Die Trends der Healthcare-Branche Wie COVID-19 die Digitalisierung der Life Science-Industrie beschleunigt
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Die COVID-19-Pandemie prägt seit März 2020 unser Leben. Wie nachhaltig Corona auch die Biotech- und Pharma-Industrie verändert hat, beschreibt unser Gastautor Marc Bauer, Senior Director Strategy Development Cloud bei Veeva.

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass es ohne digitale Lösungen zum gesellschaftlichen Stillstand kommen kann und es neuer Wege, nicht nur im Bereich Kommunikation, sondern insbesondere in der Datenverarbeitung, -speicherung, -analyse und der Patientenzustimmungen, bedarf. An diesen Bereichen wurde zwar bereits zuvor schon gearbeitet, aber gerade hier hat die Pandemie Lücken aufgezeigt, die in den nächsten Jahren geschlossen werden müssen.
COVID-19 wirkte sozusagen als Brennglas und Katalysator zugleich und hat ein nie dagewesenes Tempo an Innovation ermöglicht. Somit wurde die Übernahme neuer Technologien und digitaler Strategien beschleunigt. Die COVID-19-Impfstoffentwicklung ist nur eins von vielen Beispielen, aber natürlich das Prominenteste des letzten Jahres. Die dringende Notwendigkeit für beschleunigte Überprüfungs- sowie Zulassungsverfahren durch die Behörden, in Verbindung mit digitalen Kollaborationen, hat es ermöglicht, Impfstoffe zum Schutz vor COVID-19 so schnell wie nie zuvor auf den Markt zu bringen – und das regelkonform und ohne auf höchste Qualitätsansprüche zu verzichten.
Dadurch wurde der Gesellschaft die große Bandbreite an Möglichkeiten und das immense Potenzial digitaler Prozesse im Gesundheitswesen aufgezeigt. Zeitgleich wurden jedoch auch derzeitige Schwachstellen im System identifiziert. Während man weltweit hofft, nach der Pandemie zur vorherigen Normalität zurückkehren zu können, wird die Industrie voraussichtlich nicht den alten Arbeitsalltag mit manueller und Papier-basierter Arbeitsweise wieder aufleben lassen. Digitale Lösungen werden der neue Standard werden und so beschleunigte Verfahren in der Medikamentenentwicklung ermöglichen, während sie von optimierten Überprüfungsverfahren und präzisen Daten in Echtzeit profitieren werden. Die vorherigen, umständlichen und manuellen Wege zur Zulassung werden somit von digitalen Prozessen abgelöst werden.
Was sind also die Trends in der Digitalisierung, die sich in der Life Science-Industrie deutlich durchsetzen werden?
Prozessoptimierung in der Produktentwicklung
Der Übergang zu digitalen Prozessen wird anhaltende Innovationen ermöglichen. Die Biotech- und Pharma-Industrie hat enorme Anstrengungen unternommen, um die Produktentwicklung zu optimieren und Störungen zu minimieren. Durch das Nutzen digitaler Lösungen konnten Unternehmen ihr Studiendesign vereinfachen, dezentralisierte Studien ermöglichen und neue Zulassungswege mit den Behörden erarbeiten. Diese Veränderungen haben während der Pandemie enorm geholfen und treiben auch weiterhin das Potenzial für zusätzliche Verbesserungen an, die Prozesse verschlanken und dadurch die Durchführung beschleunigen können.
Betriebsabläufe werden auch weiterhin digitalisiert werden, um sicherzustellen, dass Prozesse bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Qualität optimiert werden. Hier entsteht ein ganz neuer Aspekt, das Outsourcing oder auch die externe Vergabe bestimmter Arbeitsprozesse, wodurch eine schnelle Anpassung und Prozessoptimierung erreicht werden kann und präzisere Daten bessere Entscheidungen ermöglichen können.
