Verhalten ändern, wenn sie wissen, dass sie Teilnehmer an einer Untersuchung sind. Die Folge sind verfälschte Studienergebnisse und Einschätzungen, etwa bezüglich der Wirksamkeit eines Arzneimittels oder eben einer Intervention.

„Deshalb ist es notwendig, eine anonyme und automatisierte Erfassungsmethode einzuführen“, ist Tobias Gebhardt, CEO der GWA Hygiene GmbH, Partner der Hartmann Gruppe sicher. Das Unternehmen hat daher eine kameralose, sensorbasierte Technologie entwickelt, die die Patientenzone überwacht. Zusammen mit dem Forschungsinstitut HTK wurde die Lösung nun in einem realtitätsnahen Patientenzimmer validiert. „Als anwendungsorientiertes Forschungsinstitut betrachten wir innovative Technologien stets in dem Umfeld, in dem sie auch eingesetzt werden sollen. Dieser wissenschaftlich fundierte Praxis-Check offenbart immer wieder Optimierungspotentiale, die in kontrollierten Umgebungen nicht aufgefallen wären“, erläutert Dr. Marcus Grohmann, Projektleitung Angewandte Bioanalytik und Immunologie beim HTK.

Das System und seine Validierung

In der Patientenzone befinden sich die Sensoren an Desinfektionsmittelspendern, der Zimmerdecke, und auch das medizinische Personal trägt Transponder
In der Patientenzone befinden sich die Sensoren an Desinfektionsmittelspendern, der Zimmerdecke, und auch das medizinische Personal trägt Transponder
(Bild: GWA Hygiene GmbH)

Das oben genannte System deckt mithilfe mehrere Sensoren ein breites Spektrum der Patientenumgebung ab – einer ist für die Registrierung des Desinfektionsmittelverbrauchs an dessen Spender angebracht, einer an der Decke, um den Patientenbereich zu überwachen und so die Notwendigkeit einer Händedesinfektion abzuleiten. Dabei werden jedoch nicht nur Bewegungen registriert, sondern auch der Geräuschpegel, die Temperatur, das Umgebungslicht sowie weitere Umgebungswerte. So ließe sich das System theoretisch auch auf weitere Anwendungsfälle ausweiten – etwa als Warnsystem bei Stürzen – und als Einstieg in das smarte Patientenzimmer nutzen, erklärt Marcel Walz, CTO der GWA Hygiene GmbH. „Die Sicherheit der Patienten und die Entlastung des Klinikpersonals stehen dabei im Mittelpunkt.“

Getestet wurde das System in einer realitätsnahem Projektumgebung, die im SkillsLab der Bamberger Akademie aufgesetzt wurde. Um die Wirksamkeit auswerten und eine Begleitdokumentation erstellen zu können, wurde dort ein Videosystem eingerichtet, das die Simulation zeitgleich mit dem Sensorsystem aufzeichnet. Ein ausgebildeter Krankenpfleger und Modellpatienten haben dann verschiedene pflegerische Tätigkeiten simuliert – das Pulsmessen beispielsweise und Blutabnehmen. Die gewonnen Daten sollen nun zur Weiterentwicklung der Technologie beitragen.

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