Interoperabilität Wissen Sie, wo all Ihre Patientendaten gespeichert sind?
Wissen ist Macht. Das gilt auch in der Gesundheitsversorgung. Je mehr Patienteninformationen zur Verfügung stehen, desto fundierter können medizinische Entscheidungen getroffen und eine optimale Krankenversorgung gewährleistet werden. Eine der größten Herausforderungen für Gesundheitseinrichtungen ist jedoch, dass viele IT-Systeme, Anwendungen und medizinische Geräte noch immer nicht miteinander kommunizieren können. Es mangelt an Interoperabilität.

Wissen Sie, wo überall in Ihrer Gesundheitseinrichtung Patientendaten gespeichert sind? Besonders spannend wird diese Frage, wenn es um unstrukturierte Daten geht, also medizinische Bilder, Krankenblätter, Laborergebnisse, Multimediadateien, Einwilligungen und eingescannte Dokumente. Häufig befinden sich solche Daten in verschiedenen Anwendungen und Dateien und sind für Teams, die nur mit den zentralen IT-Systemen arbeiten, unzugänglich. Die Folge: Klinikern fehlen in ihrem Arbeitsalltag wichtige Teile des komplexen „Puzzles Patient“ – oder sie verschwenden wertvolle Zeit auf der Suche nach diesen Informationen.
Tatsächlich zeigen aktuelle Daten ein besorgniserregendes Bild: Laut einer HIMSS-Umfrage von 2023 fehlen in 65 Prozent der Gesundheitssysteme medizinische Bilder und andere unstrukturierte Informationen am Point of Care. Das volle Ausmaß des Problems wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass mehr als 75 Prozent der Patientendaten unstrukturiert vorliegen, also beispielsweise als medizinische Bilder – und diese Zahl steigt mit jedem Jahr um weitere 50 Prozent.
Diese Situation ist sowohl für das Personal als auch für die Patienten untragbar. Es ist höchste Zeit, dass Gesundheitseinrichtungen das Thema Interoperabilität ganz oben auf ihre Agenda setzen.
Fünf Gründe für mehr Interoperabilität
„Eine wichtige Voraussetzung für eine reibungslose elektronische Kommunikation beziehungswiese den Austausch von Informationen im Gesundheitswesen ist, dass die eingesetzten Systeme die gleiche Sprache sprechen, also interoperabel sind.“ So heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Interoperabilität bedeutet also, dass Systeme auf intelligente Weise miteinander kommunizieren können, um sicherzustellen, dass die richtigen Daten zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind. Dabei sollten im Idealfall unstrukturierte mit strukturierten Daten in einer einzigen Ansicht integriert werden, sodass Kliniker jederzeit auf alle relevanten Informationen zugreifen können.
Mit dem Krankhauszukunftsgesetz (KHZG) sollen u. a. Interoperabilität und Datenaustausch im Gesundheitswesen gefördert werden. Ziel ist es, standardisierte Schnittstellen und Protokolle zu schaffen, die einen nahtlosen Datenaustausch zwischen verschiedenen Gesundheitssystemen und Anbietern ermöglichen. Dies erleichtert den sicheren Austausch von Patienteninformationen unter Wahrung des Datenschutzes und der Datensicherheit. Insgesamt wird ein Fördervolumen von 4,3 Milliarden Euro bereitgestellt, um notwendige Investitionen zu fördern.
Was also sind die Hauptvorteile von Interoperabilität?
1. Bessere Qualität der Pflege
Unstrukturierte Daten sind ein wesentlicher Bestandteil in der Dokumentation von Krankengeschichten. Ohne schnellen und einfachen Zugriff auf Krankenblätter, Befunde und andere klinische Dokumente kann eine medizinische Therapie zum Blindflug werden. Durch die Integration medizinischer Bilder und unstrukturierter Patienteninhalte in tägliche Arbeitsabläufe und Workflows der elektronischen Patientenakte (EPR) können die Leistungserbringer auf genau die kontextbezogenen Informationen zugreifen, die sie brauchen, um fundiertere Entscheidungen zu treffen und eine angemessenere Versorgung in Echtzeit zu gewährleisten. Die Technologie ermöglicht außerdem abteilungsübergreifend eine einfache Erfassung, gemeinsame Nutzung und Interpretation medizinischer Bilder, was eine effektivere und effizientere Entscheidungsfindung ermöglicht. Interoperabilität ist ein zentraler Baustein, um sich einen ganzheitlichen Überblick über die Krankengeschichte des Patienten zu verschaffen und verbessert so die Qualität der Versorgung und die Ergebnisse für Patienten.
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