Bessere Nutzung der Technologie Zukunftssichere Gesundheitsversorgung für die Zeit nach der Pandemie

Von Roshan Shetty* |

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Aus der Corona-Pandemie kann auch die Gesundheitsbranche Erkenntnisse für die Zukunft ziehen. Mittlerweile steht nicht mehr Prävention im Fokus, sondern die allgemeine Verbesserung der öffentlichen Gesundheitsversorgung.

Die heutige Gesundheitsversorgung muss kostengünstig sein. Dazu tragen virtuelle Modelle, kosteneffiziente Regularien, schlanke und agile globale Lieferketten sowie Richtlinien, die Prozesse beschleunigen, bei.
Die heutige Gesundheitsversorgung muss kostengünstig sein. Dazu tragen virtuelle Modelle, kosteneffiziente Regularien, schlanke und agile globale Lieferketten sowie Richtlinien, die Prozesse beschleunigen, bei.
(Bild: Feodora - stock.adobe.com)

Die Pandemie wurde sowohl zu einem Realitätscheck als auch zu einem Katalysator für den Wandel. Von einer unzureichenden Infrastruktur des öffentlichen Gesundheitswesens bis hin zu untauglichen Systemen und Richtlinien – das aktuelle Gesundheitswesen konnte der großen Nachfrage nach gesundheitlichen Dienstleistungen und Produkten nicht standhalten. Die Einführung eines neuen Modells wird für die Branche damit unausweichlich. Doch wie genau kann und muss dieses Modell aussehen? Die Antwort: präventiv, remote zugänglich, von Technologie angetrieben und für alle Menschen verfügbar und erschwinglich.

Um sicherzustellen, dass dieser Wandel schneller vonstattengeht als die Ausbreitung des Virus, müssen Gesundheitsdienstleister und Kostenträger mit staatlichen Stellen, Forschern, Laboren und der Pharmaindustrie kooperieren. Die heutige Gesundheitsversorgung erfordert kostengünstige virtuelle Modelle, kosteneffiziente Regularien, schlanke und agile globale Lieferketten sowie Richtlinien, die Prozesse beschleunigen, anstatt sie zu verlangsamen und moderne kollaborative Plattformen für schnellere Forschungsresultate. Die folgenden Bereiche sollten transformiert werden, um die Gesundheitsversorgung künftig pandemiesicher aufzustellen:

1. Das Mindset verändern

Eine Änderung der Denkweise führt zu einer Änderung der Verhaltensweise. Die Reaktionen auf die Pandemie haben deutlich gezeigt, dass es für Menschen möglich ist, sich angesichts einer Krise neu zu orientieren – und dies selbst in Bereichen, in denen Veränderungen traditionell nur langsam vorankommen, wie etwa in der Telemedizin oder der Remote-Pflege. In Zukunft sollte die Frage, wie wir diese Veränderungen aufrechterhalten können, das Hauptaugenmerk der Branche sein.

2. Virtuelle Pflege

Telemedizin spielte eine wichtige Rolle bei der Remote-Pflege während der drei Phasen der Pandemie: dem anfänglichen Ansturm auf die Krankenhäuser, der ambulanten Versorgung während der Lockdowns und der Erholung nach der Pandemie. Dafür wurden Menschen, Prozesse und Technologie kombiniert, um so Veränderungen in der Gesundheitsversorgung herbeizuführen. Künftig werden Leistungen wie virtuelle Pflege, die Remote-Pflege von Patienten und Telemedizin noch mehr nachgefragt. Die Branche muss im nächsten Schritt neue Modelle schaffen, um das Wachstum des Trends zu fördern – darunter Leistungserbringung, Vergütungssätze und Anreize für Verbraucher und Anbieter.

3. Präzisionsmedizin

Die richtige Diagnose für den richtigen Patienten zur richtigen Zeit ist seit langem eine Herausforderung – und gleichzeitig eine Forderung von Gesundheitsdienstleistern und Verbrauchern. Der eingeschränkte Zugang zu Laboren und Diagnosezentren während der Schließung von Kliniken zwang Ärzte, die Hilfe von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) oder Datenanalyse in Anspruch zu nehmen und präzise Entscheidungen zu treffen.

Der Präzisionsansatz legt einen Behandlungsplan fest, indem er die genetische Vorgeschichte des Patienten, Umweltfaktoren, den Standort, den Lebensstil sowie die Gewohnheiten analysiert. KI-Algorithmen helfen bei der Klassifizierung von Problemen – dies führt zu einer genauen Diagnose, Früherkennung und Behandlungsoptimierung. Die Algorithmen lassen sich auch bei der Analyse mehrdimensionaler Datensätze einsetzen, um Variationen zu erfassen und kryptische Strukturen zu identifizieren. KI und Analytik unterstützen darüber hinaus bei der Vorhersage des Risikos einer bestimmten Krankheit sowie der Evaluierung von Ergebnissen.

