Digitalisierungsprojekte in der Klinik Make, Buy oder Rent?
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Eine McKinsey-Studie geht davon aus, dass allein in der stationären Krankenhausversorgung durch Produktivitätssteigerungen aufgrund der Digitalisierung bis zu 12,4 Milliarden Euro eingespart werden könnten. Doch die Anforderungen an entsprechende Systeme werden zunehmend komplexer und die Häuser sehen sich oftmals vor einer Entscheidung: Selbst entwickeln oder kaufen?

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und bietet Krankenhäusern eine Fülle von Chancen. Sie ermöglicht eine bessere Versorgungsqualität, eine informierte Behandlungssituation für Patienten sowie Personal und kann erhebliche Kosteneinsparungen bringen. Die Anforderungen und Erwartungen an Digitalisierungsprojekte sind hoch: Sie sollen vernetzen, Innovationen vorantreiben, einfach zu bedienen sein und sich nahtlos in existierende System-Landschaften und Prozesse einfügen. Zudem müssen immer größere Mengen an Daten gespeichert und verteilt werden. Neben klassischen Hardware- und Software-Ansätzen stehen mittlerweile auch moderne Cloud-Technologien und SaaS-Modelle hierfür zur Verfügung. In diesem Zusammenhang stellt sich eine zentrale Frage: Make, Buy or Rent?
Make or Buy – Softwareentwicklung und Bereitstellung
Medizinische Einrichtungen können zwischen verschiedenen Ansätzen wählen, um Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Dabei stehen zwei eng miteinander verknüpfte Entscheidungen im Raum: Zum einen die Entscheidung, ob ich die benötigten Softwarelösungen selbst entwickeln, und zum zweiten die Entscheidung, wie ich die Software bereitstellen möchte.
Die Softwareentwicklung ist die erste Entscheidung. Soll die benötigte Software intern entwickelt oder eine im Markt vorhandene Lösung gekauft werden? Wenn eine medizinische Einrichtung sehr spezifische Anforderungen hat, die von keiner vorhandenen Software erfüllt werden können, kann die Entwicklung einer eigenen Lösung sinnvoll sein. In der Regel ist der Erwerb einer vorhandenen Software jedoch die bessere Wahl, da Softwareentwicklungsprojekte – selbst vermeintlich einfache – sich in der Realisierung oft schwieriger darstellen als anfangs gedacht. So kommt es häufig zu Verzögerungen und erhöhten Entwicklungskosten. Auch ein Softwarewechsel bei sich verändernden Bedarfen ist bei einer Kaufsoftware einfacher.
Die Art der Bereitstellung ist die zweite Entscheidung und betrifft den Betrieb der Software. Hier gibt es ebenfalls zwei Optionen: die Bereitstellung auf einem eigenen Server im Rechenzentrum der medizinischen Einrichtung oder den Betrieb in der „Cloud” auf einem Server in einem externen Rechenzentrum, welcher wahlweise selbst gewartet wird oder durch den gewählten Anbieter. Das bedeutet: Auch wenn eine Software auf einer VM (Virtual Machine) in einem Cloud-Rechenzentrum läuft, müssen je nachdem Updates, Patches, etc. durchgeführt werden.
Rent: Neue Möglichkeiten durch Software-as-a-Service
Zusätzlich zum klassischen Kauf einer Software und deren Eigenbetrieb steht bei nicht selbst entwickelter Software zunehmend eine dritte Option zur Wahl: Die Nutzung der Software als Service aus der Cloud (SaaS-Modell). In diesem Modell werden sowohl die Software als auch deren Bereitstellung vom Anbieter als Dienstleistung bezogen – in der Regel gegen eine monatliche Gebühr. Der Betrieb und die Pflege von Software und Servern fallen damit auf Seiten der medizinischen Einrichtung komplett weg. Die lizenzierte Software muss nur noch konfiguriert werden, etwa indem Rechte entsprechend einzelner Rollen eingeschränkt oder Verbindungen zu anderen Lösungen hergestellt werden.
Welche Faktoren sollten bei einer Entscheidung berücksichtigt werden?
- 1. Individualisierung vs. Flexibilität:
Die Wahl zwischen „Make“, „Buy“ oder „Rent” einer Software hängt von den jeweiligen Anforderungen der medizinischen Einrichtung ab. Sind diese sehr spezifisch, kann die Entwicklung einer eigenen Software die beste Option sein. In der Mehrheit der Anwendungsfälle wird jedoch der Kauf beziehungsweise die Lizenzierung einer vorhandenen Software ausreichend sein, da hier ein Wechsel einfacher möglich ist und kein Entwicklerteam benötigt wird.
- 2. Personelle Situation:
Die personelle Situation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Große medizinische Einrichtungen mit einer umfangreichen IT-Abteilung haben möglicherweise die Personalkapazitäten, um eine eigene Software zu entwickeln und zu pflegen. Einrichtungen dagegen, die personell und monetär stärker begrenzt sind, profitieren vor allem von SaaS-Lösungen, da nicht nur die Entwicklungsaufwände wegfallen, sondern auch die Wartung und Pflege der Software selbst.
- 3. Budget-Situation:
Der dritte entscheidende Faktor ist das vorhandene Budget. Einrichtungen, die größere investive Ausgaben bewältigen und langfristig sowohl die Software- als auch die Hardware-Pflege stemmen können, können die Entwicklung und den Betrieb eigener Lösungen in Betracht ziehen. Einrichtungen mit begrenzten Investitionsmöglichkeiten, die flexibel bei der Wahl der Software bleiben möchten, sind besser beraten, Softwarelizenzen zu kaufen oder SaaS-Lösungen einzusetzen.
Interoperabilität & Datenzugriff
Da Daten die Basis für digitale Anwendungen sind, muss die IT-Infrastruktur bzw. die gewählte Betriebslösung für das Datenmanagement mit allen vorhandenen Kommunikations- und Informationssystemen kompatibel sein, um einen reibungslosen Datenfluss zu gewährleisten. Sichere offene Plattformen und ein berechtigungsbasierter Datenzugriff sind der Schlüssel, damit moderne Software ihren vollen Nutzung entfalten kann. Dies ermöglicht eine nahtlose Zusammenarbeit und einen Informationsaustausch zwischen den verschiedenen medizinischen Einrichtungen und Experten im Gesundheitswesen.
Fazit
Die Entscheidung zwischen „Make, Buy or Rent“ einer Software und des zugehörigen Betriebsmodells hängt von verschiedenen Faktoren ab wie den individuellen Anforderungen, der personellen Situation und dem Budget einer medizinischen Einrichtung. Es gibt keine „One fits all”-Lösung. Unabhängig von einer „Make, Buy or Rent”-Entscheidung ist vor allem eine gut durchdachte Digitalisierungsstrategie essentiell, um medizinische Daten sicher und effizient nutzbar zu machen und dadurch letztendlich die Patientenversorgung zu verbessern.
Tobias Anger
Chief Technology Officer der Telepaxx Medical Data GmbH
Bildquelle: Telepaxx Medical Data GmbH
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