Medizintechnik Tumortherapie von morgen schon heute
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Mitte September versammelte sich die internationale Elite der Radiochirurgie bei der 9. Brainlab Novalis Circle Conference in München und diskutierte die neuesten Behandlungsansätze der Tumortherapie. Manche der vorgestellten Methoden klingen zwar nach Science-Fiction – finden allerdings schon heute Anwendung.

Kaum eine Diagnose wird weltweit so sehr gefürchtet wie Krebs. Bestimmte Krebsarten, wie beispielsweise Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Gehirntumore, galten lange Zeit als inoperabel oder sogar als untherapierbar. Durch die rasanten technischen Entwicklungsschritte der letzten Jahre sind mittlerweile jedoch Behandlungsoptionen möglich, die vor wenigen Jahren noch im Reich des Fantastischen lagen.
So ist es beispielsweise möglich, durch den gezielten Einsatz von Kontrastmitteln und leistungsfähigen Gehirnscans – nach erfolgter Bestrahlung – Tumorzellen und nekrotisches Narbengewebe zuverlässig voneinander zu unterscheiden und dahingehend die Behandlungsmethoden individuell anzupassen. Es kommt – laut Aussagen von Experten – nämlich nicht selten vor, dass im Nachgang einer Strahlentherapie der Tumor augenscheinlich an Größe und Umfang gewinnt. Tatsächlich lagert sich jedoch häufig nekrotisches Gewebe um die Tumorzelle herum an, wodurch dieser in letzter Instanz schrumpft und sich gegebenenfalls rückstandslos auflöst.
Wie moderne Technik die Medizin prägt
Der Erfolg solcher innovativen medizinischen Behandlungsmethoden hängt jedoch maßgeblich von den Fortschritten innerhalb der Medizintechnikbranche ab. Erst durch den Einsatz von hochmodernen bildgestützten Technologien, wie sie beispielsweise Brainlab entwickelt und vertreibt, sind derartige Behandlungen erst möglich geworden. Die Technologie des 1989 gegründeten Münchener Branchenprimus ist – global betrachtet – in über 5.000 Fachkliniken und medizinischen Versorgungszentren im operativen Einsatz. Im Untergeschoss der Firmenzentrale von Brainlab, die im Stadtteil Riem – direkt am denkmalgeschützten ehemaligen Flughafentower Münchens – verortet ist, befinden sich neben zahlreichen Entwicklungsträgern auch Schulungsräume und technologische Finessen, wie etwa ein funktionales „Holodeck“, in dem neuartige medizinische Methoden zu Trainingszwecken mit Augmented-Reality-Brillen simuliert und getestet werden können. In den Räumlichkeiten finden überdies Zertifizierungsmaßnahmen für Radiologen und Onkologen aus aller Welt statt, sodass diese die bayerischen Bildgeber in ihren Kliniken fachgerecht verwenden können.
Dadurch kann weltweit ein gleichbleibend hoher Behandlungsstandard und vor allem Wissensstand garantiert werden – beispielsweise für Innovationen wie die Hochpräzisionsbestrahlung von Tumorzellen mit Laserstrahlen im Spektrum von 800 bis 1.100 Nanometern, die das Risiko von Folge- und Langzeitschäden durch eine Tumorbehandlung verringert und darüber hinaus die Überlebenschance einer Krebserkrankung signifikant erhöht.
Trend: medizinische Fachzentren
Im Brainlab Novalis Circle haben sich internationale Expertinnen und Experten aus der Welt der Radiochirurgie zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um die neuesten Trends in der Krebsbehandlung gleichermaßen zu analysieren wie zu definieren. Die Jahrestagung des Brainlab Novalis Circle wurde Mitte September von Professor Stephanie E. Combs gehostet. Die gebürtige Heidelbergerin hat den Lehrstuhl für Strahlentherapie an der TU München inne und ist zudem Direktorin der Radioonkologie am renommierten Klinikum rechts der Isar. Professor Combs sieht in ihrem Mitwirken an diesem Netzwerk eine große Chance. Schließlich sei eine Krebsbehandlung stets so individuell wie die Patienten selbst und niemals ein Ein-Mann-Job. Die Zusammenarbeit von Strahlentherapeuten, Neurochirurgen und Onkologen sei für den jeweiligen Behandlungserfolg essentiell. Der Austausch mit ihren Fachkollegen sei dabei fluide und funktioniere beispielsweise auch wunderbar über Landesgrenzen und Sprachbarrieren hinweg.
Technische Fortschritte, ist sich Combs sicher, werden Jahr für Jahr neue Möglichkeiten für die Behandelnden eröffnen. „Wenn man sich die Entwicklungen auf einem Zeitstrahl ansieht, dann kann man erkennen, dass wir schon sehr viel erreicht haben.“ Weiterhin stehe es außer Frage, dass gewisse Diagnosen in spezielle medizinische Fachzentren gehörten, so die Dekanin der medizinischen Fakultät der TU München. Insbesondere das sogenannte „Outcome“, also die Überlebenschance eines Krebspatienten, sei – statistisch betrachtet – signifikant besser, wenn die Behandlung in einer Spezialklinik durchgeführt werde. Auch Ärztezentren im ländlichen Raum misst Combs eine hohe Bedeutung bei. Durch den flächendeckenden Ausbau und Einsatz von digitalen Tools, wie etwa Videokonferenzsoftware oder telemedizinischen Instrumenten zur Nachsorge, könnten Anschlusstherapien – ihrer Meinung nach – auch heimatnah umgesetzt und dadurch die Spezialkliniken nachhaltig entlastet werden. Als nächste große Herausforderung in der Krebstherapie sieht Combs die biologische Charakterisierung von Tumoren. Man sei mittlerweile, unter anderem wegen der Geräte von Brainlab, dazu in der Lage, Tumore fehlerfrei zu lokalisieren und hochpräzise zu bestrahlen. Man müsse jetzt allerdings den wissenschaftlichen Fokus auf die Erforschung der „Verhaltensweisen“ von Tumoren legen, so Combs.
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