Wie sieht die Zukunft der Medizin aus? Gestatten, mein Name ist Dr. KI
Von der Roboterchirurgie über die Nanomedizin bis hin zu mRNA-Impfstoffen: Neue Technologien haben in den vergangenen Jahren dramatische Fortschritte in der Medizin ermöglicht. An der Schwelle zur Modernisierung des Gesundheitswesens lauern allerdings Stolpersteine. Während IoT, Edge Computing, 5G und Künstliche Intelligenz immer attraktiver werden, lassen übergreifende Datenplattformen noch auf sich warten.

Komplexe Operationen per Telemedizin, Herzen aus dem 3D-Drucker oder Avatare, die Therapien vorschlagen – an der Zukunft der Medizin wird bereits fleißig gearbeitet. Das ist auch dringend notwendig. Zwar verfügt Deutschland im internationalen Vergleich über ein gut funktionierendes Gesundheitswesen, das allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht. Trotzdem stellt der demografische Wandel die Verantwortlichen im Gesundheitswesen wie auch in der Politik vor massive Herausforderungen.
Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Über-65-Jährigen seit 1991 von damals zwölf Millionen auf 18,4 Millionen im Jahr 2021 gestiegen. Die Zahl derer über 85 Jahre hat sich im selben Zeitraum sogar mehr als verdoppelt: 2021 lebten in Deutschland insgesamt 2,6 Millionen Menschen dieser Altersgruppe. Angesichts der sich dramatisch verändernden Alterspyramide steigt natürlich die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen, und in der Folge erhöht sich auch der Finanzierungsdruck. Der seit Jahren vorherrschende Fachkräftemangel und die Tatsache, dass in ländlichen Regionen die Versorgungsqualität ohnehin schon leidet, tun ihr Übriges.
Höhere Lebenserwartung setzt Gesundheitssystem unter Druck
Wenn das deutsche Gesundheitssystem nicht kollabieren soll, ist es dringender als jemals zuvor auf bessere Rahmenbedingungen und technischen Fortschritt angewiesen. Erstere sind die Grundlage, damit nicht jede Klinik und jede Einrichtung das Rad der Digitalisierung neu erfinden muss – was angesichts enger personeller und finanzieller Kapazitäten eine fast unlösbare Aufgabe ist.
Technischer Fortschritt wiederum wird heute von der Digitalisierung getrieben. Mittels Informationstechnologie lassen sich administrative Abläufe automatisieren, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten verbessern sowie die Pflege einer alternden Gesellschaft durch Assistenzsysteme auf lange Sicht sicherstellen.
Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Kombination aus Internet of Things (IoT), Edge Computing, 5G und Künstlicher Intelligenz ein. Der jüngste Mobilfunkstandard beispielsweise sorgt mit seinen extrem niedrigen Latenzzeiten und enormen Bandbreiten, über die gleichzeitig Tausende von Geräten am Netzwerkrand kommunizieren können, dafür, dass die erhobenen Daten nahezu in Echtzeit gesammelt, verarbeitet und ausgewertet werden können.
Was das in der Praxis bedeutet, zeigt die Telemedizin bereits im Kleinen beispielhaft: Millionen von Fitness-Trackern, Smartwatches und Smartphones zeichnen heute Daten darüber auf, wie viel sich die Menschen bewegen, schlafen oder ob Puls, Herzfrequenz und Blutsauerstoff den Normwerten entsprechen. Mit diesen Informationen lassen sich nicht nur der eigene Fitness- und Stresslevel ableiten, vielmehr können erste Anzeichen etwa für ein Vorhofflimmern mit einer hohen Treffsicherheit erkannt werden.
Diese Wearables ersetzen natürlich nicht die Diagnose der Ärztin oder des Arztes, aber die Daten können nützliche Informationen für die weitere Behandlung liefern und stärken das Gesundheitsbewusstsein der Menschen. Mit Hilfe von Online-Sprechstunden erhalten Patientinnen und Patienten darüber hinaus gerade in ländlichen Gebieten einen besseren Zugang zu Spezialisten.
Die Kombination aus Telemedizin, OP-Roboter und Echtzeit-Analytik dank der superschnellen 5G-Verbindungen erlaubt es künftig aber auch, chirurgische Eingriffe außerhalb spezialisierter Krankenhäuser durchzuführen. Zwar führt der Roboter die Operation nicht selbstständig durch – die Bewegungen der Chirurgin oder des Chirurgen, der an der Konsole sitzt, werden jedoch in Echtzeit auf die Computergreifarme übertragen.
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