Aktion „PraxenKollaps“ Ambulante Versorgung in der Krise

Von Susanne Ehneß Lesedauer: 2 min

Unter dem Motto „PraxenKollaps – Praxis weg. Gesundheit weg!“ startet heute eine bundesweite Aktion aller kassenärztlichen Vereinigungen. Hintergrund sind die Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene, die am 9. August starten.

„Für junge Medizinerinnen und Mediziner wird die ambulante Versorgung zunehmend unattraktiv“, sagt Dr. Karsten Braun
„Für junge Medizinerinnen und Mediziner wird die ambulante Versorgung zunehmend unattraktiv“, sagt Dr. Karsten Braun
(© GeorgiaCourt, Getty Images via Canva.com)

Der Betrieb einer Arzt- oder Therapeutenpraxis läuft mittlerweile unter hohem Kostendruck. „Steigende Praxis-, Personal- und Investitionskosten machen den Betrieb einer Praxis immer unrentabler“, stellt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe fest (KVWL). Eine ausreichende Gegenfinanzierung sei wegen der gedeckelten Arzthonorare kaum noch möglich. „Die Praxen können die gestiegenen Kosten nicht über höhere Preise ausgleichen, sondern müssen sie aus der eigenen Tasche bezahlen. Einnahmen und Ausgaben klaffen immer weiter auseinander“, sagt Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL, anlässlich der heute gestarteten bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen unter dem Titel „PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“.

Die Stimmung bei den Ärztinnen und Ärzten ist – wie auch beim Praxispersonal – auf dem Tiefpunkt angelangt

Dr. Dirk Spelmeyer

Dr. Volker Schrage, stellvertretender KVWL-Vorstandsvorsitzender, ergänzt, dass medizinische Fachangestellte (MFA) die Praxen in Richtung Krankenhäuser verließen, weil sie dort besser verdienen. „Das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen müssen jetzt dringend handeln, ansonsten kann eine flächendeckende ambulante Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet werden“, warnt Schrage.

In den in dieser Woche beginnenden Finanzierungsverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Krankenkassen müsse daher eine deutliche Steigerung des Orientierungswertes und damit der Preise für alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen erzielt werden, so KVWL-Vorstand Thomas Müller. Er fordert: „Es muss Schluss sein mit den ritualisierten Nullrunden-Forderungen der Krankenkassen.“

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sieht man das ebenso. Durch die geringeren Steigerungsraten im ambulanten Bereich verschärfe sich das Ungleichgewicht zu den Arztgehältern im Krankenhaus. Damit würden Niederlassung und die Übernahme unternehmerischer Risiken nicht adäquat vergütet. Und auch die Anstellung in den vertragsärztlichen Praxen sei nicht adäquat gegenfinanziert. „Damit Wartezeiten nicht noch länger werden, müssen die Praxen in die Lage versetzt werden, die enorm gestiegenen Kosten zu stemmen. Ohne Kompensation werden die Praxen ihr Leistungsangebot zwangsläufig einschränken müssen“, mahnt Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun.

Aktion

Höhepunkt der Aktion wird am 18. August eine gemeinsame Krisensitzung der Vertreterversammlungen aller Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin sein. Es werden ärztliche und psychotherapeutische Vertreterinnen und Vertreter aus ganz Deutschland erwartet.

Im Vorfeld der Krisensitzung hat die KBV eine Umfrage gestartet:

• In welchen Punkten fühlen Sie sich von der Politik besonders allein gelassen?
• Welche Konsequenzen befürchten Sie durch das Versagen der Politik?

Ärzte und Psychotherapeuten können ihre Antworten bis Montag, 14. August 2023, an praxenkollaps@kbv.de schicken.

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