Der Patient an erster Stelle
Klinische Studien werden mehr auf die Patienten fokussiert sein. Die Ausstiegsraten von Patienten aus klinischen Studien sind in den letzten Jahren leider gestiegen. COVID-19 hat eine effiziente Rekrutierung und den Verbleib von Patienten in klinischen Studien noch schwieriger gemacht. Fast ein Drittel der Patienten beenden die klinische Studie nicht. Zu den Hauptgründen gehören das Reisen zum Studienort, eine Vielzahl von Visiten an klinischen Standorten und der damit verbundene Zeitaufwand.
Durch digitale Lösungen, die die Kommunikation mit den Patienten vereinfachen und mehr Zugang zu Informationen aus der Ferne bieten, kann der Verbleib von Patienten in den Studien verbessert werden. So können beispielsweise elektronische Zustimmungen und digitale Datenerhebungen in klinischen Studien den Aufwand für Patienten verringern und das Rekrutierungspotenzial erhöhen.
Weiterentwicklungen in der Datenerhebung
Neue Datenquellen, wie zum Beispiel tragbare Fitness- und Gesundheitsuhren sowie von Patienten dokumentierte Ergebnisse, brauchen ein moderneres Datenmanagement. Die Zulassungsbehörden werden Anforderungen in Bezug auf automatisierte Datenerhebung stellen und Unternehmen werden modernere Systeme benötigen, um die komplexen Daten zu verwalten und zu verarbeiten. Deshalb werden Unternehmen ihre Datenerhebung und -analyse optimieren müssen, um deren Verwendung in klinischen Studien ermöglichen zu können.
Kommerzialisierung und Marktkommunikation
Die Biotech- und Pharma-Industrie wird nicht nur die Vorteile der Digitalisierung in der Produktentwicklung ausschöpfen, sondern außerdem vom Wandel kommerzieller Prozesse durch digitale Verfahren profitieren. Ein Beispiel hierfür ist die Optimierung des Kontakts mit medizinischen Fachkräften durch vermehrt virtuelle Meetings und der Umstellung von regionaler auf persönliche Unterstützung.
Durch digitales Engagement dauerten virtuelle Meetings zwischen Pharmavertretern und Ärzten im Durchschnitt 20 Minuten länger, was eine relevantere und vorteilhaftere Interaktion ermöglicht. Außerdem hat sich die Öffnungsrate von eMails um 38 Prozent erhöht. Der digitale Übergang in diesem Bereich wird es so sowohl medizinischem Fachpersonal als auch Unternehmen ermöglichen, den jeweils richtigen Kontakt schneller ausfindig zu machen. So wird der Zugang zu Kontakten erhöht und die Beziehungen zwischen Ärzten und Pharma-Unternehmen vertieft.
Fazit
Die Fortschritte, die wir im vergangenen Jahr in der Digitalisierung der Pharma-Industrie geschafft haben, waren ein wichtiger Anfang und haben uns gezeigt, dass es auch heute schon Wege gibt, neue Anwendungen und digitale Methoden zu nutzen, um Prozesse zu optimieren und den maximalen Nutzen für Patienten und die Gesellschaft zu erreichen. Die Industrie wird statt der zögerlichen Umsetzung digitaler Lösungen, die uns noch über die letzten Jahre begleitet hat, die Vorteile in der Effizienz und Geschwindigkeit der Digitalisierung erkennen und nach Möglichkeiten suchen, damit diese weiter an Bedeutung gewinnen.
Viele Unternehmen haben bereits den Umstieg auf digitale Prozesse evaluiert und sehen sich nun in der Position, diese auch umzusetzen und zur Weiterentwicklung beizutragen. Gerade im Gesundheitswesen können wir dadurch die Effizienz, Zusammenarbeit und den Austausch zwischen allen Beteiligten erhöhen. Somit wird die gesamte Wertschöpfungskette in der Medikamentenentwicklung auf lange Sicht von digitalen Konzepten profitieren.
*Der Autor: Marc Bauer, Senior Director Strategy Development Cloud bei Veeva.
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