Interoperabilität London: Neue Wege in der Notfallhilfe

Ein Gastbeitrag von Björn Lehnhoff Lesedauer: 4 min

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Während hierzulande über die technische Ausgestaltung der elektronischen Patientenakte (ePA) debattiert wird, lohnt der Blick nach London. Die britische Metropolregion hat in nur sieben Monaten die zwei neuen Patientenakten „London Care Record“ und „Universal Care Plan“ eingeführt, um die Notfallmedizin in der gesamten Region zu verbessern.

Der Blick ins Ausland zeigt, Deutschland ist im internationalen Vergleich Nachzügler bei der elektronischen Patientenakte
Der Blick ins Ausland zeigt, Deutschland ist im internationalen Vergleich Nachzügler bei der elektronischen Patientenakte
(Bild: Better Deutschland GmbH)

Mangelnde Akzeptanz, Datenschutzbedenken und technische Herausforderungen sind die drei größten Hindernisse bei der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). Wie es anders geht, zeigt das sogenannte OneLondon-Projekt aus Großbritanniens Hauptstadt. In London hat Better, ein Anbieter von Open-Data-Plattformen aus Slowenien mit Niederlassung in Hamburg, eine digitale Lösung für die Notfallbehandlung implementiert.

Innerhalb von sieben Monaten bekam die britische Metropolregion die zwei neuen Patiententakten „London Care Record“ und „Universal Care Plan“, um die Notfallversorgung der mehr als 10,5 Millionen Menschen aus fünf verschiedenen Pflegesystemen zu verbessern. Pflege- und Versorgungswünsche für Notfallsituationen sollen dadurch mit Gesundheits- und Pflegefachkräften geteilt werden können.

Initiator ist die „Pan London Strategic Commissioning Group (SCG)“, die das Vorzeigeprojekt im Dezember 2021 gestartet hat. Better wird von den IT-Unternehmen Atos, ReStart, CareIS, XYCare und FreshEHR bei der Umsetzung unterstützt. An OneLondon beteiligen sich über 40 Organisationseinheiten des britischen Gesundheitssystems National Health Service (NHS), 1.400 Allgemeinarztpraxen und 33 lokale Behörden. Bislang haben 53.316 Londoner und Londonerinnen einen individuellen Pflegeplan angelegt.

Die Gesundheitsdaten können in der Digital-Health-Plattform von Better strukturiert und außerhalb von Programmen gespeichert werden. OpenEHR steht für „open Electronic Health Record“ und ist ein internationales Datenmodell, das für die Aufbewahrung und Verwaltung von elektronischen Gesundheitsdaten (EHR) entwickelt wurde. Im deutschen Gesundheitssektor wird aktuell jedoch noch zu sehr am Status quo festgehalten, statt die Vorteile von openEHR-Datenmodellen, einer Cloud oder Managed Service zu nutzen.

London will gesündeste Stadt der Welt werden

Das Beispiel London zeigt, wie durch eine Digital-Health-Plattform medizinisches Personal in Echtzeit auf Informationen innerhalb der E-Akte zugreifen kann. Die transformative Lösung „Universal Care Plan“ wurde vor Kurzem mit dem „Health Tech Digital Award 2023“ in der Kategorie „Digital Transformation Project of the Year“ gewürdigt. Der Award wird von der auf Gesundheitstechnologie spezialisierten Agentur Reborn Marketing aus Cornwall verliehen. Londons Vision ist es, die gesündeste Stadt der Welt zu werden.

Die Lösung für einen flexiblen Informationsaustausch ist notwendig geworden, da bei der Versorgung von Patienten und Patientinnen sowie Pflegenden oft mehrere Fachkräfteteams beteiligt sind, die über verschiedene Organisationen und Disziplinen hinweg zusammenarbeiteten, etwa in Hausarztpraxen, Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen, wie Gary McAllister, London Chief Technology Officer beim National Health Service (NHS) von England, schildert.

Ziel des britischen Projekts – dem eine Bevölkerungsbefragung vorausging – ist es, die Interoperabilität zwischen den verschiedenen Gesundheits-IT-Systemen zu verbessern und zu gewährleisten, dass Gesundheitsdaten sicher und effektiv ausgetauscht werden können. Denn in Großbritannien gibt es verschiedene Arten von elektronischen oder digitalen Gesundheitsakten, die von verschiedenen Organisationen und Dienstleistern angeboten werden.

Gemeinsame Datengrundlage verringert das Risiko von Doppelarbeit

Standardisierte Datenmodelle sind ein wichtiger Schritt in Richtung digitale Gesundheitsversorgung. Sie tragen dazu bei, das gesellschaftliche Gesundheitsmanagement zu unterstützen. Gleichzeitig können sie als Strategie dabei helfen, gesundheitliche Ungleichheit zu bekämpfen. Auch können Ärzte und Ärztinnen mit den Datenmodellen Patientengruppen identifizieren, die möglicherweise eine frühzeitige Versorgung benötigen.

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