Stiftung Auge Neues Konzept soll Versorgungslücke schließen
Die Ergebnisse der aktuellen TOVIS-Studie offenbaren gravierende Versorgungsengpässe in Pflegeheimen. Ein gemeinsames Projekt der Stiftung Auge und der Universitäts-Augenklinik Bonn soll mittelfristig die Versorgung von 10.000 Seniorinnen und Senioren – unter Zuhilfenahme von telemedizinischen Instrumenten – mit augenärztlichen Leistungen sicherstellen.

Grundsätzlich ist die augenärztliche Versorgungslage in Deutschland überdurchschnittlich gut. In Pflegeheimen und Seniorenresidenzen sieht es diesbezüglich jedoch – das legen die Ergebnisse der kürzlich durchgeführten TOVIS-Studie nahe – ziemlich dürftig aus. Unter anderem wurde in einer Vorläuferstudie bereits 2017 festgestellt, dass viele Seniorinnen und Senioren – bundesweit – unerkannterweise unter einer beginnenden und teilweise auch fortgeschrittenen Sehbehinderung leiden, die bereits durch einfachste Hilfsmittel, wie etwa einer Sehhilfe in korrekter Stärke, abgemildert oder sogar weitestgehend behoben werden könnten. An dieser Situation habe sich bedauerlicherweise wenig bis gar nichts geändert, warnt Professor Dr. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.
Etwa ein Drittel der Untersuchten würden Anzeichen einer sogenannten altersbedingten Makula-Degeneration (AMD), einer unheilbaren, chronischen Augenkrankheit, aufweisen. Eine entsprechende Therapie kann einen vollständigen Verlust des Sehvermögens hinauszögern oder sogar aufhalten, so Holz.
Warum das Thema „Sehen“ in der Pflege bislang untergeordnet war
Laut Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden in etwa eine Million Menschen in Deutschland an Sehbehinderungen. Glaukome (auch als grüner Star bekannt), diabetisch bedingte Sehstörungen (Retinopathie) oder AMD treten mit zunehemenden Alter zumeist „schleichend“ auf und werden oftmals erst bemerkt, wenn erhebliche Beeinträchtigungen des Sehvermögens vorliegen und das Zeitfenster für eine Therapie bereits verstrichen ist. Aufgrund des chronischen Personalmangels in der Pflege würden viele Erkrankungen „durch das Raster fallen“, so Holz. Durch entsprechende regelmäßige Untersuchung unter Zuhilfenahme von telemedizinischen Instrumenten kann eine frühzeitige Diagnose erfolgen und somit die Lebensqualität der Seniorinnen und Senioren nachhaltig verbessert werden, so die aktuelle TOVIS-Studie wörtlich. Dr. Thomas Ach, der das Projekt leitet und leitender Oberarzt der Universitäts-Augenklinik Bonn ist, mahnt insbesondere die Tatsache an, dass bei etwa der Hälfte der Studienteilnehmer kein routinemäßiger Augenarztbesuch geplant war. Gerade Routineuntersuchungen würden im hektischen Pflegealltag gerne einmal untergehen, so der Netzhautexperte. Unter anderem aus diesem Grund sieht er enormes Potential in der telemedizinischen Ausführung von ophthalmologischen Leistungen.
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