Alarmstufe Rot: Informationskampagne der DKG und Landeskrankenhausgesellschaften beginnt Krankenhausgesellschaften fordern umgehende Hilfe

Von Nicola Hauptmann

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Die Krankenhausgesellschaften machen mobil: Mit bundesweiten Aktionen wollen sie auf die bedrohte wirtschaftliche Lage der deutschen Kliniken aufmerksam machen. Einen ersten Überblick gab die Pressekonferenz der DKG zum Aktionsstart.

„Wir brauchen jetzt kurzfristige finanzielle Hilfe und langfristig vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen"
„Wir brauchen jetzt kurzfristige finanzielle Hilfe und langfristig vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen"
(© upixa – stock.adobe.com)

Agierten die Krankenhäuser während der Pandemie schon an der personellen Belastungsgrenze, so sehen sie sich nun angesichts der stark steigenden Energiepreise am Rande ihrer finanziellen Belastungsgrenzen. Wie ernst die Lage ist, verdeutlicht Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), gleich zu Beginn der Pressekonferenz am 5. September: Die Frage, ob sie die aktuellen Kostensteigerungen noch mit regelhaften Erlösen dauerhaft finanzieren können, beantworten 96 Prozent der befragten Krankenhäuser mit „Nein“. Knapp 40 Prozent bewerten ihre Liquiditätssituation bereits jetzt als kritisch. Die Zahlen basieren auf einer Umfrage des Krankenhausinstituts im August dieses Jahres unter 274 Krankenhäusern.

Während für 2022 eine Steigerung der Einnahmen für die Kliniken von 2,32 Prozent vorgesehen sei, liege die Inflation schon jetzt bei knapp acht Prozent und werde auf zehn Prozent steigen, erläutert die DKG.

Anders als Unternehmen können die Kliniken die Kostensteigerungen nicht durch Preiserhöhungen weitergeben, Einsparungen bedeute daher für Krankenhäuser: Personalkürzungen. An vielen Orten drohe auch die Schließung von Krankenhäusern – mit negativen Folgen für die Versorgungssicherheit.

Präsentiert wurde neben Musterrechnungen für einzelne Krankenhäuser auch eine Prognose für den Gesamtfehlbetrag für 2023. Kosten in Höhe von 76,68 Milliarden Euro stünden demnach Erlöse von nur 67,66 Milliarden Euro gegenüber. Der fehlende Betrag von rund 9 Milliarden Euro entspräche etwa 100.000 Vollzeitstellen.

"Wir brauchen jetzt kurzfristige finanzielle Hilfe, und langfristig vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen. Wenn der Gesundheitsminister jetzt nicht hilft, wird sich der kalte Strukturwandel mit seinen Krankenhaus-Schließungen dramatisch weiter verschärfen. Dann gefährdet er die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung", so Gaß.

DKG fordert sofortigen Inflationsausgleich

Die DKG fordert daher einen umgehenden Inflationsausgleich und hat auch einen Vorschlag für die schnelle und unbürokratische Umsetzung parat – in Form eines Rechnungsaufschlags auf die Krankenhausrechnungen. Die Kosten dürften aber nicht bei den Krankenkassen landen, sondern müssten vom Bund in Form eines höheren Zuschusses für die Kassen übernommen werden.

Auch die Länder, die seit Jahrzehnten nur einen Bruchteil der Kosten trügen, müssten langfristig ihrer gesetzlichen Verpflichtung nach ausreichender Finanzierung der Klinik-Investitionskosten nachkommen.

Digitalisierungsschub und Bürokratie-Abbau

Ungelöst ist nach wie vor das Problem des Personalmangels. Auch hier hat die DKG deutliche Kritikpunkte: „Wir brauchen einen Befreiungsschlag. Zum einen müssen wir endlich entbürokratisieren und die Misstrauenskultur beenden", sagt Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG. Dass Pflegekräfte und Ärzte drei Stunden täglich mit oft unnötigen Dokumentationsarbeiten verbringen müssten, sei inakzeptabel. Statt kleinteiliger Personalvorgaben benötigten Teams in den Krankenhäusern, die täglich die Versorgung der Patientinnen und Patienten stemmen, Vertrauen und Handlungsspielraum für ihre Einsatzplanungen. "Zum anderen brauchen wir einen großen Digitalisierungsschub, um unser Personal zu entlasten", so Neumeyer weiter.

In den kommenden Wochen will die DKG gemeinsam mit den Landeskrankenhausgesellschaften an vielen Orten des Landes Gesprächsangebote für Presse und Öffentlichkeit organisieren. Ihre Forderungen an die Politik will sie zudem mit einer Online-Petition bekräftigen.

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