Onkologen wurden während der Krise mit großen Herausforderungen konfrontiert, beispielsweise in Bezug auf Verzögerungen oder die Entnahme von Gewebe – auch die mobile Phlebotomie zur Blutentnahme konnte hier nur wenig Abhilfe schaffen. Da immer mehr klinische Ergebnisse mit Screening-Methoden, gezielten Behandlungsplänen oder Testentscheidungen für große Patientengruppen in Verbindung gebracht werden, ebnet dies den Weg für neue und aktualisierte Empfehlungen, Versorgungsmodelle und Screening-Protokolle. Im Moment liegt der Fokus darauf, die Präzisionsmedizin über die Onkologie hinaus zu erweitern – und damit die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.

4. Virtuelle klinische Studien

Einer der größten Durchbrüche der Pandemie waren virtuelle klinische Studien. Dank der globalen Zusammenarbeit und des Informationsaustauschs in Echtzeit konnten virtuelle klinische Studien die Einführung von Impfstoffen weltweit beschleunigen. Mit Blick auf die Zukunft helfen die Lehren aus dieser Pandemie Forschern und der pharmazeutischen Industrie, robustere Plattformen und Mechanismen zu entwickeln, um Studien störungsfrei zu gewährleisten.

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Ein weiterer Bereich, der einen enormen Wandel erlebt hat, ist die Forschung und Entwicklung – ein wichtiger Teil der Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen. Transparenz ist dabei ein Schlüsselthema und stand bei der gemeinsamen Vision, eine Abflachung der Infektionskurve zu erreichen, im Fokus. Auch in Zukunft ist mehr Transparenz in der Forschung und bei den Protokollen erforderlich, um Prozesse zu beschleunigen.

5. Transparente Lieferkette

Die globale Lieferkette war von der Covid-19-Pandemie am stärksten betroffen und zeigt die Notwendigkeit einer agileren, transparenteren und technologiegesteuerten Lieferkette. Führende Technologieunternehmen investierten bereits in fortschrittliche Analytik und Automatisierung. Ziel war es, die sich ändernden regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, die Daten-Genauigkeit zu erhöhen und die globale Lieferkette auf höchstem Niveau zu standardisieren – und damit störungssicher zu machen.

Lieferketten-Verantwortliche setzen auf eine Kombination aus Predictive Analytics mit KI, IoT oder Machine Learning. Damit automatisieren sie ihre Lagerabläufe, optimieren die Lieferzeiten und erhalten einen vollständigen Überblick über ihre Waren und Anlagen. Diese End-to-End-Transparenz im Asset Lifecycle Management führt zu einer verbesserten Transparenz in der gesamten Lieferkette und steigert die Kundenzufriedenheit und den Umsatz.

6. Gesundheitsversorgung der Bevölkerung

Die Mängel des bestehenden öffentlichen Gesundheitssystems zur Versorgung der Bevölkerung wurden während der Krise deutlich, darunter die mangelhafte Infrastruktur der öffentlichen Gesundheitsregister, fehlende Interoperabilität und Datenstandardisierung – und dies auf Basis großer, verfügbarer Datenmengen, die sowohl Anbietern als auch Kostenträgern zur Verfügung stehen.

Das Gesundheitsmanagement der Bevölkerung hat für jedes Land oberste Priorität. Aus diesem Grund sind künftig mehr integrierte Systeme und der Einsatz von Technologie zur Analyse der öffentlichen Gesundheitsdaten zu erwarten.

7. Bessere internationale Zusammenarbeit

Der Schlüssel für die Umsetzung aller genannten Veränderungen liegt in einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren des globalen Gesundheitsökosystems. Dieser seismische Wandel lässt sich nur erreichen, wenn wir die Silos aufbrechen und alle Beteiligten unter einer gemeinsamen Plattform zusammenbringen – mit der gemeinsamen Vision, Lösungen zu liefern, die den Menschen in den Fokus stellen.

Um alle Parteien zusammenzubringen, muss die Branche sich besser an Technologien anpassen und sie entsprechend nutzen. Die Schaffung einer digitalen Front ist der neue Imperativ für die Gesundheitsbranche, da die Zukunft zunehmend datengesteuert ist. Die Branche muss lernen, die Leistungsfähigkeit von Cloud, Datenanalyse, Automatisierung und digitalen Technologien zu erkennen und sie entsprechend einzusetzen, um eine robuste Grundlage für kostengünstige und effiziente Versorgungsmodelle zu schaffen. Mit der Technologie der nächsten Generation als Kernstück ist die Zeit reif, ein skalierbares, agiles und zuverlässiges Gesundheitssystem zu schaffen, das stark genug ist, um künftige Störungen zu überstehen.

*Der Autor, Roshan Shetty, ist VP and Head of Life Sciences, Insurance & Healthcare for EMEA bei Infosys.

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