Caritas Digitaler Wandel in der sozialen Arbeit
Die Caritas-Kampagne „Sozial braucht digital“ soll dazu beitragen das Thema digitale Transformation in der sozialen Arbeit in den Fokus zu rücken. Neben den Möglichkeiten, die sich mit digitalen Technologien ergeben, geht es vor allem um die Unterstützung von hilfebedürftiger Menschen.
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Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, ist überzeugt, dass die Digitalisierung in der sozialen Arbeit genauso wichtig ist wie für die Wirtschaft. Laut Neher liege aber das Augenmerk der Politik fast ausschließlich auf der Digitalisierung der Wirtschaft. „Soziale Arbeit braucht digitale Zugänge, Tools und Möglichkeiten, um umfassend nah bei den Menschen zu sein“, so Neher
Zu diesem Thema hat am Anfang diesen Jahres der Caritasverband eine Kampagne gestartet. Die Kampagne „Sozial braucht digital“ soll die Debatte vorantreiben und deutlich machen, wie vielfältig bereits heute schon die Nutzung von digitalen Techniken ist. Dabei will sich die Caritas mit den Veränderungen aller Lebensbereiche durch die Digitalisierung auseinandersetzen und mitgestalten.
Projekte
Im Zuge der Caritas-Kampagne werden auf der dafür eingerichteten Internetseite das ganze Jahr lang spannende Projekte mit innovativen Ideen und Lösungen mit digitalen Technologien vorgestellt. Beispielsweise das Projekt mit Virtual Reality im Caritas-Altenzentrum St.Maternus. Dort können die Bewohner Autorennen mit Virtual Reality Brillen fahren und sich über Google Maps ihre Geburtsorte anschauen. Für viele Bewohner sei das nicht nur eine willkommene Abwechslung sondern auch aus therapeutischer Sicht sinnvoll.
Zudem sind auf der Internetseite der Kampagne Erfahrungsberichte zum Thema Digitalisierung zu finden. Im einem Beispiel wird über einen Altenpfleger aus Sohlingen und seinen Erfahrungen im beruflichen Alltag berichtet. Der Bericht beschäftigt sich mit der Frage ob digitale Technologien die Mitarbeiter in der Pflege entlasten können.
Ein weiteres Praxisbeispiel zeigt wie digitale Technologien im Alltag von Menschen mit Behinderungen hilfreich sein können. Hier wird über eine Patientin berichtet, die von Geburt an taub ist und bald auch erblinden soll. Der Beitrag zeigt wie sie mithilfe eines speziell an ihre Bedürfnisse angepassten Smart Phone und Computer kommunizieren kann.
Die Caritas will gemeinsam mit der Politik, mit Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Ausbildungsstätten, anderen Verbänden und Organisationen Lösungen entwickeln, die Digitalisierung effektiv zu gestalten. Auch die Einsatz-Möglichkeiten von KI werden mit einbezogen. Der von der Uni Siegen und der FH Kiel entwickelte Roboter „Pepper“ soll hören, sehen, sprechen und Emotionen erkennen können. Aktuell wird Pepper in Pflegeeinrichtungen in Köln eingesetzt. Dieser soll dabei die Pflegekräfte nicht ersetzen, aber zu deren Entlastung beitragen.
Faszination und Bedenken
Die digitale Transformation werde aber nicht nur positiv gesehen sondern erwecke auch Sorgen. „Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung. Wer aber bei den Risiken stehenbleibt ohne über Lösungen nachzudenken, blendet die Chancen der Digitalisierung aus“, erläutert der Caritas-Präsident Peter Neher.
In seiner täglichen Arbeit würde Neher immer wieder der Ambivalenz von Faszination und Bedenken gegenüber Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz begegnen. Viele Bedenken würden sich dabei auf Datenschutz und Sicherheit beziehen. Aber auch die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz sei ein Thema. Dabei werden auch Fragen der Datenautonomie im Verband diskutiert.
Der Caritas-Präsident hofft, dass die Caritas mit der Kampagne 2019 Anstöße zur gesellschaftlichen Debatte geben kann. Er sagt: „Unsere Kampagne heißt ‚Sozial braucht digital‘, aber man kann es genauso gut umdrehen: ‚Digital braucht auch sozial‘.“
Dem Verband sei auch die Teilhabe am digitalen Leben ein wichtiges Anliegen. „Digitale Teilhabe ist zu einer Voraussetzung für soziale Teilhabe geworden. Es wird noch wichtiger werden, dass Menschen digitale Kompetenzen erwerben“, sagt Peter Neher. Er erklärt: „Im täglichen Leben, etwa im Umgang mit Ämtern, wird heutzutage vorausgesetzt, dass die Menschen online sind. Wir müssen deshalb in unserem Bereich beide Seiten unterstützen, die Mitarbeitenden und die Hilfesuchenden.“
Die Caritas hat dafür eigene Angebote geschaffen um Abgehängte ins Netz zu bringen. Der Verband setzt aber auch in der Unterstützung von Therapien digitale Hilfsmittel ein. Beispielsweise unterstützt die Caritas mit der Cari-App der Fachambulanz junge suchtkranke Patienten darin einen möglichen Rückfall früh zu erkennen.
Ein weiteres Beispiel ist ein in Alten- und in Pflegeheimen des Caritasverbandes München und Freising getesteter Pflegeroboter. „Auf den ersten Blick finden das viele Menschen abschreckend - ein Roboter, der pflegebedürftige Menschen unterstützt“, so Neher. Jedoch werde der Roboter, dessen Einsatz sich noch in der Testphase befinde, von den Patienten gut angenommen.
Der Roboter soll zum Beispiel Patienten mit Muskelschwäche einen Becher zum Trinken reichen können, ohne dass diese einen Pfleger rufen lassen müssen. „Und in solchen Fällen macht der Einsatz von Robotern Sinn: Er macht die Pflege nicht unmenschlich, sondern er gibt den Patienten mehr Autonomie“, äußert Neher.
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