KBV-Praxisbarometer Technische Probleme hemmen die Digitalisierung
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Die breitere Verwendung digitaler Anwendungen scheitert oft an deren mangelhafter Umsetzung. Zu diesem Schluss kommt das aktuelle Praxisbarometer Digitalisierung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten stehen der Digitalisierung dennoch weiterhin offen gegenüber.

So viel vorab: Sowohl vertragsärztliche als auch vertragspsychotherapeutische Praxen werden immer digitaler. So kommunizieren beispielsweise mittlerweile 36 Prozent der Vertragsärzte „(nahezu) komplett“ beziehungsweise „mehrheitlich“ digital mit ihren Patienten und Patientinnen, bei den Psychotherapeuten sind es sogar 56 Prozent, wie das Praxisbarometer Digitalisierung 2022 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigt. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 30 beziehungsweise 45 Prozent.
Auch die Patientendokumentation läuft bei zwei Dritteln der Praxen bereits in einem hohen Grad digitalisiert. Gerade hier zeigt sich jedoch, dass die unterschiedlichen Praxisarten verschiedene Schwerpunkte bei der Digitalisierung setzen. Während die Hausärzte bereits mit 83,5 Prozent die Patientendokumentation „mehrheitlich“ beziehungsweise „(nahezu) komplett“ digitalisiert haben, sind es bei den psychotherapeutischen Praxen nur 18,5 Prozent. Besonders auffällig, gerade Praxen, die aufgrund ihrer Größe oder ländlichen Lage ein relativ hohes Patientenaufkommen haben, sind in Sachen Digitalisierung meist weiter fortgeschritten.
Digitale Kommunikation vor allem mit Patienten
Dass entsprechende Aussagen jedoch nur Teilaufnahmen des Digitalisierungsstandes darstellen, erkennt man schnell beim Blick auf die Kommunikation der Praxen untereinander und mit Krankenhäusern: Im Vergleich zum Vorjahr (11 Prozent) hat die digitale Kommunikation zwischen Praxen und externen Kollegen im ambulanten Bereich zwar zugenommen, bewegt sich jedoch mit knapp 16 Prozent immer noch auf einem niedrigen Niveau. Die schriftliche Kommunikation mit Krankenhäusern hängt noch weiter hinterher: Lediglich 6,6 Prozent der befragten Praxen haben diese „(nahezu) komplett“ oder „mehrheitlich“ digitalisiert.
Der KIM-Dienst spielt dabei – abgesehen von der verpflichtenden Nutzung für die eAU – noch eine untergeordnete Rolle. Aber immerhin, der Anteil der Praxen, die den KIM-Dienst zur Kommunikation mit anderen Praxen oder ambulanten Einrichtungen nutzen, ist um 13 Prozentpunkte auf 20 Prozent gestiegen.
Nutzen unterschiedlich bewertet
Den größten Nutzen entfaltet die digitale Kommunikation dabei laut zwei Drittel der Praxen in der digitalen Übertragung von Arztbriefen und Befunddaten, bei hausärztlichen und interdisziplinären Praxen auch von Labordaten. Bei der Kommunikation mit Krankenhäusern sehen die Befragten die Vorteile vor allem beim Versand von Entlassbriefen (68 Prozent) und beim Austausch über Behandlungsverläufe sowie Therapieempfehlungen (43 Prozent).
Wirft man einen Blick auf sonstige Digitalisierungsprozesse, herrscht weniger Einigkeit darüber, was nutzbringend ist und was nicht. So betrachten die Vertragsärzte beispielsweise die arztgeführte digitale Akte (50 Prozent), die Fernabfrage medizinischer Daten (46 Prozent), digitale Ausweisversionen wie den Mutterpass (45 Prozent) und digitale Verordnungen/Bescheinigungen (44 Prozent) als sinnvoll, bei den psychotherapeutischen Praxen stehen hingegen Online-Fallbesprechungen (56 Prozent) und digitale Verordnungen/Bescheinigungen (37 Prozent) hoch im Kurs.
Wenig bis keinen Nutzen erkennen Ärzte hingegen bei Apps zur Therapieunterstützung (62 Prozent) oder Sammlung medizinischer Daten (60 Prozent), einer sicheren digitalen Patientenkommunikation über Diagnose/Therapie (61 Prozent) und Online-Fallbesprechungen mit Kollegen (52 Prozent). Psychotherapeuten hingegen erachten die arztgeführte digitale Akte (52 Prozent), eine sichere digitale Patientenkommunikation über Diagnose/Therapie (51 Prozent) und Apps zur Therapieunterstützung als nicht hilfreich.
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