Tausch der TI-Konnektoren Patchen statt neu kaufen

Von Natalie Ziebolz

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Seit Monaten streiten sich Gematik und Chaos Computer Club (CCC) wegen des (un)nötigen Tauschs der TI-Konnektoren. Könnte nun ein einfacher Patch die Lösung bringen und dem Gesundheitssystem 400 Millionen Euro sparen?

Der Chaos Computer Club hat eine Lösung entwickelt, mit der das Gesundheitssystem rund 400 Millionen Euro sparen könnte
Der Chaos Computer Club hat eine Lösung entwickelt, mit der das Gesundheitssystem rund 400 Millionen Euro sparen könnte
(© Wellnhofer Designs – stock.adobe.com)

Da die Konnektoren, die einen sicheren Zugang zur Telematikinfrastrukur (TI) gewährleisten, mit einem festverbauten Sicherheitszertifikat ausgestattet sind, müssen diese nach fünf Jahren, also dann, wenn das Zertifikat abläuft, ausgetauscht werden. Die Rede ist hier von 130.000 Geräten und damit verbundenen Kosten von rund 400 Millionen Euro.

„Hier will sich ein Kartell durch strategische Inkompetenz am deutschen Gesundheitssystem eine goldene Nase verdienen. Dabei werden immense Kosten für alle Versicherten, sinnloser Aufwand für einen Austausch bei allen Ärzten und tonnenweise Elektroschrott in Kauf genommen“, schimpft Dirk Engling, Sprecher des CCC. „Schlimmer noch: Eine Wiederholung des Debakels in fünf Jahren wird bereits vorbereitet.“ Dann müssten die nun ausgetauschten Konnektoren schließlich wieder erneuert werden. Eine verpflichtende Laufzeitverlängerung gibt es nämlich immer noch nicht.

Die Hackervereinigung würde allerdings wohl nicht so harte Worte anstimmen, wenn sie nicht auch eine kostengünstige und praktikable Lösung in der Tasche hätte. Demnach ist es möglich, „die auf den Konnektoren laufenden Open-Source-Komponenten mit sehr wenig Aufwand“ dazu zu bringen, „neben den auslaufenden Zertifikaten einen zusätzlichen Strauß an erneuerten Zertifikaten“ zu nutzen. Einen entsprechenden Patch zu entwickeln sei nur noch eine Fingerübung gewesen. Die Ergebnisse stehen den Herstellern auf github zur Verfügung.

Um die Patches auch auf die Konnektoren aufspielen zu können, bedarf es allerdings noch der Zuarbeit der Gematik. Sie müsste dem Chaos Computer Club noch die benötigten Signaturen für die Zertifikate zukommen lassen. Entscheidet sich die Gematik für diesen Schritt, will die Hackervereinigung Praxen und Krankenhäuser auch beim Einspielen der Patches unterstützen. „Mit diesem Angebot wollen wir sicherstellen, dass bei den Herstellern nicht noch überraschend auftretende logistische Probleme die kostengünstigere Alternative verhindern“, schließt der CCC.

Die Gematik weicht, wie mittlerweile bekannt wurde, jedoch nicht von ihrer Position ab. Sie verweist auf den Gesellschafterbeschluss von 29. September 2022. Damals hatte man sich aus folgenden Gründen für den Hardware-Tausch entschieden:

  • Bei jenen Konnektoren, deren Zertifikate bis August 2023 abläuft, ist ein Tausch der Hardware wegen veralteter Technik „die einzige sinnvolle“ sowie die wirtschaftlichste Lösung.
  • Bei Konnektoren, deren Zertifikat die Gültigkeit ab August 2023 endet, ist alternativ zum Tausch auch eine Laufzeitverlängerung der Zertifikate durch ein Firmware-Update bis Ende 2025 vorgesehen. Praxen und Krankenhäuser können sich stattdessen auch an einen Konnektor anschließen, der in einem Rechenzentrum betrieben wird.

„Der GSV-Beschluss ermöglicht damit neue, kostengünstigere Optionen. Das bedeutet auch, dass längst nicht alle Konnektoren getauscht werden müssen und die dadurch entstehenden Kosten deutlich niedriger sind, als berichtet“, folgert die Gematik. Voraussetzung sei ein neuen Finanzierungsmodell, das bei besagter Gesellschafterversammlung empfohlen wurde. Dieses sieht neben dem Konnektortausch dann auch „weitere Varianten bei der TI-Anbindung“ vor. „Hierzu müssen entsprechende gesetzliche Grundlagen geschaffen und die Finanzierung zwischen den Bundesmantelvertrags-Partnern geklärt werden“, so die Gematik.

Zu den Vorwürfen der Kartellbildung bei den Herstellern und weiteren Nachfragen zu der Entscheidung, möchte sich die Gesellschaft nicht äußern.

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