Bitkom Digital Health Conference 2022 Machen, nicht nur reden!
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Zum siebten Mal fand die Digital Health Conference des Bitkom statt. Dabei machten die Speaker eines deutlich: Es wurde lange genug über die Digitalisierung im Gesundheitswesen gesprochen, es wird Zeit, die Umsetzung zu forcieren.

Über 600 Teilnehmenden, mehr als 80 Speakerinnen und Speaker und 30 Sessions – das ist die Bilanz der siebten Digital Health Conference des Bitkom. Eröffnet wurde die Konferenz von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder, der insgesamt ein positives Bild von der Digitalisierung im Gesundheitswesen zeichnet. „Wir können uns bewegen, wenn der politische Wille da ist“, ist sich Rohleder sicher.
Dr. med. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, sieht hingegen noch mehr Handlungsbedarf. Man sei weit davon entfernt, dass die digitalen Prozesse in den Praxen flüssig laufen, erklärt er und folgert: „Wir müssen ein viel stärker lernendes System entwickeln und Technologien konsequent testen.“ Dabei müsse man bottom-up die Prozesse identifizieren, die den Leistungserbringern wirklich helfen, so Reinhardt. Er verweist im Zuge dessen darauf, dass das Stammdatenmanagement der erste flüssig laufende Prozess sei, dieser jedoch nichts mit der Versorgung durch den Leistungserbringer an sich zu tun habe. Dr. Peter Gocke, CDO der Charité Berlin, fordert beispielsweise endlich einen TI-Messenger.
Dass endlich etwas geschehen muss, sieht auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. In seiner Keynote betont er, dass Deutschland im internationale Vergleich hinterherhinkt. „Es ist sehr viel über Digitalisierung gesprochen worden, es hat sich aber sehr wenig geändert und bisher ist es nach wie vor so, dass die Digitalisierung in Deutschland sehr stark vom technischen Anfang besprochen und entwickelt wird, aber nicht vom klinischen oder medizinischen Ende“, so der Minister. Zwar gebe es Einzelprojekte wie die Videosprechstunde oder die digitale Pflegeberatung, die bereits gut angenommen werden, man benötige jedoch eine Gesamtstrategie.
Konkret wird Lauterbach auch beim Thema eRezept: „Eigentlich hätte das längst in der Fläche sein müssen, da liegen wir zurück“, erklärt er. Es sei auch ein technischer Fehler passiert, wodurch man die Anwendung jetzt nicht so nutzen kann wie eigentlich vorgesehen. Dieses Problem solle nun behoben und Mitte nächsten Jahres mit dem Rollout begonnen werden. Geplant sind dann auch Mehrwert-Anwendungen für die digitale Verschreibung.
„Wichtiger ist aber, dass wir an der elektronischen Patientenakte arbeiten und da machen wir ein ganz klares Bekenntnis zur Opt-out-Regelung“, so Lauterbach weiter. Die technischen und datenschutzrechtlichen Voraussetzungen dafür schaffe das Gesundheitsministerium. „Da arbeiten wir zunächst mit einer Übergangsregelung, so dass wir im nächsten Jahr die Möglichkeit haben, die Opt-out-Regelung so zu befüttern, dass auch die praktische Nutzung gewährleistet ist.“
Im Zuge dessen sei es auch wichtig, die Dateninfrastruktur auszubauen. „Die Infrastruktur ist, weil sich immer alles verzögert hat beziehungsweise verzögert, schon veraltet, bevor sie das erste Mal genutzt wird“, erklärte Lauterbach. „Als die Infrastruktur gewählt wurde, gab es noch keine Smartphones, im Wesentlichen auch keine Cloudspeicherdienste.“ Genau diese sollen jedoch bei der Weiterentwicklung berücksichtigt und damit „die Welt der Konnektoren“ verlassen werden.
Gleichzeitig wies Lauterbach darauf hin, dass man in puncto Datenschutz offener diskutieren müsse. Man müsse sich überlegen, wie man die richtige Balance zwischen Datenschutz, Sicherheit und Patientenschutz erreiche.
Die nächste Digital Health Conference des Bitkom findet am 30. November 2023 statt.
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