Digitalisierung in der Sozial- und Gesundheitsbranche Digitale Unterstützung in der Pflege
Kürzlich beschloss das Bundeskabinett das Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (DVG). Ein Schritt mehr in Richtung digitalisierter Prozesse. Doch ist diese Entwicklung in der Bevölkerung überhaupt akzeptiert und gewünscht?
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Aktuell steht die Digitalisierung der Branche in Politik und öffentlicher Diskussion hoch im Kurs. Ob Apps auf Rezept, ePatientenakte oder Virtual Reality für Demenzkranke – effektive Anwendungsfelder für digitale Technologien gibt es viele.
Positive Stimmung
Grundsätzlich glauben die Deutschen an die digitale Zukunft der Pflege. Mehr als die Hälfte der Befragten einer Bitkom-Studie vom Herbst 2018 wünscht sich sogar den verstärkten Einsatz von digitalen Anwendungen. Vor dem Hintergrund des eklatanten Fachkräftemangels sehen sieben von zehn die Digitalisierung als große Chance. Und das auch, weil fast 80 Prozent die Belastung des Pflegepersonals im Gesundheitswesen als sehr hoch einschätzen.
Über die Hälfte vertritt die Meinung, dass ein Pflegekollaps sich nur vermeiden ließe, wenn die Digitalisierung in den Gesundheitssektor einzieht und so den Notstand mildert. Sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege können smarte Prozesse wertvolle Dienste leisten und in einer immer älter werdenden Gesellschaft zugleich auch der Schlüssel für ein langes Leben in den eigenen vier Wänden sein. Denn digitale Technologien können und sollen das Personal nicht ersetzen, sondern sinnvoll unterstützen, um die Qualität der Pflege langfristig zu verbessern.
Das sehen auch über 62 Prozent der Befragten so: Wenn sie die Wahl hätten, ins Pflegeheim zu gehen oder sich zu Hause durch intelligente digitale Anwendungen überwachen und helfen zu lassen, würden sie mehrheitlich die smarte Unterstützung wählen. Drei Viertel zeigen sich überzeugt, dass das Pflegepersonal dank smarter Anwendungen körperliche Entlastung erfährt und mehr Zeit für die eigentliche Betreuung hätte. Genauso viele sehen in der Digitalisierung eine große Chance auf ein länger selbstbestimmtes Leben. Doch nicht die Otto-Normalverbraucher sind das Hindernis, mit dem die Digitalisierung kämpft. Denn sie haben die technologische Entwicklung längst akzeptiert und als Chance begriffen. Die Verantwortungsträger verkeilen sich immer wieder aufgrund divergierender Interessen.
Restzweifel vorhanden
Für die größte Problematik bei der Umstellung auf digitale Anwendungen hält die Hälfte der Bürger die Gewährleistung von Datenschutz und -sicherheit. Auch die Angst vor weniger menschlicher Pflege und vor einer Isolation der Pflegebedürftigen ist vorhanden. Trotzdem zeigt sich deutlich, dass die Befragten optimistisch in die Zukunft blicken, wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Denn 85 Prozent meinen, dass es in zehn Jahren gang und gäbe sein wird, dass Angehörige in Notfällen wie etwa bei einem Sturz automatisch via Smartphone eine Benachrichtigung erhalten. Etwa genauso viele glauben, dass sich die GPS-Ortung von Pflegebedürftigen, wie Demenzerkrankten, zum Standard entwickelt. Auch der elektronischen Patientenakte (eAkte) und der Telemedizin prophezeien drei Viertel langfristig einen flächendeckenden Einsatz.
Reicht das Mittelfeld?
Wenn es nach den Befragten geht, liegt noch ein weiter Weg vor der Bundesrepublik: So sagen 41 Prozent, dass der Staat beim Thema Digitalisierung der Pflege nur im Mittelfeld rangiert. Über ein Viertel sieht Deutschland bereits als Nachzügler und jeder Fünfte hält die Entwicklung hierzulande für abgeschlagen. Obwohl die technischen Voraussetzungen und das Know-how gegeben wären befindet sich die Branche etwa zehn Jahre im Hintertreffen.
Die Bundesbürger stehen der vermehrten Digitalisierung in der Sozial- und Gesundheitsbranche nicht skeptisch gegenüber. Im Gegenteil: Die Notwendigkeit digitaler Prozesse ist bereits in vielen Köpfen angekommen – zumindest theoretisch. Das Sozial- und Gesundheitswesen braucht durchgehend digitale Prozesse: angefangen beim elektronischen Rezept und der smarten Überweisung bis hin zur eAkte. Die Verantwortlichen müssen an einem Strang ziehen, damit eHealth flächendeckend in der Bundesrepublik ankommen kann und sich von einem Modeprojekt zur essenziellen Selbstverständlichkeit entwickelt.
*Der Autor, Karsten Glied, ist Geschäftsführer der Techniklotsen GmbH.
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